Die Guten, die Bösen und die Hässlichen

Unlängst wurde mir die Ehre zu Teil, von einem bekannten heimischen Rundfunkjournalisten auf Twitter als Paranoiker und Rassist bezeichnet zu werden. Anlass war ein Artikel von mir, der auf verschiedenen liberalen und konservativen Internetseiten erschienen ist. Es ist allerdings weder sonderlich originell noch neu, Andersdenkenden eine Geisteskrankheit, Dummheit oder primitiven Hass zu unterstellen, eine Praxis, wie man sie vor allem aus faschistischen, kommunistischen und islamistischen Diktaturen kennt.

Wie auch immer, einige seiner zahlreichen Follower haben das aufgegriffen und gegoogelt, was dieser dumbe Rassist beruflich so macht, nach dem Motto: Hat so ein primitiver Untermensch überhaupt ein Recht darauf, einen Beruf, der mehr Prestige als ein Toilettenputzer hat, auszuüben? Wer seine Meinung nicht nach dem Zeitgeist und der Mehrheitsfähigkeit ausrichtet, wer politisch-korrekte Dogmen hinterfragt und dies auch noch öffentlich, muss nach Meinung der Guten und Anständigen in diesem Land, an den Pranger gestellt und aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden.

Dabei spielt es keine Rolle, ob das, was der Gedankenverbrecher von sich gibt, wahr oder falsch ist, wahr sein könnte oder zumindest denkbar wäre, seine Aussagen auf Fakten, Empirie oder plausiblen Argumenten beruhen. Völlig egal. In der politisch-korrekten Gesinnungsdiktatur ist nicht mehr entscheidend, was wahr und unwahr ist, sondern, was moralisch (sprich politisch-korrekt) und was unmoralisch (sprich politisch-unkorrekt) ist.  Das sind die einzig entscheidenden Kriterien und Handlungsrichtlinien der Neojakobiner. 

„Unmoralische“ Fakten oder „Hate Facts“, werden, weil sie nicht ins politisch-korrekte Weltbild passen und die Umsetzung neosozialistischer Visionen behindern, einfach ignoriert. So findet etwa laut Gutmenschen eine Islamisierung Europas nicht statt. Punkt. Wer das Gegenteil behauptet, ist ein von völlig unbegründeten Ängsten gequälter Volldepp, ein böser Rechter, der aufgrund seiner geistigen Beschränktheit grundlos alles Fremde hasst.  Dass die Zahl der Muslime dank hoher Geburtenrate und der aktuellen Völkerwanderung überall in Mittel- und Westeuropa rasant ansteigt und Muslime in vielen Ballungsräumen (Marseille, Brüssel etc.) bald die Bevölkerungsmehrheit stellen (bei den jüngeren Altersbreaks ist das in vielen Regionen Europas bereits jetzt der Fall), wird ignoriert. Ebenso ignoriert wird die Tatsache, dass es (mit der Ausnahme Albaniens) keinen Staat mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit gibt, der auch nur annähernd den westlichen Ansprüchen an Demokratie, Menschenrechten, Meinungsfreiheit etc. genügt.

In allen 57 OIC-Staaten (Albanien bildet wie gesagt eine gewisse Ausnahme) werden Nichtmuslime diskriminiert, verfolgt, vertrieben oder getötet. Ein Muster kann und will der gemeine Gutmensch darin nicht erkennen (alles, wenn überhaupt, Einzel- und Zufälle) und in Europa wird das ohnehin ganz anders sein. Ganz sicher.

Mit solchen Fakten setzt sich kein Gutmensch ernsthaft auseinander. Er hat ohnehin sein politisch-korrektes Glaubensbekenntnis und seine geistigen Führer in Politik, Medien und Kultur. Da hat die ungute Realität keine Chance. Deshalb beschränkt er sich darauf, die Überbringer solcher unerwünschten Fakten, sprich Ungläubige, als psychisch Gestörte oder degenerierte Untermenschen zu bezeichnen und damit mundtot zu machen. Wer Kritik an der neosozialistischen Demokratur und ihren Auswüchsen übt, ist ein Hetzer.

Hetzer, Verhetzung, hetzen, das sind die neuen Modewörter der politisch-korrekten Moralapostel. Sie werden derzeit inflationär gebraucht und haben sogar Eingang in die Gesetzbücher gefunden. Was zu Zeiten der Inquisition eine Hexe war, ist nun der Hetzer. Wer als solcher von den politisch-korrekten Priestern enttarnt wird, der kommt auf den medialen Scheiterhaufen oder in den Knast.

Und wer und was ein Hetzer ist, bestimmt ausschließlich die politmediale Elite. Verhetzung bedeutet nach aktueller Auffassung schlicht Systemkritik von nichtlinker Seite. Umgekehrt ist es unmöglich zu hetzen. Ein Linker kann, selbst wenn er sich noch so sehr bemüht, keinesfalls hetzen. Das sieht man etwa bei der linken Gallionsfigur Jean Ziegler, die im ORF-Fernsehen zum Massenmord an Spekulanten aufgerufen hat, oder in der Berliner Schaubühne, wo im Stück „FEAR“ derzeit bekannte konservative Frauen wie Brigit Kelle oder Bettina Röhl als Zombies dargestellt werden und wo von „Schuss zwischen die Augen" und "unter die Erde bringen" die Rede ist.

