Im Mittagsjournal hat unser verehrter Herr Kardinal eingeräumt, dass auch er manchmal Angst wegen der einbrechenden Flüchtlingsströme hat und gemeint, dass auch er selbst ein Ausländer gewesen ist, der nach Österreich geflüchtet ist. Damit hat der Kardinal die vertriebenen Altösterreicher, welche das Massaker an ihnen, das Hundertausende Menschenleben forderte, überlebt haben und denen zuvor – entgegen dem 14-Punkte-Programm von US-Präsident Wilson – das Selbstbestimmungsrecht verweigert wurde, sodass in der Folge deren Siedlungsgebiet der Tschechoslowakei einverleibt wurde, mit dem gesetzwidrigen Zustrom von Hundertausenden moslemischen Arabern in einen Topf geworfen.
Er hat auch, bedauernd, wie mir schien, auf das Faktum hingewiesen, dass Moslems eben mehr Kinder haben als Einheimische. Auf die Ursache dieser Kinderarmut, nämlich die millionenfache Massenvernichtung der ungeborenen Kinder seit Einführung der „Fristenlösung“ vor 40 Jahren, ist er nicht eingegangen. Die Wurzel dieser Kinderlosigkeit hat er nicht angesprochen. Dies wohl deshalb, weil sich die Kirche unter seiner Verantwortung selbst bereits der „Fristenlösung“, der rund drei Millionen Menschen in Österreich zum Opfer gefallen sind, unterworfen hat.
In den kirchlichen Pastoralämtern liegt die Schwangerenberatung in der Hand der sogenannten „Aktion Leben“, welche seit ihrer „Standortbestimmung“ 1989 entgegen der Lehre der Kirche zur „Fristenlösung“ abgefallen ist und das „verabscheuungswürdige Verbrechen“ der Abtreibung (Gaudium et spes, 61) nun selbst z.B. durch die Empfehlung der Tötungspille RU 486/Mifegyne sowie der Fiala-Klinik in Salzburg und der Wiener Fleischmarkt-Klinik mit den Worten „Wissen S’ eh in Wien da ist ein Fleischmarkt, da kann man das machen“, empfiehlt.
Das hat eine Undercover-Recherche ergeben, welche dem Kardinal seit langem bekannt ist und von mir gebetsmühlenartig in Erinnerung gerufen und in den Festmessen der Bischofskonferenzen in den vordersten Reihen auf einem „Sandwich“ (umgehängter Doppelposter) präsentiert wurde, damit alle Bischöfe das Bild des ungeborenen Kindes und den Text dazu: „Die Kirche darf sich an der Abtreibung nicht beteiligen“ sehen können.
Genützt hat das alles bisher nichts. Die Befürworterinnen der „Fristenlösung“ sitzen weiterhin in den Pastoralämtern und beraten „neutral“ und „ergebnisoffen“ („Wir raten weder zum Kind noch gegen das Kind“). Hungerstreiks vor der Nuntiatur von 40 bis 137 Tagen – wobei ich in den letzten drei Jahren dieser Verzweiflungstaten, vor der Nuntiatur, dem Bischofssitz in Eisenstadt und ihrem Palais, jeweils zwanzig Kilo, von 70 auf 50 Kilo abgenommen habe – sowie eine Reihe von Briefen an den jetzt emeritierten Papst Benedikt XVI. wurden ignoriert.
Die einzige Antwort aus dem Vatikan erhielt ich vom Präfekt des päpstlichen Hauses, Erzbischof Georg Gänswein, welcher mir auf meine dringenden Bitten zur Beendigung des Massakers an den ungeborenen Kindern beschied, dass der nun emeritierte Papst meinen Hilferuf „zur Kenntnis genommen“ hat. Dies erscheint ausgeschlossen, dass der emeritierte Papst den Martertod von Millionen ungeborener Kinder in Österreich nur „zur Kenntnis genommen“ hat und sonst nichts, doch wirft diese Antwort ein Licht darauf, welches Schicksal im Vatikan dramatische Bitten auch während der Amtszeit des Papstes für die ungeborenen Kinder haben.
Es muss der Kirche bekannt sein, dass die Beraterinnen der „Aktion Leben“ in den kirchlichen Beratungsstellen, die gleichzeitig vom Staat geförderte Familienberatungsstellen sind, von der „Österreichischen Gesellschaft für Familienplanung“ (ÖGF), einem Ableger des weltweit größten Abtreibungsnetzes „International Planned Parenthood Federation“ (IPPF), ausgebildet werden. Es verwundert deshalb nicht, dass die schwangeren Frauen in den Pastoralämtern „neutral“ und „ergebnisoffen“ beraten werden.
In einer kürzlich von mir besuchten „Fachtagung Familienplanung“ der ÖGF wurde die katholische Lehre unter Gelächter der Schulungsteilnehmer durch eine Karikatur des Papstes mit einem Noppenkondom auf dem Kopf lächerlich gemacht. Meine weiteren bestürzenden und ekligen Erlebnisse auf diesem „Fachtag“ sind hier nachzulesen.
Wird der Kardinal diese Verhöhnung des Stellvertreters Christi auf Erden zum Anlass nehmen, um gegen diese Herabsetzung religiöser Lehren Einspruch zu erheben und eine Untersuchung dieses Vorfalles an der Bildungs-Institution der Beraterinnen in den Pastoralämtern veranlassen oder wird er still halten, wie in ähnlichen Fällen in der Vergangenheit?
Wann hat Kardinal Schönborn zuletzt eine öffentliche, dramatische Stellungnahme zur Massenvernichtung der ungeborenen Kinder durch die „Fristenlösung“ abgegeben? Ich kann mich an keine erinnern, aber daran, dass er die Frage eines ORF-Reporters verneinte, ob die Kirche Änderungen der „Fristenregelung“ anstrebt.
