Abenteurer, Deserteure und die Meinungsfreiheit

Kürzlich fuhr ich mit dem schnellsten Expresslift der Welt auf das erst kürzlich eröffnete „One World Trade Center“ in New York. Der Rundumblick ist atemberaubend, machte mich aber auch nachdenklich. Ich erinnerte mich an das alte World Trade Center, das ich seit den Achtzigerjahren mehrmals besucht hatte. Zuletzt war ich mit der Familie oben, wenige Tage bevor es von einer internationalen Verbrecherorganisation zerstört wurde. An der Stelle der zerstörten Hochhäuser befinden sich heute zwei riesige und etwas unheimlich wirkende Brunnen, auf denen die Namen aller damals getöteten unschuldigen Menschen zu finden sind.Auf dem im September 2001 zerstörten World Trade Center befand sich eine Schautafel, auf der die Flüchtlingsströme in die USA verzeichnet waren. Die Überschrift der Tafel lautet: Weiter unten sehen Sie eine nach Ländern gegliederte Angabe der Migranten, die über Ellis Island [die Einwandererschleuse der US-Ostküste] von Jänner 1892 bis Juni 1897 und von 1901 bis 1931 einwanderten: Rund 2,5 Millionen Einwanderer aus Italien, 1,9 Millionen aus Russland, 860.000 aus Ungarn, 769.000 aus Österreich usw.

Es wurde auf der Tafel nicht darauf hingewiesen, dass die Einwanderer keine Transferzahlungen zu erwarten hatten, denn das war und ist in den USA selbstverständlich. Einwanderer mussten arbeiten, sie haben die USA zur Supermacht gemacht. „Unbegleitete“ Kinder, die sich auf den Einwandererschiffen befanden, wurden Familien zur Adoption übergeben. Das Schicksal eines dieser Kinder wird im 2. Teil der grandiosen filmischen „Pate“-Trilogie beschrieben. Der kleine Paolo Andolini kommt einsam in New York an, der Beamte liest den Namen des Dorfes, aus dem der Bub kommt und vermerkt im Protokoll irrtümlich „Corleone“ als Familienname. Aus Paolo wird später (im Film) „Don Vito Corleone“, der mächtige Mafiaboss der US-Ostküste.  

Eine Anmerkung am Ende der Tafel war insofern interessant, als sie heute so nicht mehr möglich wäre. Es hieß da sinngemäß, dass sich die Einwanderer, die die USA im Laufe weniger Jahrzehnte zur Supermacht verhalfen, aus politisch Verfolgten, religiös Verfolgten, Verbrechern, Deserteuren, Wirtschaftsflüchtlingen und Abenteurern zusammensetzten. Niemand nahm an diesen Ausdrücken Anstoß, weil es der Wahrheit entsprach. Selbstverständlich setzt sich jeder große Zuwandererstrom aus den geschilderten Gruppen zusammen.

Diese mit dem alten World Trade Center untergegangene Tafel zeigt indirekt den Untergang der Meinungsfreiheit in Europa an. Heute ist es unmöglich, so etwas zu behaupten, ohne öffentlich niedergemacht zu werden. Selbstverständlich setzt sich der aktuelle unaufhaltsame Flüchtlings-Zustrom über die Balkanroute aus politisch Verfolgten, religiös Verfolgten, Verbrechern, Deserteuren, Wirtschaftsflüchtlingen und Abenteurern zusammen. Was denn sonst? Niemand, nicht einmal die FPÖ, übersieht, dass sich unter den Flüchtlingen leidende Menschen, und was besonders traurig ist, auch verlorene „unbegleitete“ Jugendliche, befinden. Das stellt niemand in Frage. Der dumme Moralmonopolistenreflex ist jedoch erkennbar: Wer behauptet, dass sich im Flüchtlingsstrom auch Verbrecher befinden, dem wird ansatzlos unterstellt, ein Faschist zu sein und alle Moslems für Verbrecher und Abenteurer zu halten, was natürlich Unsinn ist. Die Linke in Europa war auch schon mal intelligenter. Zigmillionen Joints, Lines und Schnäpse haben unverkennbar ihre Spuren hinterlassen.

In hohem Maße problematisch ist die Einschränkung der Meinungsfreiheit, die nichts anderes ist als die Abschaffung unserer bürgerlichen Freiheit. Wer das sagt, was noch vor 15 Jahren gesagt werden durfte, ohne „Aufregung“, „Wirbel“ oder „Shitstorms“ zu erzeugen, läuft heute Gefahr, diskussionslos und öffentlich als „widerlich“, „faschistisch“ und „rechtsradikal“ verleumdet zu werden. Schuld daran sind auch die Medien. Haben vor Jahrzehnten kluge und gebildete Journalisten den Lesern die Welt erklärt, so „schreiben“ heute halbgebildete Journalisten, indem sie vorgefertigte Texte kopieren und verwenden. Sie ergänzen zudem ihre Pamphlete durch politisch korrekte Floskel und eine Portion aufgesetzter Betroffenheit, was kaum noch jemand mit IQ > 90 interessiert.

Es wird Jahrzehnte dauern, bis wir aus diesem Strudel der Meinungsunterdrückung herausfinden. Es wird entweder allmählich gehen, indem neue Generationen von frei denkenden Menschen heranwachen, oder es kommt zu schmerzlichen und verlustreichen Aufständen, wie wir sie in Zeiten des Umbruchs schon oft erlebt haben. Wollen wir das?

Das dringlichste und schmerzlichste Problem ist die zurzeit schwächste und verstörteste Regierung, die Österreich je hatte. Das zu behaupten ist zurzeit gerade noch möglich. 

Mag. Dr. Rudolf Öller, Jg. 1950, ist gebürtiger Oberösterreicher,  promovierter Genetiker, freier Journalist, ehrenamtlicher Rettungssanitäter und Lehrbeauftragter beim Roten Kreuz.

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