Wie tief sind die Gräben wirklich?

„Zerrissene Republik“, „Tiefe Spaltung der Gesellschaft“ – so oder so ähnlich lautet der Tenor der Berichterstattung in- und ausländischer Medien nach der „Richtungswahl“ zur österreichischen Bundespräsidentschaft. Über ganze 31.000 Stimmen Vorsprung vor seinem „rechten“ Widersacher durfte sich der Politrentner Van der Bellen am Ende freuen. Angesichts des Schulterschlusses aller politischer Kräfte, die sich auf Seiten des Guten wähnen und sich daher für ihn stark gemacht haben, ist das ein peinlich schwaches Ergebnis, wie mittlerweile auch den edelsten aller Bessermenschen dämmert.

Was hat es nun mit der „Spaltung“ und der „Zerrissenheit“ der Republik auf sich? Besteht sie tatsächlich oder handelt es sich bei der inszenierten Erregung um einen Sturm im Wasserglas?

Die stark unterschiedlichen Wahlresultate in Stadt und Land einerseits sowie bei männlichen und weiblichen Wählern andererseits lassen sich nicht wegdiskutieren. Dass in schadstoffreicher Stadtluft linke Ideen besser gedeihen und Frauen dafür eher zu begeistern sind als Männer, ist indes nichts Neues. Linke leben nun einmal in der Stadt und nicht auf dem Dorf und politisch interessierte oder gar aktive Frauen trifft man in den Reihen der Grünen oder in anderen Linksparteien eben wesentlich häufiger an als bei konservativen oder liberalen Kräften. Das war so, ist so und wird sich so bald auch nicht ändern.

Dass die Wähler Van der Bellens im Schnitt über höhere Bildungsabschlüsse verfügen als diejenigen, die Norbert Hofer den Vorzug geben, mag ebenfalls stimmen. Allerdings muss man wissen, dass im Land der Hämmer ein höherer Bildungsabschluss traditionell auch mehr Staatsnähe bedeutet. „Wer in Österreich studiert hat, will Beamter werden“, so der Historiker Lothar Höbelt.

Er trifft damit den Nagel auf den Kopf. Die Massenuniversitäten produzieren Unmengen von Absolventen überflüssiger Orchideenfächer – Akademiker, die für die Wirtschaft unbrauchbar sind, der Marktwirtschaft und dem „Kapitalismus“ kritisch bis feindselig gegenüberstehen und zeitlebens niemals an der Wertschöpfung teilnehmen.

Das unterscheidet sie von den „einfachen“ Hofer-Wählern, die großteils produktiv tätig und (vielfach als Selbständige) jenen Fährnissen des Marktes ausgesetzt sind, von denen die anderen allenfalls aus Büchern und Zeitungen etwas wissen. Diese „einfachen“ Menschen sind zwar diejenigen, die mit ihren (Steuer-)Leistungen dafür sorgen, dass parasitär lebende Linke ein unbeschwertes Leben führen können, ernten dafür aber nichts als Geringschätzung und Verachtung des in Ämtern, Kirchen, NGOs, Redaktionen und Künstlerzirkeln sitzenden akademischen Lumpenproletariats.

Insofern hat die Diagnose einer „Spaltung“ der Republik schon ihre Richtigkeit. Allerdings besteht diese nicht erst seit der Präsidentschaftswahl, sondern wurde dadurch nur offensichtlich. Außerdem handelt es sich um kein nur auf dem Nordbalkan anzutreffendes Phänomen, sondern gilt EU-weit.

Es darf indes ein anderer Aspekt nicht aus den Augen verloren werden, der diese Diagnose relativiert: Vier der sechs im Nationalrat vertretenen Parteien, haben den linken Kandidaten unterstützt – auch die angeblich „bürgerliche“ ÖVP. Die vermeintlich „rechten“ Freiheitlichen, die Norbert Hofer ins Rennen geschickt haben, erfreuten sich lediglich der vernachlässigbaren Unterstützung des „Teams Stronach“.

