Die politisch-korrekte Elite ist nervös. Die ehemaligen Volks- und Großparteien verlieren von Umfrage zu Umfrage, von Wahl zu Wahl an Bedeutung und Stimmen. Immer öfter verpuffen die Predigten und Durchhalteparolen der Gutmenschen ohne jede Wirkung, die moralischen Erpressungsversuche bleiben immer öfter nur Versuche. Den linken Mainstreammedien laufen die Leser, Hörer und Seher davon, sie tun sich immer schwerer, die Bevölkerung im Sinne der herrschenden Elite und der Multikulti-Ideologe zu beeinflussen. Das Vertrauen in Medien und Politik ist auf einem neuen Tiefpunkt.
Die Linke verliert zunehmend die Deutungshoheit und dank des (noch) unkontrollierten Internets auch das Informations- und Meinungsmonopol in den Medien. Durch das Totalversagen der österreichischen und deutschen Regierung in der Flüchtlingskrise haben sich diese Entwicklungen in den vergangenen Wochen rasant beschleunigt. Die ersten Absetzbewegungen haben bereits begonnen. Einige bekannte Linke gehen vorsichtig auf Distanz zur unverantwortlichen Hereinspaziert-Hereinspaziert-Politik der Regierung. Und selbst in dem ein oder anderen klassischen Mainstreammedium ändert sich dezent der Ton. In Österreich und anderen europäischen Ländern droht die Stimmung zu kippen.
Die heimische Regierung und die linke Elite im Land reagieren darauf aber nicht mit einer politischen Kehrtwende oder zumindest neuen Ansätzen und Lösungen. Nein, wie ein Ertrinkender schlagen jene, die seit Jahrzehnten gut von diesem System leben, immer wilder um sich. Die von ihnen selbst verursachten Probleme und ausgelösten Krisen können und wollen sie nicht lösen. Dazu müssten sie ihre gesellschaftspolitischen Visionen begraben und sich eingestehen, dass sie mit ihrer Politik kläglich gescheitert sind. Und dazu fehlt es der Linken, die sich trotz ihrer dunklen und mörderischen Vergangenheit noch immer für fortschrittlich und für die intellektuelle und moralische Elite hält, an geistiger Größe.
Politisch-korrekte Politiker, Journalisten, Künstler und all die anderen Profiteure des neosozialistischen Systems gehen deshalb immer rücksichtsloser gegen Andersdenkende vor. Dabei bedient man sich genau jener Instrumente und jener Sprache, die man so gerne dem politischen Feind andichtet. Da schreibt etwa die mehrfach ausgezeichnete Journalistin Christa Zöchling im österreichischen Möchtegern-Spiegel, dem Profil, über FPÖ-Sympathisanten:
„Es ist zum Heulen: die Menschen, die ihm zu kreischen und wie sie aussehen. Es sind die hässlichsten Menschen Wiens, ungestalte, unförmige Leiber, strohige, stumpfe Haare, ohne Schnitt, ungepflegt, Glitzer-T-Shirts, die spannen, Trainingshosen, Leggins. Pickelhaut. Schlechte Zähne, ausgeleierte Schuhe. Die Flüchtlinge aus dem Nahen Osten sind ein schönerer Menschenschlag. Und jünger“
Das ist schlicht menschenverachtender und rassistischer Dreck, die Sprache und Argumentation von Menschen mit totalitärer Gesinnung. Dafür wird man in Wien nicht etwa wegen Verhetzung angezeigt, nein, man bekommt den „Wiener-Journalistinnenpreis“ für „mutige und konsequente journalistische Leistung“. Diese Auszeichnung wird von den rotgrünen Wiener Regierungsmitgliedern Renate Brauner, Maria Vassilakou und Sandra Frauenberger unterstützt.
Wer Bürger mit einer nicht systemkonformen Einstellung zu Untermenschen degradiert, wird von linken fortschrittlichen Frauen, die selbstverständlich ausschließlich von Steuergeldern leben, geehrt. Es lebe der Sozialismus. Dass der zahnlose Presserat Frau Zöchling dezent gerügt hat, um nicht vollständig das Gesicht zu verlieren, sei hier der Vollständigkeit halber erwähnt.
