Es ist richtig widerlich. Noch nie habe ich, und ich bin nicht mehr der Jüngste, in einem relevanten österreichischen Medium so einen widerwärtigen, menschenverachtenden und hetzerischen Dreck gelesen. Christa Zöchling schreibt im Profil über FPÖ-Sympathisanten: „Es ist zum Heulen: die Menschen, die ihm zukreischen und wie sie aussehen. Es sind die hässlichsten Menschen Wiens, ungestalte, unförmige Leiber, strohige, stumpfe Haare, ohne Schnitt, ungepflegt, Glitzer-T-Shirts, die spannen, Trainingshosen, Leggins. Pickelhaut. Schlechte Zähne, ausgeleierte Schuhe. Die Flüchtlinge aus dem nahen Osten sind ein schönerer Menschenschlag. Und jünger“
Mindestens genauso widerlich wie diese Zeilen ist das Schweigen der politisch-korrekten Lämmer. Wann immer ein Freiheitlicher, und sei es auch nur ein völlig unbedeutender Gemeinderat aus der hintersten Provinz, etwas von sich gibt, das den Glaubenssätzen der Multikulti-Ideologie widerspricht, ist die halbe Nation in Aufruhr. In den Partei- und NGO-Zentralen, in den alten Mainstream- und den neuen sozialen Medien bricht danach wie auf Knopfdruck ein Sturm der Empörung los.
Wenn eine renommierte Journalistin, die für ein wichtiges Nachrichtenmagazin schreibt, FPÖ-Wähler zu Untermenschen degradiert, herrscht hingegen ohrenbetäubende Stille. Keiner der Moralisten, Antifaschisten, Bedenkenträger, Intellektuellen und Antirassisten ist auch nur ein klein wenig empört. Warum auch? Man denkt ohnehin wie Frau Zöchling, man stimmt ihr ohnehin uneingeschränkt zu. Nachzulesen etwa im Forum von derstandard.at. FPÖ-Wähler sind Ungeziefer, sind der letzte Dreck.
Hätte Frau Zöchling das selbe über Flüchtlinge geschrieben, hätte sie keinen Job mehr bei Profil, mehrere Anzeigen wegen Verhetzung am Hals, mehrere Morddrohungen bekommen und als Journalistin Berufsverbot auf Lebenszeit. Aber es geht ja nur um FPÖ-Ungeziefer. Man kann nur hoffen, dass solche moralischen Lichtgestalten niemals auch nur in die Nähe der Hebel der Macht kommen. Man möchte sich gar nicht vorstellen, was sie in all ihrer grenzenlosen Menschlichkeit, Weisheit und Toleranz mit unförmigen Untermenschen in Glitzer-T-Shirts am liebsten anstellen würden, wenn sie nur dürften. Nicht erst seit Robespierre weiß man, wozu solch hochanständige Tugendwächter fähig sind.
Es hilft auch nichts, wenn Frau Zöchling in einem nachträglichen Zusatzkommentar zu ihrem Hetzartikel schreibt: „Doch die von mir beschriebene Hässlichkeit ist keine ästhetische Kategorie, sondern eine moralische. (…) Hass macht hässlich.“
Und wer schaut Frau Zöchling allmorgendlich aus dem Badezimmerspiegel entgegen? Das holde Antlitz der Güte und Menschlichkeit oder doch eine verzerrte Hassfratze. Linke Hetzer sollten uns ihr scheinheiliges Moralgesülze ersparen. Wer Menschen auf derart miese Art herabwürdigt und öffentlich in einem Nachrichtenmagazin seinen Ekel über seine politischen Feinde so hemmungslos auskotzt, hat keinerlei Berechtigung, irgendwelche Werturteile abzugeben.
Und so wie Frau Zöchling FPÖ-Wähler hasst, so verehrt sie die Flüchtlinge aus dem islamischen Raum. Wie die meisten der westlichen Salonmarxisten und Alt-68er glaubt sie mit religiöser Inbrunst an den Mythos des „edlen Wilden“. Der exotische Fremde als Heilsbringer und besserer Mensch, der die verkommene dekadente westliche vom Kapitalismus zerfressene Zivilisation mit seinem fröhlichen, naturbelassenen und noch unverdorbenem Charakter und Wesen reinigen und erretten soll.
Zöchling schreibt im Profil von einem „schöneren Menschenschlag“. Menschenschlag? Man könnte auch Ethnie oder Rasse sagen. Frau Zöchling teilt die Menschheit also nicht nur in verschiedene Rassen, pardon „Schläge“ ein, sie bewertet sie sogar. Zöchlings simple Rassentypologie: Es gibt schöne „Menschenschläge“ und unförmige Untermenschen mit stumpfen Haaren. Und die schöne Frau Zöchling kann sich im Profil ihre Schadenfreude kaum verkneifen, dass das hässliche FPÖ-Ungeziefer von der schöneren, überlegenen, orientalischen Herrenrasse verdrängt werden wird. Für Frau Zöchling ist angesichts des massiven Zustroms von jungen kräftigen Männern dieses schönen Menschenschlags mit schönen glänzenden Haaren Ostern und Weihnachten zugleich.
Wer solche pathologisches Gedanken und Wünsche hat, hat aus der Geschichte und den letzten Jahrzehnten an intensiver Vergangenheitsbewältigung gar nichts oder im Gegenteil sehr viel gelernt. Wenn Frau Zöchling schon ihre Ängste und Komplexe auf FPÖ-Wähler projizieren möchte, sollte sie das besser bei einem guten Therapeuten und nicht in einem Nachrichtenmagazin tun. Das ist auch ein guter Tipp für die dortige Chefredaktion. Auch wenn es verständlich ist, dass angesichts der freiheitlichen Stimmenzuwächse und dem allgemeinen Stimmungsumschwung in der Bevölkerung langsam Panik bei jenen aufsteigt, die dafür mehr oder weniger Verantwortlichen sind. Vor allem deshalb, weil ihnen, um es mit den Worten von Frau Zöchling auszudrücken, irgendwie schwant, dass sie jedem Fall die Arschkarte haben. Sie haben weder vom FPÖ-Ungeziefer, noch von dem schönen Menschenschlag Mitgefühl und Toleranz zu erwarten.
Werner Reichel ist Journalist und Autor aus Wien. Kürzlich sind seine neuen Bücher „Die Feinde der Freiheit“ und „Das Phänomen Conchita Wurst: Ein Hype und seine politischen Dimensionen“ erschienen.