Viele Politiker haben Angst vor Veränderung und davor, den Job zu verlieren. Sie fügen sich in ein diktatorisches System ihrer Führer ein. Wir brauchen mehr Initiativen, die Menschen und Politikern die Angst nehmen. Deshalb habe ich das Buch „Auf der Todesliste des IS“ geschrieben. Ich zeige darin als Islam-Insider und -Reformer, als bedrohter Warner vor Radikalismus und Terror, ausgehend von meiner persönlichen Situation sehr anschaulich und auch für den Normalbürger gut nachvollziehbar die Bedrohung auf, die über Europa schwebt.
Es gibt Hinweise auf die über ganz Europa gespannten Netzwerke der Muslimbrüder. Sie haben seit Jahren gezielt und unaufhaltsam die kulturellen und politischen Institutionen der einzelnen Regierungen unterwandert, indem sie geschickt die westliche Toleranz und Offenheit für ihre Zwecke genutzt haben und sie nutzen sie weiter.
Sehr früh habe ich auf die Aktivitäten des salafistischen Predigers Ebu Tejma aufmerksam gemacht. Er wurde bereits 2013 in einer umfassenden Studie der Landesverteidigungsakademie im Zusammenhang mit extremistischen Strömungen erwähnt. Jetzt, drei Jahre später, steht er in Graz im Zentrum des größten Dschihadistenprozesses Österreichs.
Bereits im Jahre 2009 warnte ich die österreichische Regierung vor Fehlentwicklungen im Schulwesen und in der Kindergartenerziehung. Ich verlangte, „dass die Muslime in österreichische Schulen gehen müssen, anstelle in immer mehr entstehende islamische Kindergärten und islamische Schulen, in denen sie isoliert sind. ... Das Schaffen islamischer Kindergärten und Schulen ist nicht im Sinne Österreichs und der Muslime.“
Außerdem forderte ich damals schon „die sofortige Überprüfung der Qualifikation sämtlicher Islamlehrer, die umgehende Einholung von Berichten aller Landesschulbehörden über die Tätigkeit und Kontrolle aller Islamlehrer und die Suspendierung aller Islamlehrer, sofern sie über keine ausreichende Qualifikation verfügen.“
Aber die Politik schlug alle Warnungen in den Wind, teils aus Sorglosigkeit, teils aus Unwissenheit, teils aus Angst vor Stimmenverlust und vor dem Vorwurf von Rassismus und Islamophobie. Das Ergebnis tritt aktuell in immer neuen Erschütterungen zutage.
Ich werde nicht müde, Aufdeckung und Aufklärung über den Islam zu vermitteln und Aufklärung für den Islam zu fordern. Das Ziel ist ein reformierter Islam, der die Basis für ein friedliches Miteinander von Religionen und Kulturen schafft. Damit habe ich mir so manchen Fundamentalisten zum Feind gemacht. Meine Reformbemühungen haben mir bisher nicht weniger als 15 Morddrohungen von IS-Kämpfern eingetragen. Ich weiß, wovon ich spreche.
Angesichts der Entwicklung ist es im Sinne einer aufgeklärten demokratischen Gesellschaft absolut notwendig, dass diese Fragen und Probleme nicht mit ein paar Floskeln abgetan, sondern mit Vernunft, Augenmaß und gutem Willen diskutiert werden.
Neben den (städtisch geförderten) islamistischen Kindergärten (Salafisten, Muslimbrüder, Millî Görü? und ATIB etc.) in Wien gibt es islamische Parallelgesellschaften auch in Moscheenvereinen: „Die Verspieltheit der Kinder wird vertan“, urteilte ich über die Zustände in heimischen Islam-Kindergärten. Solche radikale Einrichtungen müssten daher umgehend geschlossen werden.
