Alexander Kissler bringt es auf den Punkt: Die als Toleranz getarnte Ignoranz oder Gleichgültigkeit, die sich in der unhinterfragten „Willkommenskultur“ unserer Tage ausdrückt, zerstört die Fundamente, auf denen Europa errichtet ist. Fundamente, die in spiritueller und philosophischer Hinsicht auf den Hügeln Jerusalems, Athens und Roms gelegt wurden.
Die „Entdeckung des naturrechtlich aufgewerteten Individuums in der Antike”, bildet das „westliche Prinzip“, betont Kissler in seinem Buch „Keine Toleranz den Intoleranten: Warum der Westen seine Werte verteidigen muss". Vier Sätze des Evangeliums nennt der Autor sinnstiftend für das Denken der abendländischen Welt:
- „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist“
- „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“, (diese beiden Forderungen bilden das Prinzip der Trennung von Kirche und Staat)
- „Lasst beides wachsen bis zur Ernte“ (was dem Einzelnen die freie Entscheidung zwischen Gut und Böse einräumt) und
- „Wo euch jemand nicht annehmen wird, noch eure Rede hören, so geht heraus von demselben Haus oder der Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen“ (das Toleranzprinzip).
All das ist der Welt des Islam unbekannt oder steht in direktem Widerspruch zu seinen Lehren. Individuelle Menschenrechte sind ihm fremd. Freier Umgang mit der Religion ebenfalls – was in der Logik eines Systems liegt, das Diesseits und Jenseits integriert und den Anspruch erhebt, alle irdischen Lebensbereiche bis ins Detail zu reglementieren (also dem einzelnen nicht einmal die Art und Weise freizustellen, wie er „richtig“ zu beten hat).
In den seltenen Fällen, da in der Welt des Halbmonds „liberale Geister“ auftraten, wie Avicenna (gestorben 1037) oder Ibn Ruschd (gestorben 1198), hatten sie keine Nachfolger und blieben ohne jede Wirkung auf die Nachwelt. Freies Denken – die unabdingbare Grundlage jeden Fortschritts und jeder Weiterentwicklung des Menschen – sind dem Wesen des Islams entgegengesetzt, was die Rückständigkeit der Welt des Halbmonds in wissenschaftlicher, kultureller und ökonomischer Hinsicht erklärt.
Freiheit bildet die Basis der „Killerapplikationen“, die es dem Okzident einst ermöglicht haben, die Welt zu erobern. Doch, wie sagte schon Goethe: „Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen.“ Und hier liegt das Problem: Die von den Vätern erstrittenen und von den Heutigen ererbten Errungenschaften gelten allzu vielen als zu selbstverständlich, um etwas für ihre Verteidigung zu tun. Die heute allseits eingemahnte „Toleranz“ entpuppt sich oft als Unwissenheit und/oder Beliebigkeit – geboren aus dem Umstand, keine Ahnung davon zu haben, was dräut, wenn die Fundamente des abendländischen Denkens zerfallen.
Kissler widmet sich ausführlich jenen Denkern, die er als diejenigen identifiziert, die entscheidende Impulse für das Denken und Handeln der westlichen Welt geliefert haben. Cicero, einer der wichtigsten davon, wurde – auf den Schultern der griechischen Philosophen stehend – zum ersten Protagonisten des Naturrechtsdenkens. Er wiederum lieferte die Grundlagen, auf denen lange Zeit später John Locke seinen „Brief über die Toleranz“ verfassen und Voltaire „Über die Toleranz“ schreiben konnte.
Nichts davon wäre in der Welt des Islams möglich, ohne eine Fatwah, möglicherweise gar mit Todesfolge, auf sich zu ziehen. Nichts könnte den Unterschied zwischen orientalischem und okzidentalem Denken deutlicher machen, als der Umgang der Herrschenden mit unbequemen, kritischen Geistern.
Der Autor geht auch der Frage nach, was die muslimischen Attentäter umtreibt, die mit erschreckender Regelmäßigkeit unschuldige, meist völlig harmlose Mitmenschen (oft genug ebenfalls Muslime) massakrieren. Die Antwort darauf ist im Koran zu finden. In einem Buch, das als Grundlage und Rechtfertigung für alles – und auch dessen genaues Gegenteil – herhalten muss.
Um im Kampf der Kulturen gegen die islamische Welt bestehen zu können, bedarf es einer „wehrhaften Demokratie, einer offensiven Toleranz und dem Mut nein zu sagen.“
Ein – besonders dieser Tage – lesenswertes Buch!
Keine Toleranz den Intoleranten/Warum der Westen seine Werte verteidigen muss
Alexander Kissler
Gütersloher Verlagshaus, 2015
184 Seiten, gebunden,
ISBN: 978-3579070988, 17,99 Euro
Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.