Wenn sich eine relativ kleine, wenn auch lautstark auf sich aufmerksam machende, linke Gruppierung – meist aus dem rotgrünen Parteispektrum – selbst als Mitte der Gesellschaft definiert, werden ganz Viele schnell ins so genannte rechte Lager gerückt. Da wir in Deutschland vor dem Hintergrund unserer NS-Vergangenheit eine besondere Sensibilität in diese Richtung entwickelt haben – und das ist gut so – ist es recht einfach, Positionen von politisch Andersdenkenden per Zuordnung zur „rechten Szene“ ins Aus zu katapultieren.
Es scheint eine Regel zu geben, dass sich Ideologien – je radikaler sie sind – selbst als Mitte bezeichnen. Beispielsweise praktiziert auch die französische „Front National“ diesen Ansatz, indem sie eine Selbsteinordnung als „weder rechts noch links“ vornimmt. Fallen die Menschen auf solche Tarn- und Täusch-Manöver herein, geraten Andersdenkende sofort an den rechten oder auch linken Rand.
Ergänzend scheint eine weitere Formel zu wirken: Je intensiver eine Position ideologisch begründet ist, je heftiger wird auf Anfragen oder Gegenargumente nicht mit Nachfragen oder eigenen Verdeutlichungen, sondern mit Häme, Diffamierung und Angriff reagiert. Auch wenn der von Immanuel Kant eingebrachte Appell: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“ zu einem Kerngedanken der europäischen Aufklärung wurde, beim Umgang mit Ideologen scheint er keine Wirkkraft zu haben. Somit kann in solchen Situationen „Aufklärung nicht zur Beendigung des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“ führen.
Die Angst politischer Funktionsträger vor lautstarken linken Lobby-Gruppen
Im Bereich der politischen Praxis sitzt auf diesem Hintergrund bei anstehenden Entscheidungen Funktionsträgern auch immer die Angst im Nacken, dass eine schwerwiegende Fehl-Handlung das eigene Amt kosten könnte. Je kraftvoller also Politikern von links eine Schauer-Geschichte ins Ohr geflüstert – oder vielleicht auch gebrüllt – und verdeutlicht wird, was passiert, wenn eine keinesfalls gewollte Entscheidung getroffen würde, desto panikartiger werden die Meisten reagieren. Vor allem dann, wenn sie die ans Ohr gerichtete Botschaft nicht per Objektivierung überprüft haben.
Etliche militärische Sanktionen oder Intervention gegenüber Staaten und viele kriegerische Auseinandersetzungen in der jüngeren Vergangenheit sind darauf zurückzuführen, dass Berater-Stäbe oder einflussreiche Lobbyisten einseitige – oder auch objektiv unwahre – Botschaften an die Entscheidungsträger richteten. Die Folgen kennen wir alle.
Bei der Kritik an politischen Beschlüssen zur ‚Frühsexualisierung’ wurde diese Strategie – besonders eklatant im Rahmen des neuen Bildungsplanes für Baden-Württemberg – offensichtlich. Alle, die wichtige Argumente gegen zu frühe, keinesfalls dem Kindeswohl dienende und teilweise in gefährliche Richtungen laufende Instruktionen einbrachten bzw. sich deutlich gegen den so genannte Bildungsplan aussprachen, wurden und werden als ewig Gestrige zu diffamieren gesucht.
Dabei scheint eine besonders subtile Abwehr-Reaktion das Schieben in eine rechte Ecke zu sein. Wenn aber immer mehr Menschen begreifen, welche Folgen das von einer relativ kleinen – wenn auch lautstark auf sich aufmerksam machenden – linken Gruppierung entwickelte Programm für unsere Kinder hat, wird bald eine überwältigende Mehrheit aus der Mitte unserer Gesellschaft ein entschiedenes „Stopp, so nicht“ verkünden.
Radikale linke Gruppierungen haben ein großes Toleranz-Problem
Ein Hauptproblem scheint zu sein, dass die Ober-Organisatoren(innen) der LGBT-Szene (Abkürzung für Lesbian, Gay, Bisexual und Transgender) viel mehr Toleranz und Akzeptanz einfordern, als dies der Mehrzahl der anders denkenden Menschen oder auch anders lebenden hetero-sexuell Orientierten zugestanden wird. So werden aus Anfragen oder Gegenpositionen schnell Angriffe konstruiert und friedliche Demonstrationen von sorgenvollen Bürgern, Eltern oder Lehrkräften in ihrer Durchführung zu torpedieren gesucht.
Radikalisierung scheint zum Hauptdurchsetzungs-Mittel eigener Sichtweisen zu werden. Fragt jemand beispielsweise, wieso der Öffentlichkeit die meist sehr frivol-obszönen Christopher Street Day-Umzüge zugemutet werden, wird der Anfrager ruck-zuck zum Homo-Hasser zu machen gesucht und kräftig attackiert. Findet ein ruhiger und zum Nachdenken einladender Umzug für das Leben statt, ein im deutschen Grundgesetz als besonders schutzwürdig erachtetes Thema, dann ruft die LINKE dazu auf, den „Marsch für das Leben" zu blockieren. Eigentümlich, welches Demokratie- und Toleranz-Verständnis da in bestimmte Köpfe geraten ist.
