Die Integration ist misslungen

Die Integration von Migranten in Österreichs Berufswelt ist in hohem Ausmaß misslungen. Ein deutlich höheres Risiko, in die Arbeitslosigkeit zu fallen, belegt dies ebenso wie der im internationalen Vergleich besonders große Anteil von Migranten, die Hilfsarbeiterjobs verrichten.

Das Problem, dass die Unterrichtssprache für immer mehr Schüler nicht die Umgangssprache ist, wird im Vergleich mit anderen Einwanderungsstaaten dadurch erheblich verschärft, dass in Österreich auch in Familien, die schon jahrzehntelang bei uns wohnen, der Wechsel zur deutschen Umgangssprache nicht erfolgt ist.

Arbeitslosenquote nach Staatsangehörigkeit, Stand 2014 (Statistik Austria, „migration & integration - zahlen.daten.indikatoren 2015“ S. 15):

Österreich:

7,6 %

Nicht-Österreich:

12,1 %

EU-Staaten vor 2004/EWR/Schweiz:

7,6 %

ehem. Jugoslawien (außerhalb der EU):

13,1 %

Türkei:

17,8 %

sonstige Staaten:

20,3 %

insgesamt:

8,4 %

Anteil der nicht im Land geborenen Berufstätigen, die „low skilled jobs“ ausüben. Stand 2009-2010 (OECD „Settling In - OECD Indicators of Immigrant Integration 2012“, S. 119):

Finnland:

7,1 %

Niederlande:

25,1 %

Schweden:

28,6 %

OECD-Mittelwert:

29,1 %

Österreich:

37,7 %

In manifester Armut leben (Statistik Austria, „EU-SILC – Tabellenband“ (2014), S. 72) von den Personen …

mit österreichischer Staatsbürgerschaft:

4 %

ohne österreichische Staatsbürgerschaft:

15 %

 

 

  

Nicht die Unterrichtssprache sprechen zu Hause von den 15-Jährigen mit Migrationshintergrund, Stand PISA 2012 (OECD  „Immigrant Students at School“ (2015), S. 5):

 

2. Generation

1. Generation

Großbritannien

23,7 %

64,9 %

Frankreich

31,5 %

58,5 %

Australien

31,9 %

34,0 %

Deutschland

35,3 %

70,6 %

Kanada

37,9 %

62,3 %

Neuseeland

40,5 %

55,3 %

OECD-Mittelwert

41,4 %

64,0 %

Niederlande

45,0 %

66,2 %

Schweden

56,4 %

83,1 %

Finnland

71,7 %

88,8 %

Österreich

73,8 %

71,3 %

Der Rückstand, den 10-Jährige mit Migrationshintergrund bei der Standardüberprüfung 2013 aufgewiesen haben, ist (auch nach Ausgleich des sonstigen sozioökonomischen Backgrounds!) enorm groß, kann aber, sofern die vom BIFIE ermittelten Ergebnisse der Standardüberprüfungen zutreffen, während der differenzierten Sekundarstufe I um über 80 Prozent verkleinert werden.

Deshalb schneiden Österreichs 15-Jährige mit Migrationshintergrund im internationalen Vergleich gar nicht so schlecht ab, weit besser als in Schweden und Finnland.

Wenig überrascht das besonders weite Zurückbleiben jener 15-Jähriger, die erst während ihrer Schullaufbahn eingewandert sind. Deren Rückstand ist in Österreich zwar etwas kleiner als z.B. in Schweden und Finnland. Doch ist der Anteil der 15-Jährigen, die erst als Quereinsteiger ins Schulwesen kommen, in Österreich besonders groß.

Schüler mit Migrationshintergrund fühlen sich in Österreichs Schulen willkommen, was in manchen OECD-Staaten, insbesondere in Frankreich, Finnland und Italien, nicht annähernd der Fall ist.

Das Risiko für eine Beendigung der Schullaufbahn ohne erfolgreichen Abschluss der Sekundarstufe II ist für Menschen mit Migrationshintergrund etwa zweieinhalb Mal so groß wie für Menschen ohne Migrationshintergrund.

