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Inhomogene Lerngruppen helfen niemandem

Der Evaluationsbericht zur „Neuen Mittelschule“, der im März 2015 präsentiert wurde, beinhaltet viele der seit Jahrzehnten gemachten Erfahrungen: Der Unterricht extrem leistungsinhomogener Lerngruppen hilft niemandem. Die enormen zusätzlichen Ressourcen, die der NMS zur Verfügung gestellt werden, konnten bestenfalls den Schaden ausgleichen, der durch das Verbot der in den Hauptschulen gelebten Leistungsgruppen verursacht wurde.

Die wichtigsten:

Erkenntnisse der vom Unterrichtsministerium in Auftrag gegebenen und im März 2015 präsentierten Evaluation der Neuen Mittelschule:

„Eine relative Verbesserung der Situation der leistungsschwächeren Schülerinnen und Schüler lässt sich mit diesen Ergebnissen nicht argumentieren; die Ergebnisse weisen vielmehr überwiegend in die umgekehrte Richtung.“ (Ferdinand Eder u. a.) [1]

„Überproportional viele Schülerinnen und Schüler geben in der NMS explizit an, dass sie keine positiven Schulerfahrungen zu berichten hätten; in diesem Punkt unterscheiden sie sich stark von der AHS, wo dieser Schüleranteil deutlich unter der statistischen Erwartung liegt.“ (Ferdinand Eder u. a.)[2]

Als unerwünschte Effekte erweisen sich partielle Überforderung von Leistungsschwächeren sowie partielle Unterforderung von Leistungsstärkeren – mit einer Tendenz zur Nivellierung des Anforderungsniveaus und der Leistungsbeurteilungskriterien nach unten.“ (Herbert Altrichter u. a.)[3]

Leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler berichten von mehr Überforderung und mehr Frustration durch den Unterricht, sind häufiger Täter und/oder Opfer von Gewalt und zeigen mehr abweichendes Verhalten. (Ferdinand Eder)[4]

Die Unterschiede im Erleben der Schule zwischen den Leistungsstärkeren und den Leitungsschwächeren sind in der NMS durchgehend etwas größer als in der Hauptschule.(Ferdinand Eder u. a.)[5]

„Schüler/innen aus Familien mit einem höheren Sozialstatus erzielen bessere Leistungen als Klassenkolleg/innen mit geringerem Status. Die Effekte fallen durchwegs substanziell aus.“ (Christoph Weber u. a.)[6]

Auch die Evaluation des vom Land Vorarlberg unternommenen Projekts „Schule der 10- bis 14-Jährigen in Vorarlberg“ brachte in seinem im November 2014 erschienenen Projektbericht wohl nicht die vom Auftraggeber erwünschten Ergebnisse, sondern zeigte ein sehr hohes Maß an Zufriedenheit von Schülern und Eltern mit ihren bestehenden Schulen:

„Eindrücklich ist die hohe Anzahl der Eltern, die ihr Kind an der jeweiligen Schule in guten Händen wissen: 91 % der Eltern NMS und 90% der Eltern AHS können dies bejahen. 85 % der Eltern NMS und 88 % der Eltern AHS würden ihr Kind auch an dieser Schule wieder anmelden.“[7]

„Insgesamt zeigt sich ein sehr hohes Vertrauen der Eltern in die Schule ihres Kindes, unabhängig davon, ob das Kind an der NMS oder einer AHS ist.“[8]

„81 % der SchülerInnen in der 6. und 8. Schulstufe an einer NMS und 84 % an der AHS sagen, sie seien mit ihrer Schule sehr zufrieden bzw. zufrieden.“[9]

„Wenn Schülerinnen und Schüler gefragt werden, welche Schule sie wählen würden, wenn sie diese selbst aussuchen könnten, antworten sie zu einem hohen Prozentsatz, dass sie die eigene Schule wieder wählen würden. Konkret: 79 % der Schüler/innen an einer NMS würden, wenn sie selbst frei wählen könnten, wieder ihre eigene Schule wählen, bei den Schülerinnen und Schüler an einer AHS sind dies 87 %.“[10]

„Ohne Unterschied in NMS und AHS ist die Zufriedenheit der Eltern mit der Schule ihres Kindes gleichermaßen hoch: 90 % der Eltern wissen ihr Kind in guten Händen, über 80 % der Schüler/innen der NMS und der AHS sind mit ihrer Schule zufrieden.“[11]

„90 % der Schüler/innen der NMS und der AHS sagen, dass sie sich in ihrer Klasse immer/meistens wohlfühlen.“[12]

Frankreich und England: Große Ungerechtigkeiten

Frankreich und England, die klassischen Gesamtschulstaaten Europas, haben hingegen die sozial ungerechtesten Bildungssysteme:

„On average across OECD countries, about 15 % of the variation in students’ mathematics performance can be explained by their socio-economic background. The countries where the variation in PISA mathematics performance can be explained to a larger extent by socio-economic background are the Slovak Republic, Chile, Hungary and France.“ (OECD)[13]

„In all three subjects, England has a relatively large difference in the performance of lowest and highest achievers; this difference is greater than the OECD average. From 2009 to 2012, the gap between low and high achievers increased in all three subjects.“ (Gabriela Moriconi u. a.)[14]

„PISA surveys show that France is one of the countries in which the school system contributes most to widening inequalities.“ (EU-Kommission)[15]

„The correlation between disadvantage and poor academic attainment is particularly strong in the UK.“ (Univ.-Prof. Dr. Timothy Besley u. a.)[16]

 

Mag. Gerhard Riegler ist Vorsitzender der Österreichischen Professorenunion.

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Fußnoten: 

[1] S. 151

[2] S. 236

[3] S. 436

[4] S. 458

[5] S. 458

[6] S. 373

[7] S. 74

[8] S. 74

[9] S. 78

[10] S. 78

[11] S. 162

[12] S. 162

[13] Government at a Glance 2015 (2015), S. 186

[14] Supporting teachers and schools to promote positive student behaviour in England and Ontario (Canada) (2015), S. 46

[15] Investing in children: Breaking the cycle of disadvantage. A study of national practices (2014), S. 72

[16] Investing for Prosperity: Skills, Infrastructure and Innovation, in: National Institute Economic Review, No. 224, Mai 2013, R6

 

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