Der „Cologne Pride“, die Kölner Christopher Street Day-Version, stand in diesem Jahr unter dem Motto „Vielfalt lehren, lernen, leben“. Es wird weiter verdeutlicht, dass es darum geht, die Menschen für das Thema Homo- und Trans-Phobie in Schule und Ausbildung zu sensibilisieren. Das klingt auf den ersten Blick gut. Aber bei genauerem Hinschauen werden zwei Probleme offenkundig.
So kann der Slogan auch beispielsweise von rechtsradikalen Gruppierungen genutzt werden, um per Querschnittsoffensive braune Vielfalts-Parolen in Kinder- oder Jugendlichen-Köpfe einzuträufeln. Auch der Begriff „Sensibilisieren“ hört sich gut an, steht aber im krassen Gegensatz zu vielen – eher als Hass-Attacken zu bezeichnenden – Aktionen der LGBT-Szene.
Ein Konzept der sexuellen Vielfalt ist wegen inhaltlicher Diffusion untauglich
Ein Konzept einer so genannten „Sexuellen Vielfalt“ – auch wenn es sich recht harmlos anhört – ist viel zu mehrdeutig, um es für Bildungsprozesse nutzen zu können. Die Pädophilen haben schon – im Umfeld der Stuttgarter Bildungspläne – die Offerte für mehr sexuelle Toleranz in ihrem Sinne euphorisch begrüßt. Wenn also nicht klar definiert wird, was mit „sexueller Vielfalt“ gemeint ist, kann dies im Grunde alles bedeuten und alles legitimieren.
So schließt die schwammige Forderung nach Akzeptanz sexueller Vielfalt auch ein: Sex mit Kindern, Sex mit Tieren, Sex per Exhibition, Sex in Verbindung mit Gewaltanwendung. Vielfalt ist halt sehr vielfältig. Wer das Fass aufmacht, bekommt es vielleicht nicht mehr an entscheidender Stelle zu. In Dänemark existieren derzeit ganz legal Tier-Bordelle, auch das ist Teil einer sexuellen Vielfalt. Selbst wenn die LGBT-Lobbyisten dies nicht meinen, es ist keinesfalls auszuschließen, wenn man den Begriff so weit fasst.
Wenn es den Protagonisten der LGBT-Szene wirklich um einen Abbau gesellschaftlicher Diskriminierung von „Eigenheiten“ ginge, hätte sie stattdessen ein differenziertes Diversity-Konzept vorlegt, um so einen deutlichen Impuls für ein Leben in Vielfalt ohne Ausgrenzung zu setzen.
Per Frühsexualisierung von Kindern soll die Gesellschaft verändert werden
Wer eine Gesellschaft verändern will, greift schnell nach den Kindern. Besonders radikale politische Ideologien haben dieses Prinzip zu verwirklichen gesucht, ob als Kommunisten, Sozialisten oder Nationalisten. Auch der ehemalige SPD-Generalsekretär Olaf Scholz frohlockte selbstsicher mit dem Leitsatz: „Wir wollen die Lufthoheit über den Kinderbetten erobern", so „Die Welt“ vom 10.11.2002, um das Vorhaben der staatlichen Ganztagsbetreuung anzuheizen.
Da die Protagonisten der LGBT-Szene also ihre Vorstellungen von Sexual-Kontakten der restlichen Gesellschaft aufoktroyieren wollen, bekämpfen sie die staatstragende Lebensform der klassischen Familie, diffamieren die Ehe, versuchen heterosexuelle Partnerschaften ins Aus zu setzen und konzipieren Umerziehungs-Programme für Kinder. Ganz im Sinne Lenins, auf den der Satz zurückgeführt wird: „Wer die Gesellschaft verändern will, muss die Familie zerstören!"
Wenn Anstelle von Demokratie radikale Demagogie deutlich wird
Wie groß ist der „laute Anteil“ innerhalb der LGBT-Szene wirklich? Welche Persönlichkeitsmerkmale machen aus einem Halt-anders-Lebenden einen intoleranten Schreihals? Vielleicht handelt es sich ja um eine Konzentration selbstverliebter Zeitgenossen, denen nie jemand Empathie, Toleranz und soziale Kompetenz beibrachte, einen Trend, den der US-Psychologe W. Keith Campbell im Rahmen seiner Narzissmus-Forschung in westlich-modernen Gesellschaften erforschte und in den Begriff „Egomanen“ fasste.
Fakt ist, dass die LGBT-Szene es irgendwie geschafft hat, ihre Themen so mit einem Modernitäts-Status ausgestattet nach oben zu puschen, dass Mainstream-Medien und Mainstream-Politiker, welche auf jeden Fall modern sein wollen – was dies immer auch inhaltlich heißen mag – die LGBT-Zielsetzungen bedenkenlos übernehmen und nicht selten als eigene Positionen verkaufen. Mit profiliertem und demokratischem Handeln hat das nichts mehr zu tun.