Wenn der Kardinal daher auf die Kinderarmut in Österreich hinweist, sollte er auch erwähnen, dass die Kirche als moralische Richtschnur und Hirte der Gläubigen versagt hat. Ja sie huldigt selbst der neuen Staatsreligion der angeblichen „Selbstbestimmung“ und der Kindertötung auf Verlangen, welche von den Feministinnen auch innerhalb der Kirche als „Fortschritt“ hochgelobt und gepriesen wird, während der Schöpfer aller Materie und allen Lebens ausgeklammert und beiseite gestellt wird, wie der Leib Christi in den Hostien, die auf den Volksaltären, den Schaubühnen der Selbst-Präsentation, nichts mehr verloren haben.
Versucht man sich vorzustellen, welche Bilanz in wenigen Jahren, wenn der Kardinal sein Amt altersbedingt wieder abgeben muss, über die Jahre seiner Hirtentätigkeit gezogen werden wird, so wird man an den Tatsachen des ungebremsten Absinkens der Katholiken in Wien zur Minderheit, des Wegschenkens von katholischen Kirchen, wie überhaupt der galoppierenden Glaubensschwindsucht sowie des Schweigens zur millionenfachen Auslöschung der ungeborenen Kinder, ja der eigenen Beteiligung daran, nicht vorbeigehen können.
Seit Jahren entwindet sich der Kardinal einer Antwort, was die Zahlung der Caritas an die Wiener Fleischmarkt-Klinik betrifft, die dadurch bekannt wurde, dass die Gehsteigberater von „Human Life International“ (HLI) eine Frau und ihr Kind retten konnten, für dessen Tötung die Caritas, der Fleischmarkt-Klink für den gewährten „Sozialtarif“ dankend, dieser Frau 100 Euro mitgegeben hat. Das Schreiben der Caritas fiel den Pro-Lifern in die Hände, die noch eine größere Blutschuld in diesem Fall verhindert haben, wobei sich bei dieser Rettung wohl nur die Spitze des Eisberges der Zusammenarbeit zwischen Kirche und der Fleischmarkt-Klinik gezeigt hat.
Die „Aktion Leben“ wollte auch gemeinsam mit den grünen und SPÖ-Feministinnen die HLI-Gehsteigberater vom Eingangsbereich der Klinik vertreiben, um sogenannte „Schutz-Zonen“ einzuführen, die in Wirklichkeit Schutz-Zonen für das Abtreibungs-Geschäft der Tötungs-Industrie und die verantwortungslosen Partner der Frauen sind, die sie zur Abtreibung drängen, was nach einer Boltzmann-Studie in 40 Prozent der Abtreibungen der Fall ist. Der Selbstbestimmungs-Religion ist durch diese Studie das Fundament entzogen, wenn ein derart hoher Anteil von Frauen fremdbestimmt abtreibt.
Das Zeigen von Baby-Modellen bei diesen Rettungsversuchen bezeichnet „Aktion Leben“ als „Belästigung“, findet aber selbst nichts dabei, ihrerseits Frauen zu „belästigen“, indem sie mit den bekannten Ansteck-Baby-Füßchen versucht, Spenden zu lukrieren.
Ist nun das Zeigen von Baby-Modellen in der Beratung eine „Belästigung“, das Zeigen von Baby-Füßchen beim Spenden sammeln aber nicht? In beiden Fällen wird versucht, das Herz von Frauen anzurühren, bei den Gehsteigberatern, um Mutter und Kind zu retten, bei der „Aktion Leben“, um Spenden zur Erhaltung ihres Systems der „ergebnisoffenen“ Beratung im Kontext der „Fristenlösung“ zu lukrieren.
Ich habe Kardinal Schönborn dieses Schreiben der Caritas an die Fleischmarkt-Klinik anlässlich einer Pressekonferenz, bei der er mich vergeblich unter dem Vorwand, ich sei kein „Pressevertreter“ zum Schweigen bringen wollte, persönlich übergeben. E sagte zu, es sich „anzuschauen“. Ich muss annehmen, dass es mit dem vorgeblichen „Anschauen“ sein Bewenden gehabt hat, denn irgendwelche Konsequenzen hat dieser traurige und die Kirche zutiefst beschämende Vorfall offenbar nicht gehabt.
Im Gegenteil, trotz des Appells von Familienbischof Küng an die Bischöfe, sich von der „Aktion Leben“ zu entflechten, wie er mir schriftlich mitteilte, sitzen diese Beraterinnen noch immer in den Pastoralämtern, ja die „Aktion Leben“ wurde ausdrücklich für ihre Tätigkeit gelobt und in etwa jeder zweiten Kirche liegt, unter Missbrauch der Kirchen als Werbeforum, deren Propagandamaterial auf, in welchem die „Fristenregelung“ als „unverhandelbar“ bezeichnet wird.
Möge der Herr Kardial Schönborn beim jüngsten Gericht gnädig sein, falls er überhaupt noch an diesen Angelpunkt der kirchlichen Lehre über die letzten Dinge glaubt, denn er verkündet ja, wie ich es selbst gehört habe, dass die Hölle nur in unseren Köpfen besteht, was Vieles erklären würde, was die Ausübung seines Hirtenamtes betrifft.
Dr. Josef Preßlmayer, 71, ist Begründer und Kurator des „1. Europäischen Lebensschutz-Museums" und Autor einer Reihe von Büchern zum Lebensschutz. Er war langjährig Schul-Psychologe sowie auch mehrere Jahre Mitarbeiter von „Aktion Leben", wo er nach deren „Outing" als Befürworterin der „Fristenlösung" austrat.