Durchschnittlicher Rückstand von Schülern mit Migrationshintergrund auf die ohne Migrationshintergrund nach Berücksichtigung des sozioökonomischen Backgrounds (Bifie-Daten):

Mathematik auf der vierten Schulstufe:

34 Punkte

Englisch auf der achten Schulstufe:

6 Punkte

Die fünf EU-Staaten, in denen 15-jährige Zugewanderte die schwächsten Mathematikleistungen erbrachten, Stand PISA 2012 (OECD „Immigrant Students at School“ (2015), S. 28):

 

PISA-Ergebnis

Griechenland:

405 Punkte

Schweden:

410 Punkte

Frankreich:

424 Punkte

Finnland:

425 Punkte

Dänemark:

428 Punkte

Zum Vergleich:

Österreich:

454 Punkte

Deutschland:

455 Punkte

Die 5 EU-Staaten, in denen 15-jährige Zugewanderte die schwächsten Leseleistungen erbrachten, Stand PISA 2012 (OECD „Immigrant Students at School“ (2015), S. 28): 

 

PISA-Ergebnis

Schweden:

400 Punkte

Slowenien:

410 Punkte

Finnland:

413 Punkte

Griechenland:

419 Punkte

Italien:

422 Punkte

Zum Vergleich:

Österreich:

443 Punkte

Deutschland:

445 Punkte

Die 5 EU-Staaten, in denen die meisten der 15-Jährigen mit Migrationshintergrund sowohl beim Lesen als auch in der Mathematik Risikoschüler sind, Stand PISA 2012 (OECD, „Immigrant Students at School“ (2015), S. 29):

Schweden:

34,8 %

Griechenland:

34,2 %

Finnland:

32,4 %

Italien:

31,7 %

Frankreich:

30,3 %

Zum Vergleich:

Österreich:

26,7 %

Deutschland:

19,2 %

Die 5 OECD-Staaten, in denen ein Migrationshintergrund die Gefahr, zum leistungsschwächsten Viertel zu gehören, am meisten erhöht, PISA 2012; Mathematik (OECD „Improving Schools in Sweden: An OECD Perspective“ (2015), S. 80):

1.

Mexiko

2.

Finnland

3.

Dänemark

4.

Belgien

5.

Frankreich

Die 5 OECD-Staaten, in denen 15-Jährige, die im Ausland geboren sind, auf 15-Jährige ohne Migrationshintergrund bei PISA 2012 in der Lesekompetenz nach Berücksichtigung des sozioökonomischen Backgrounds den größten Rückstand aufweisen (OECD „Indicators of Immigrant Integration 2015 - Settling In“, S. 286): 

1.

Finnland

65 Punkte

2.

Italien

58 Punkte

 

Schweden

58 Punkte

4.

Belgien

53 Punkte

5.

Frankreich

50 Punkte

Zum Vergleich:

 

EU-Mittelwert

32 Punkte

 

Österreich

27 Punkte

15-Jährige, die erst während ihrer Schullaufbahn ins Land gekommen sind, Stand 2009 (Dr. Anna Di Bartolomeo, „The Educational Achievement of Immigrant Children“ (2012), S. 26f): 

 

 

Anteil

Rückstand in der Lesekompetenz

(in PISA-Punkten)

Österreich

 

3,4 %

84

Schweden

 

2,4 %

110

Deutschland

 

2,1 %

93

Frankreich

 

1,8 %

96

Niederlande

 

1,3 %

71

Finnland

 

0,6 %

105

Die 5 EU-Staaten, in denen sich die meisten der 15-jährigen Zugewanderten in der Schule unglücklich fühlen, Stand PISA 2012 (OECD „Immigrant Students at School“ (2015), S. 35): 

Italien:

30,0 %

Finnland:

27,7 %

Deutschland:

26,6 %

Niederlande:

26,5 %

Griechenland:

24,5 %

Zum Vergleich:

Österreich:

18,4 %

Die 5 EU-Staaten, in denen sich die meisten der 15-jährigen Zugewanderten ihrer Schule nicht verbunden fühlen, Stand PISA 2012 (OECD, „Immigrant Students at School“ (2015), S. 36):

Frankreich:

56,9 %

Belgien:

40,2 %

Luxemburg:

33,9 %

Tschechien:

33,0 %

Italien:

30,9 %

Zum Vergleich:

Österreich:

17,0 %

ELET-Rate (ELET = Early Leavers from Education and Training; Stand 2014) (EU-Kommission (Hrsg.), „Education and Training Monitor 2015“ (2015), S. 34):

 

ohne

mit

 

Migrationshintergrund

Österreich:

5,7 %

14,9 %

Schweden:

5,7 %

12,6 %

Frankreich:

8,1 %

14,0 %

Finnland:

9,1 %

19,5 %

Niederlande:

8,3 %

10,4 %

EU 28-Mittelwert:

10,3 %

20,1 %

Großbritannien:

12,2 %

9,4 %

Italien:

13,0 %

32,6 %

Die 10 EU-Staaten, in denen Schüler mit Migrationshintergrund am stärksten segregiert unterrichtet werden (OECD, „PISA in Focus 22“, S. 2):

1)

Estland

2)

Finnland

3)

Großbritannien

4)

Tschechien

5)

Portugal

6)

Griechenland

7)

Slowenien

8)

Italien

9)

Frankreich

10)

Niederlande

Mag. Gerhard Riegler ist Vorsitzender der Österreichischen Professorenunion.

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