Ein Blick in die Parteiprogramme zeigt, dass es sich bei allen sechs Parteien faktisch um sozialistische oder sozialdemokratische Gruppierungen handelt. Allesamt stehen sie für eine rigorose Bevormundung der Bürger in Fragen der Arbeitszeit, der Bildung, bei den Pensionen und im Gesundheitssystem. Alle treten für einen progressiven Tarif bei der Einkommenssteuer und eine massive „soziale Umverteilung“ ein.

Österreich ist – wie der Rest Eurolands (mit kleinen Einschränkungen in einigen Staaten des ehemaligen Ostblocks) – vollständig sozialdemokratisiert. Liberale oder gar libertäre Kräfte sucht man hier – anders als in den USA – vergebens. Für einen radikalen Rückbau der krebsartig wuchernden Bürokratie, den Abbau konfiskatorischer Steuern und ein Ende der unerträglichen Gängelung mündiger Bürger durch die Staatsgouvernante tritt keine dieser Parteien in glaubwürdiger Weise ein. Auch die Freiheitlichen nicht. Die stehen nämlich, wie der Sozialsprecher und ideologische Mastermind Herbert Kikl betont, „verteilungspolitisch links“.

Wie tief sind die Gräben also tatsächlich, von denen die österreichische Gesellschaft durchzogen sein soll?

Die Gräben beschränken sich in Wahrheit auf den auch in jedem anderen Staat bestehenden Gegensatz zwischen denen, die Steuern zahlen und denen, die davon leben. Dass diejenigen, die schon den – gewaltig großen und stetig wachsenden – Sektor der Unproduktiven durchzufüttern haben, wenig Lust haben, auch noch jährlich Zehntausendschaften von Sozialtouristen aus Afrika und dem Orient zu versorgen, kann kaum verwundern. Die bestehenden Benefiziare des Wohlfahrtsstaates aber haben leider noch immer nicht begriffen, dass jeder zusätzliche (ausländische) Esser die Ausgabe ihrer eigenen Wohlfahrtsschecks zunehmend gefährdet. Wer niemals für sein Geld arbeiten musste, entwickelt für diesen offensichtlichen Zusammenhang eben keinerlei Gespür und meint, der zu verteilende Kuchen falle einfach vom Himmel.

Der „tiefe Graben“ zwischen den Lagern, lässt sich somit am Ausmaß der staatlichen Umverteilung festmachen. Während die Linken die Segnungen des Wohlfahrtsstaates den Mühseligen und Beladenen der ganzen Welt zukommen lassen möchten (ohne dafür selbst auch nur den geringsten Beitrag zu leisten), wollen die „Rechten“ das den „Reichen“ und „den Besserverdienern“ gestohlene Geld lediglich unproduktiven eigenen Volksgenossen zugeschanzt wissen. Umverteilung ja – aber nicht an Neger und Levantiner – so könnte man diese Haltung zusammenfassen.

Die Linke wähnt sich, wie immer, im alleinigen Besitz der Moral. Diese arrogante Selbsteinschätzung gründet darauf, dass sie – noch hemmungsloser als die „Rechten“ – fremdes Gut enteignen und an Menschen umverteilen wollen, die zu dessen Produktion nichts beigetragen haben oder je beitragen werden. Dass sie mit dem massenhaften Import von Analphabeten aus Afrika und Asien verlorengegangene autochthone Wähler zu ersetzen trachten (wie sie das bereits seit geraumer Zeit erfolgreich tun – die Ergebnisse der zurückliegenden Wahlen sind der nächstliegende Beweis), ergänzt lediglich den blanken Irrsinn durch Niedertracht.

Fazit: Nicht die Tiefe der Gräben zwischen den Lagern ist das Problem, sondern der völlige Mangel an Einsicht, dass auf dem Boden des bestehenden Systems eine Wende zum Besseren schlicht unmöglich ist.

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

 

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