Begnügte sich Frau Zöchling noch damit, FPÖ-Anhänger als Untermenschen zu bezeichnen, ist man beim Standard schon einen Schritt weiter. Im rosa Qualitätsblatt hat Journalistin Doris Priesching über den farbigen deutschen Soulmusiker Xavier Naidoo geschrieben: „Denn es ist ja nicht so, dass der Barde erst, seit er Andreas Gabalier coverte, im rechten Eck eine Art Oberkakerlake spielt.“
Ja, richtig gelesen: Oberkakerlake. Naidoo eine widerliche Oberkakerlake und alle Menschen im „rechten Eck“ – nach Auffassung von Journalistinnen wie Priesching rund ein Drittel der Bevölkerung – ganz normale Kakerlaken. Wer widerliche Hetze lesen möchte, braucht nicht in irgendwelchen Kakerlakenforen im Internet zu suchen, es reicht ein Blick in die heimischen Qualitätsmedien. Ob der furchtbar böse Naidoo jemals so etwas Widerliches und Menschenverachtendes wie die sich ihm moralisch überlegen fühlende Frau Priesching gesagt, gesungen oder geschrieben hat, ist ziemlich unwahrscheinlich.
Selbstverständlich bezeichnet man Menschen mit ganz bestimmten Hintergedanken und Absichten als Kakerlake, zumal jeder weiß, was man mit diesen widerlichen Insekten in der Regel macht. Andersdenkende sind Ungeziefer, hatten wir das nicht schon einmal?
Aber nicht nur in den heimischen Qualitäts-Medien werden Dissidenten, Andersdenkende und Abweichler zum Abschuss freigegeben, auch die linke Elite in Kultur, Wissenschaft und Politik verliert angesichts der dunklen Wolken am Himmel zunehmend die Hemmungen und besinnt sich der Methoden der sozialistischen Menschenfreunde aus früheren Zeiten.
Das neue Modewort dieser politischen Meute ist Hetze. Jeder, der nicht begeistert im Chor der linken Welcome-Refugees-Lemminge mitsingt, hetzt. Jeder, der die politischen-korrekten Dogmen in Frage stellt, ist ein Hetzer. Hinter jedem Busch, hinter jeder falschen Meinung versteckt sich ein Hetzer.
Dass von Bundeskanzler Werner Faymann abwärts alle Gutmenschen immer aufgeregter „Haltet den Hetzer“ rufen, ist nur auf den ersten Blick lächerlich. Denn Hetzer ist ein schwerwiegender Vorwurf. Verhetzung ist ein Straftatbestand, der mit bis zu zwei Jahren Haft bestraft wird. Und genau deshalb verwenden die Neosozialisten dieses Wort so gerne und oft, zumal Hetze in den Medien und der Politik zum Synonym für nichtlinke Systemkritik geworden ist. Man baut schon mal vor. Die Grünen, in Sachen Bevormundung, Verboten und Einschränkung der Freiheiten immer ganz vorne dabei, haben sich den Kampf gegen Hetzer im Internet auf ihre Fahnen geschrieben und auch gleich eine Facebook-Polizei gefordert. „Vor allem Beschimpfungen gegen Personen und das Verbreiten falscher Gerüchte sind den Grünen ein Dorn im Auge“, heißt es dazu in den Medien. Na sicher, die grünen Jakobiner kommen gerade erst in Fahrt.
Menschen wie Zöchling, Priesching oder Faymann spüren den Stimmungsumschwung. Unfähig zu Selbstreflexion, unfähig sich einzugestehen, das ganze Leben lang an die völlig falschen Ideen und Ideologien geglaubt zu haben, versuchen sie alle Kritiker und politischen Feinde zu desavouieren und mundtot zu machen. Angesichts der sich anbahnenden Konflikte und gesellschaftlichen Verwerfungen beseitigt die politmediale Elite Schritt für Schritt die Restbestände unseres demokratischen Systems, um weiter an der Macht zu bleiben und um ihre längst gescheiterte Visionen von einer besseren Gesellschaft mit allen Mitteln zu verwirklichen. Wer solch hehre Ziele hat, der kann, wie man aus der Geschichte weiß, auf Nebensächlichkeiten wie Meinungsfreiheit oder Menschenrechte keine Rücksicht nehmen.
Nur, der Plan wird nicht funktionieren, selbst wenn es den neosozialistischen Kräften derzeit noch gelingt Andersdenkende einzuschüchtern, sie ins soziale Abseits zu drängen und sie öffentlich und ungestraft als Ungeziefer und Untermenschen zu bezeichnen. Auch in Osteuropa wurden noch bis kurz vor dem Zusammenbruch des Sozialismus Regimekritiker und Dissidenten verfolgt, eingesperrt und schikaniert. Die sozialistischen Staaten sind trotzdem kollabiert. Und vielleicht steht auch Werner Faymann irgendwann im Parlament und verkündet wie einst Stasi-Minister Erich Mielke im November 1989 vor der Volkskammer: „Ich lieb doch alle Menschen.“
Werner Reichel ist Journalist und Autor aus Wien. Kürzlich sind seine neuen Bücher „Die Feinde der Freiheit“ und „Das Phänomen Conchita Wurst: Ein Hype und seine politischen Dimensionen“ erschienen.