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Verspektiven 2015/30

Natürlich ist es wirtschaftlich ein Ideal
(auch wenn vielleicht nicht ganz so gut für die Moral),
zu leisten, zu erzeugen etwas sehr gescheit
mit einem Aufwandminimum an Arbeitszeit.

Egal, ob das zugute kommt dem höher’n Lohn,
dem langen Urlaub oder früherer Pension, –
vielleicht ist auch von vielen Arbeit abzulehnen,
weil andre, Gutverdiener, sie erhalten können;

vielleicht auch machen die Betriebe viel Gewinne –
für Steuern, Umverteilung in sozialem Sinne, –
sei es auch, dazu dient es, mehr zu investieren,
vielleicht auch was für Zukunft sich zu reservieren.

Doch solch Produkt, solch Leistung – eine alte Leier –
ist leider von den Kosten her meist viel zu teuer.
Fast immer ist wo billiger wer, fleißiger,
vielleicht hat man auch besser investiert viel mehr.

Freiwillig aber wird nie wo zu viel bezahlt -
und mit Verlust verkaufen heißt bankrott sehr bald.
(O ja, es gibt für manche hie und da die Freuden,
viel zu verdienen trotz sehr kurzer Arbeitszeiten:

kann man echt Einmaliges bieten für die Welt
und/oder hat man viel mehr als die andern Geld).
Und wer nicht besser ist, hat billiger zu sein –
was Drittes vorzutäuschen, ist nur falscher Schein.

Und wenn der Staat eingreift, der manchmal ungeniert
enteignet oder Löhne/Preise dekretiert?
Er kann mit Steuergeldern „Arbeitsplätze schaffen“ –
doch könnten das mit fremdem Geld auch dümmste Affen;

und „Arbeitsplätze“, die nicht zu Produkten führen,
die man verkaufen kann, heißt wieder Wert verlieren.
Mehr Tintenburgen bau’n für die Beamtenflut –
man rätselt jetzt oft, wozu der'n Arbeit gut!

Ach so, auch davon fließt ja was in den Konsum?
Dann schlage ich halt vor,  es wäre doch nicht dumm,
dass zu Beamten macht das ganze Volk der Staat,
womit man Vollbeschäftigung geschaffen hat;

als Steuersatz zahlt an Prozenten hundert jeder,
womit der Staat auszahlt dann die Gehälter später...
Wie bitte? Da stimmt doch was nicht bei der Gestaltung?
Ich dacht‘, wir hätten niemals noch genug Verwaltung –

und solch „Beschäftigung“ sei immer wohl getan:
sie „zahlt sich selbst“, da den Konsum sie kurbelt an...
Und werden Wohnungen gebaut, so kann die meisten
sich weder sie wer kaufen noch zu mieten leisten;

das heißt, der Steuerzahler trägt recht unverdrossen
Errichtungskosten plus, was Mietern zugeschossen.
als „Arbeitsplätze sichern“ lässt sich auch verkaufen,
durchbohrt mit Tunnels man frisch angehäufte Haufen? 

Wahr ist: nur Unternehmen kann es je gelingen,
Gewinne und damit Werteschöpfung zu erbringen.
Für die „Beschäftigung“ die Politik zu machen,
indem man etwa baut, was niemand kauft? Zum Lachen!

„Die Reichen zahlen“? Also nichts als umverteilen?

Die Praxis zeigt: der Bauer schafft doch eher Werte,
verfressen und zertrampeln tut das Gras die Herde.
Man muss auch eilen, dass man „Reiche“ noch erfasst,
denn praktisch tragen immer sie die Steuerlast.

Nehmt her als Beispiel Chefs in unsern größten Banken:
so eine Handvoll davon kann pro Jahr bedanken
für zwei Millionen sich; wär‘ es nur eine Million,
die zweite kriegen alle Mitarbeiter schon –

zehntausend sind es rund – bekäme jeder hundert.
Am meisten zahlte drauf der Staat – was nicht verwundert:
der eine (Chef) zahlt eine von den zwei an Steuer,
doch wird da aufgeteilt, zeigt die Finanz sich scheuer:

einschließlich dem, was noch der Chef zu zahlen hat,
bekommt von allen nur fünfhunderttausend dann der Staat.
(Ganz ohne dem Kalkül, der Hochbezug soll zwingen
den Chef, dem Haus viel Umsatz und Gewinn zu bringen). 

Im Übrigen: wenn ein Millionen-Krieger je
verzichtet einmal für sein gutes Renommée
freiwillig auf ein großes Stückchen des Salärs:
ein gutes Maß für die Moral, die allgemeine, wär’s:

wie viele sagen: „Bravo, so gehört sich das!“ -
und dann wie viele: „ Blöd! Wie brachte der’s zu was?“ -
Total die „Reichen“ schröpfen kann man nicht sehr oft -
es kommen neue „Reiche“ nach, wie man halt hofft.

Denn treibt der Staat auch viel Betriebe in die Pleiten –
Selbständigkeit lockt neue an, wenn sie auch leiden.
Geschichte lehrt: es gibt stets neue reiche Klassen,
viel ärmer aber bleiben immer alle großen Massen;

da konnten weder Kirchen noch Revolutionen
was ändern jemals – das blieb menschlich seit Äonen! –
Und grad bei neuen Reichen tun sich Grenzen auf:
sie reden mit politisch bei des Staates Lauf,

sie können spielen auf dem Korruptionsklavier.
Es sinkt die Steuer-Zahl-Moral auch schon von hier;
ist hoch der Satz der Steuer, wird ihr viel entzogen,
so wird der Staat am meisten von sich selbst betrogen.

Wer tut was, dass für alle groß genug der Kuchen?
Und wer auf Kosten andrer gut zu leben suchen?!

Dr. Günther Voith ist Jurist und Unternehmer. Er hat lange die Inzersdsorfer Nahrungsmittelwerke geführt, war Vorstandsmitglied der Industriellenvereinigung, Mitglied des Österreich-Konvents, der Staatsaufgaben-Reformkommission und Lehrbeauftragter. Er hat ein 600-Seiten-Buch „Reimekraut und Schüttelrübern" herausgebracht mit Alltags-Gedichten und Schüttelversen. Sie sind kritisch, persönlich, menschlich, politisch, zum Besinnen und zum Schmunzeln, jedenfalls unterhaltsam, aber keine Lyrik. Zu beziehen um € 28,- inkl. Versand via E-Mail: guenter.voith@chello.at.

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