Zur Einschätzung des gesellschaftlich-sicherheitspolitischen Konflikt-, Gefährdungs- und Gewaltpotentials innerhalb der muslimischen Community ist eine 80:20 Einteilung realistisch: 80% unproblematische Muslime, 10% nationalistisch-fundamentalistisch, 5% radikale Islamisten, 5% Anhänger des Islamischen Staats, von denen 1% militante Salafi-Dschihadisten und Gefährder sind, die Anschläge im Inland verüben könnten. Man kann sich ausrechnen, was hier für ein Konflikt- und Gewaltpotential besteht, wenn man von rund 6-7 Millionen Muslimen in Deutschland ausgeht (als Oberbegriff für eine heterogen zusammengesetzte soziale Gruppe) und von mehr als 600.000 in Österreich.
Beim transnational und panislamisch ausgelegten Salafi-Dschihadismus (IS bis Al-Kaida) sieht man die Folgen von Anschlägen und Attentaten sofort. Deren Folgen sollen langfristig die Gesellschaft spalten, da Terrorismus nicht nur ein Werkzeug zur Verbreitung von Angst und Schrecken darstellt, sondern auch eine Kommunikationsstrategie, mit der das Denken der als Feind angesehenen Menschen besetzt wird.
Damit sollen diese zu einer Verhaltensänderung im Sinne der Salafi-Dschihadisten bewegt werden: Das wären überzogene und repressiv angelegte Hard Measures im Bereich der Terrorismusbekämpfung; eine Vertiefung der „Wir-gegen-die“-Dichotomie entlang bestehender ethnisch-religiöser Bruchlinien.
Damit können neue internationale Dschihadismus-Kämpfer oder Auswanderer ins Kalifat rekrutiert werden.
Damit kann auch eine eigene salafi-dschihadistische Ummah (Gemeinde) etabliert werden, die die Keimzelle einer eigenen – desintegrativ und militant ausgelegten – Parallelwelt bildet.
Daher sollte man die bestehenden Konflikt- und Problemlagen nicht aus Konfliktscheue ignorieren. Man sollte sich aber auch nicht vom Gerede des angeblich bestehenden „Krieges der Kulturen“ zwischen dem Islam und dem Westen beeindrucken lassen. Samuel P. Huntington hat nie vom Krieg der Kulturen gesprochen, sondern eine sozialwissenschaftliche Gegenwartsdiagnose vorgelegt, die sich mit möglichen Folgen des Zusammenpralls verschiedener Kulturen nach dem Ende der Bipolarität des Ost-Konfliktes befasste.
Bezüglich der muslimischen Welt hat sich Huntington geirrt, da sich der Nahe und Mittlere Osten sowie Nordafrika im Zustand von Auflösung und Neuordnung befinden.
Auch der langfristig angelegte legalistisch agierende Islamismus von Gruppen wie den heimlich agierenden europäischen Ablegern der Muslimbruderschaft stellt eine ebensolche hoch anzusiedelnde Gefährder-Kategorie dar, die viel zu lange unterschätzt worden ist. Dabei sind schon jetzt die gesellschaftlichen Folgen ihre Aktivitäten spürbar, da die Muslimbrüder seit den späteren 1950-er Jahren in Europa aktiv sind.
Trotz bisher 15 Morddrohungen verfolge ich unbeirrt mein Ziel. Meine Geschichte ist ein Aufruf zu Wachsamkeit und ein mutiges Bekenntnis zu Aufklärung, Demokratie und Friedfertigkeit. Mein Buch will uns nicht nur die Wurzeln des Dschihadismus und Terrors zeigen, sondern auch Auswege aus dem Dilemma der westlichen Welt.
Ich habe gelernt, mit der Terror-Bedrohung zu leben. Ich wurde zu einer der bestgeschützten Personen Österreichs. Immer wieder führe ich ein Leben auf der Flucht, wechsle Quartiere und Gewohnheiten.
Für wen bin ich so gefährlich? Für die radikalen Islamisten, die Muslimbrüder und ihre vielen dubiosen Organisationen in Österreich. Mein Engagement für einen liberalen Islam europäischer Prägung ist für sie Grund für eine Kriegserklärung. Aber ich gehe unbeirrbar den Weg der Aufklärung. Die Gefahr der radikalen Islamisten ist längst mitten unter uns.
Der in Österreich lebende Islam- und Terrorexperten Dr. Amer Albayati hat das Buch „Auf der Todesliste des IS“ geschrieben. Es ist im Buchhandel erhältlich, aber auch über Amazon.