Auch eine Gruppierung, welche nur einen kleinen Prozentsatz innerhalb der Gesamt-Bevölkerung ausmacht, hat in einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung das Recht, eigene Auffassungen frei leben zu können, solange sie nicht gegen geltendes Recht und die Menschenwürde verstoßen. Will eine Minderheit ihre Grundsätze jedoch der Mehrheit aufpfropfen, stellt sie sich damit selbst ins Aus. Nicht selten erweist sie sich bei diesem Vorhaben gar als missbrauchend und gewalttätig. So ist zu beobachten, dass sich einerseits Ideologien und ein demokratisches Verständnis unversöhnlich gegenüber stehen, andererseits gerade Ideologen demokratische Freiräume nutzen, um eine eigene Machtposition auszubauen, um dann z.B. die Petitionen Andersdenker – wie in Baden-Württemberg geschehen – zu ignorieren bzw. zu bekämpfen.
Hinführung zu Toleranz ist eine Querschnittsaufgabe in Erziehung und Bildung
So wichtig eine Hinführung zu Toleranz als Querschnittsaufgabe in Erziehung und Bildung auch ist, Schritte zur Umsetzung setzen ein wesentlich reflektierteres Vorgehen voraus, als dies innerhalb der politischen Diskussion bisher erfolgte. Auch die im Grundgesetz stehende Forderung, dass eine Umsetzung in erster Linie ins Elternhaus gehört, wird derzeit ausgeklammert. Denn nur dort ist am ehesten eine dem jeweiligen Entwicklungsstand angemessene sprachliche und atmosphärische Herangehensweise möglich.
Alle Wertevermittlungs-Themen sind, um übernommen werden zu können, auf eine starke positive Beziehung zwischen Kind und Erwachsenem angewiesen. Beides kann die Schule kaum leisten. Von daher ist es nur logisch und konsequent, dass die pauschale Forderung einer „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ als Leitlinie und fächerübergreifender Lehrstoff aus dem schulischen Bildungsplan zu streichen ist.
Zusammenfassende Gedanken zur Funktion des Staates
Alle Initiativen, die sich gegen eine „Frühsexualisierung“ einsetzen, greifen einen wichtigen Verfassungsgrundsatz auf und bewahren die Kinder und Jugendlichen vor nachhaltig wirkenden seelischen Blessuren und geistiger Irreführung. Ein Beispiel zu den Folgen einer Frühsexualisierung – wenn auch nicht als Folge staatlicher Konzepte – wurde vor einigen Wochen von der Presse aufgriffen, als sexuelle Gewalt-Praktiken von Kindern gegenüber anderen Kindern innerhalb einer KiTa in Mainz offenkundig wurden. Das waren keinesfalls so genannte Doktorspiele, sondern handfeste Gewalttaten, welche nur durch das Sehen einschlägiger Bildmaterialien oder durch eigene negative Erfahrungen im Umgang mit Erwachsenen entstanden sein können.
So hat der Staat auch darauf zu achten, dass kritische Stimmen von Eltern, Lehrkräften oder anderen engagierten Bürgern nicht pauschal in eine Anti-Ecke gestellt werden. Ergänzend geht es darum, nicht einer kleinen gesellschaftlichen Interessengruppe über Kindergärten und Schulen einen Zugang zur Beeinflussung von Kindern zu ermöglichen. Wird dies nicht gestoppt, fühlen sich schon bald alle möglichen Gruppierungen berufen, ebenfalls so zu agieren.
Diesem Text liegt ein Interview mit dem Autor zugrunde, welches Heiderose Manthey vom Arche e.V. in Waldbronn führte. Dr. Albert Wunsch ist Psychologe, Diplom Sozialpädagoge, Diplom Pädagoge, Kunst- und Werklehrer sowie promovierter Erziehungswissenschaftler. Bevor er 2004 eine Lehrtätigkeit an der Katholischen Hochschule NRW in Köln (Bereich Sozialwesen) begann, leitete er ca. 25 Jahre das Katholische Jugendamt in Neuss. Im Jahre 2013 begann er eine hauptamtliche Lehrtätigkeit an der Hochschule für Ökonomie und Management (FOM) in Essen/Neuss. Außerdem hat er seit vielen Jahren einen Lehrauftrag an der Philosophischen Fakultät der Uni Düsseldorf und arbeitet in eigener Praxis als Paar-, Erziehungs-, Lebens- und Konflikt-Berater sowie als Supervisor und Konflikt-Coach (DGSv). Er ist Vater von zwei Söhnen und Großvater von drei Enkeltöchtern.
Seine Bücher: Die Verwöhnungsfalle (auch in Korea und China erschienen), Abschied von der Spaßpädagogik, Boxenstopp für Paare und: Mit mehr Selbst zum stabilen ICH – Resilienz als Basis der Persönlichkeitsbildung, lösten ein starkes Medienecho aus machten ihn im deutschen Sprachbereich sehr bekannt. Weitere Infos: www.albert-wunsch.de