Immer wieder wird meist von Vertretern der Wirtschaft die Forderung erhoben, man möge doch den Kindern in den Schulen mehr wirtschaftlichen Sachverstand vermitteln. Immerhin erklärt ein Großteil der Erwachsenen bei einschlägigen Befragungen, in wirtschaftlichen Angelegenheiten wenig bis gar nicht informiert zu sein. Außerdem wird der Großteil der Schüler doch später auf der immer ungemütlicher werdenden freien Wildbahn des Marktes bestehen müssen (nicht jeder kann schließlich beamteter Radfahrbeauftragter oder Umverteilungsbürokrat werden) und sollte daher zumindest über rudimentäre Kenntnisse der wichtigsten Grundbegriffe des Wirtschaftens verfügen.
Das ist eine zwar grundsätzlich sinnvolle Idee, verkennt jedoch leider die Realität des öffentlichen Schulsystems, das in den letzten Jahrzehnten von einer aus allen Poren Sozialismus ausdünstenden Zwangsschulkamarilla zu einem zutiefst marktfeindlichen Gehirnwäsche- und Indoktrinationsvehikel umfunktioniert wurde. Wer´s nicht glaubt, werfe einen Blick in das Schulbuch „Geospots“ für den Geographie- und Wirtschaftskundeunterricht der 7. und 8. Schulstufe. Dort findet sich eine Graphik „Überblick: Verschiedene Wirtschaftstheorien“.
Daran fällt spontan dreierlei auf: Der Umstand, dass man peinlicherweise nicht einmal imstande ist, den Namen eines Nobelpreisträgers (Friedman) richtig zu schreiben, ist noch das geringste Übel. Dass allerdings gleichrangig neben Marx, den Nobelpreisträgern Hayek und Friedman sowie dem wirkungsmächtigsten Ökonomen des 20. Jahrhunderts, Keynes, der Philologe und Attac-Aktivist Christian Felber genannt wird, ist indes geradezu abenteuerlich. Den Tupfen auf dem i bildet schließlich der Umstand, dass dessen „Gemeinwohlökonomie“, als einzige der genannten Theorien, in Fettdruck dargestellt wird.
Dass sich das Unterrichtsressort seit 1970 mit einer eher kurzen Unterbrechung in der Hand der Sozialisten befindet, ist nicht zu übersehen. Was ein in der Wolle gefärbter Roter ist, der schreckt eben auch vor der unverschämtesten Desinformation nicht zurück. Denn hier geht es den Verantwortlichen ganz offensichtlich darum, wieder einmal den „Neoliberalismus“ zum Gottseibeiuns zu erklären und die Schüler zugunsten eines ultralinken Hirngespinsts zu beeinflussen. Mit einem „Heranführen an alternative Theorien“, wie das die für die Approbation von Lehrmitteln zuständige Ministerialrätin im Unterrichtsministerium wortreich erklärt, hat das gar nichts zu tun – zumal im Fall der „Gemeinwohlökonomie“ von „Theorie“ auch bei größtem Wohlwollen keine Rede sein kann. Es ist begründungslos geäußerte Phantasie eines auf dem Gebiet der Volkswirtschaftslehre dilettierenden Träumers.
Da es keine Schande ist, Herrn Felber nicht zu kennen, ein paar Worte zu einigen der Unwahrheiten und/oder Irrtümer, die er kolportiert:
- „Neoliberalismus ist eine (…) Reinform des Kapitalismus.“ Falsch! „Neoliberale“ wünschen sich einen starken Staat, während „reine Kapitalisten“ eine staatsfreie Privatrechtsgesellschaft vorziehen.
- „Die Kapitalvermehrung [im Kapitalismus] ist Selbstzweck.“ Falsch! Jeder Unternehmer, der nicht die Konsumentenwünsche bestmöglich befriedigt, ist schnell weg vom Fenster. Kapitalvermehrung ist daher die Folge kundenorientierter Produktion und kein Selbstzweck.
- Die Staaten werden seit 2000 schlanker. Falsch! Nie zuvor haben die Staaten ihre Insassen brutaler ausgepresst als heute. Maximale Steuererträge bei gleichzeitig wachsenden Schuldengebirgen sind allerdings das Gegenteil eines Beweises für eine erfolgreiche Schlankheitskur der Staaten.
Ein kurzer Streifzug durch ein paar der skurrilen Ideen, die Felber in Büchern wie „Die Gemeinwohl-Ökonomie“ oder „50 Vorschläge für eine gerechtere Welt / Gegen Konzernmacht und Kapitalismus“ formuliert: Hier plädiert er etwa für eine Halbierung der Arbeitszeit, diagnostiziert einen „Gegensatz zwischen Wettbewerb und Kapitalismus“, tritt u. a. für ein steuerfinanziertes, bedingungsloses Grundeinkommen ein und träumt von einer sämtliche Aktivitäten der Wirtschaftstreibenden weltweit kontrollierenden und steuernden Superbürokratie. All das natürlich streng gendergerecht, antidiskriminatorisch und demokratisch.
Eine derartige Menge von Gedanken, die durch keinerlei Realismus getrübt sind, findet man selten zwischen Buchdeckeln. Nur ein Mensch, der nie im Leben einen Betrieb von innen gesehen, geschweige denn jemals mit eigenen Mitteln, auf eigene Initiative und auf eigenes Risiko unter Wettbewerbsbedingungen und Knappheitsverhältnissen wirtschaftlich tätig war – dafür aber das Prinzip des menschlichen Handelns vollständig verkennt - ist imstande, derartige Vorstellungen zu entwickeln. Die von Felber präsentierten Gedanken sind vielmehr typisch für marktferne, staatsverliebte Zentralbürokaten.
Einen linken Utopisten wie ihn gleichwertig neben Keynes, Friedman und Hayek zu stellen ist, als ob man in einem Beitrag über Titanen der Physik neben Newton, Einstein, Heisenberg und Schrödinger, Conchita Wurst oder Muhammad Ali nennen würde.
Wer fordert, dass mehr Wirtschaftswissen in staatlichen Schulen vermittelt werden sollte, muss sich darüber im Klaren sein, dass dabei hochgradig linksideologisch befrachtete Utopien präferiert und den Kindern der nüchterne Blick auf die Gegebenheiten in einer von Knappheit geprägtem Welt vernebelt würde.
Das beste Heilmittel für das Schulsystem wäre (und zwar nicht nur im Hinblick auf die Vermittlung von Wirtschaftswissen!) – wie sich schon am Beispiel des Telekommunikationssektors gezeigt hat – eine radikale Privatisierung. So lange das Schulwesen aber als wettbewerbsfreie, geschützte Werkstätte organisiert ist, in der parasitär lebende Staatsagenten das Sagen haben, die auf den Bedarf der Kunden (Schüler) keinerlei Rücksicht zu nehmen brauchen, werden weiterhin konsequent falsche Inhalte vermittelt werden. Und das zu exorbitanten Kosten.
Die Betreiber von Privatschulen dürfen sich die Hände reiben. Ihr Geschäftsmodell wird in den nächsten Jahren von Erfolg zu Erfolg eilen.
Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.