All das ist weder ein Mordaufruf noch Verhetzung, sondern künstlerische Freiheit, Satire, Kritik etc. Umgekehrt wird jede noch so dezente Kritik an den politisch-korrekten Machthabern und ihren Helfershelfern sofort zum Skandal aufgeblasen und kriminalisiert. Da hören sich der Spaß und die künstlerische Freiheit ganz schnell auf.

Bei unserem Nachbarn trennen Mainstreammedien, Politik und der Kulturbetrieb die Menschen mittlerweile quasi offiziell in zwei Gruppen: Die einen gehören zu Helldeutschland, die anderen zu Dunkeldeutschland. Es gibt gute und böse Menschen, es gibt das Pack und es gibt die braven Bürger.

Auch solche groben Unterteilungen kennt man vor allem aus totalitären Gesellschaftssystemen. Nach dem braunen und roten Faschismus kommt nun der bunte, der aber sehr schnell vom grünen (sprich islamistischen) Faschismus abgelöst werden wird.

Huch, schon wieder so eine paranoide Wahnvorstellung eines geistig minderbemittelten Modernisierungsverlierers. Ja, die Dummheit, die Ignoranz, die Menschenverachtung und der Hass auf alle Andersdenkende der politisch-korrekten Meute kann auf Dauer schon sehr zermürbend sein. Irgendwann ist es man wirklich leid, von Menschen als Nazi beschimpft zu werden, die als linke Kollektivisten der nationalsozialistischen Ideologie sehr viel näher stehen als man selbst, die mit ihrem Antiamerikanismus, Antikapitalismus, Antiliberalismus, Antisemitismus (der sich als Antiisraelismus tarnt) und ihrer Islamophilie und ihrer Angst vor Eigenverantwortlichkeit und Freiheit sehr viele Berührungspunkte mit der extremen Rechten haben.

Es ist auf Dauer extrem mühsam, von Menschen als Rassist bezeichnet zu werden, weil man den Islam, also eine Religion bzw. Ideologie, kritisiert. Genauso gut könnte man Menschen die Faschismus, Kommunismus oder Katholizismus kritisieren und ablehnen, als Rassisten bezeichnen. Es ist nervig, in Diskussionen mit Gutmenschen immer und immer wieder die stets selben dummen Stehsätze, Phrasen, vorgekauten Mainstreammeinungen und Binsenweisheiten zu hören, vor allem deshalb, weil sich bei Nachfrage in der Regel herausstellt, dass diese Menschen über keinerlei tiefergehendes Wissen verfügen.

Machen Sie einmal den Test. Wenn ein Gutmensch mangels aktueller Beispiele wie gewohnt versucht, den rezenten islamistischen Terror anhand der bösen christlichen Kreuzzüge zu relativieren und rechtzufertigen, fragen sie einfach nach, was er von den Kreuzzügen überhaupt weiß. In der Regel hat der gemeine Gutmensch keinen Tau, wer, wann und warum zum ersten Kreuzzug aufgerufen hat, vom historischen Kontext (islamischer Expansionsdrang etc.) einmal ganz abgesehen. Da ist nur eine große intellektuelle Wüste, ohne ihre vorgestanzten Denkschablonen, ohne ihre Argumentationskrücken, ohne linken Stammbuchweisheiten und ohne ihre täglichen medialen Lehrstunden in politisch-korrekter Ideologie sind diese Menschen ziemlich verloren.

Da ist nichts vorhanden, außer ein paar eingelernten Phrasen, die wie bei einem pawlowschen Hund auf bestimmte Reizworte stupide und mechanisch abgesondert werden. Eine sinnvolle Diskussion ist mit solchen Menschen nicht möglich.

Es macht auch keinen Spaß, mit Menschen über Kollektivismus, Individualismus und Liberalismus zu diskutieren, die noch nie etwas von Friedrich August von Hayek oder Ludwig von Mises gehört haben. Früher haben Linke wenigsten noch ihren Marx und ihren Adorno gelesen, diese Zeiten sind lange vorbei. Trotzdem fühlt sich jeder kleine Grünwähler, jeder dumme politisch-korrekte Mitläufer, jeder versiffte Straßenpunk aufgrund seiner linken Standardmeinung Andersdenkenden intellektuell und selbstverständlich auch moralisch überlegen. 

Doch die linke Hegemonie und politisch korrekte Scheinwelt sind akut bedroht, weshalb deren Bewohner auch immer aggressiver und wilder um sich schlagen. Es wird ihnen nichts nutzen. So oder so. 

Werner Reichel ist Journalist und Autor aus Wien. Kürzlich sind seine neuen Bücher „Die Feinde der Freiheit“ und „Das Phänomen Conchita Wurst: Ein Hype und seine politischen Dimensionen“ erschienen.

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