Von Weinbauern und Markisenfabrikanten

Unter meinen Lesern sind einige Unternehmer, die trachten müssen, dass die Auftragslage stimmt, denn es müssen die Gehälter und die Lohnnebenkosten bezahlt werden – nebst der Steuern. Wobei ich es noch immer als raubritterisch erachte, dass uns der Staat zweimal im Jahr die doppelten Lohnnebenkosten abknöpft. Dürfen Mitarbeiter jetzt doppelt intensiv krank werden? Oder bekommt deren Hausarzt das doppelte Honorar? Nein – nur eine weitere inferiore, primitive, ungerechte, ich mache es kurz: verschissene Abzocke.

Genau wie wir unterliegen auch die Bauern einer Konjunktur und sind zusätzlich noch vom Wetter abhängig – ach, wie habe ich doch voriges Jahr mit unseren Weinbauern ehrlich und aufrichtig mitgelitten ob des miserablen Wetters.

Aber jetzt kommen wir zum Kern der Sache: Während es den Schwarzen (der angeblichen Unternehmerpartei) egal ist, sollten mein Kollege und ich weniger Kronen, Inlays und Prothesen machen, es ihnen am Arsch vorbeigeht, wenn mein Freund vielleicht weniger Vorhänge in seiner Firma nähen lassen kann und Markisen sich überhaupt nicht verkaufen, und wenn ein anderer Freund keine Badezimmer an Hotels verkauft, da kein Geld vorhanden, werden die Bauern Jahr für Jahr – ob Sonne oder Regen, ob Schaltjahr oder nicht – mit Geld angefüttert.

Warum nur? Ja, weil die Schwarzen nur ein einziges Klientel bedient sehen wollen – nämlich ihre Bauern (Heiliges Giebelkreuz – bitt für uns). Denen wird jährlich die Hälfte des ganzen EU-Budgets zugestanden – und glaubt mir, das ist verdammt viel – so viele Nullen hinter einer Zahl habt Ihr noch nie gesehen.

Dass das, was sie machen, unkeusch und ungerecht ist, wissen sie selbst, denn anders ist nicht zu erklären, dass sie die Schließung der Transparenzdatenbank durchsetzten. Bis vor wenigen Jahren konnte man nämlich die Bezuschussung sämtlicher Bauern Europas auf einer eigenen Seite anschauen. Ich war einige Male drinnen und habe mir bekannte Unternehmen angeklickt und an Perversion nicht mehr Überbietbares gelesen. Ich in meiner Naivität hatte gedacht, dass die Bergbauern, die unsere Landschaft pflegen und hegen – und das unter enormer körperlicher Anstrengung – subventioniert werden. Vergiss es – die bekommen maximal Peanuts, sprich ein mickriges Trinkgeld.

Wer wirklich abkassiert sind Großgrundbesitzer. Mehr Grund = mehr Kohle.

Ich habe selbst Patienten, die riesige Flächen in Rumänien gekauft haben und jetzt zusätzlich zu ihren österreichischen Flächen auch für die in Rumänien ordentlich abkassieren. Wenn schon Subventionen, warum nimmt man nicht die Vorsteuererklärung des jeweiligen Betriebes her? Wenn zu hoch – keine Subvention. Und glaubt mir, wie viel Geld die EU dann übrig hätte.

Aber wenn ich es mir anders überlege: Doch lieber den Bauern, bevor sich Martin Schulz noch einen zweiten Butler zulegt, wie es sich für einen richtigen Sozi gehört.

An wenigen Beispielen möchte ich Euch die Perversion darstellen:

  • Ein riesiger Getreide- und Weinbaubetrieb im Weinviertel. Finanziell hochweiß, dennoch als EU-Förderung in dem Jahr, in dem die Transparenzdatenbank noch eingesehen werden konnte: 1.034.000€.
  • Ein Weinbaubetrieb in Wien mit riesigem Heurigen: 98.000€.
  • Ein Weinbaubetrieb im Kamptal, ebenfalls finanziell bestens aufgestellt: 54.000€, davon 800 € Bergbauernzulage (Ihr habt Euch nicht verlesen), weil ein Weingarten halt etwas steiler ist.

Und das jährlich!

Und wisst Ihr, dass die reichste Frau der Welt die höchsten Subventionen aus diesem EU-Topf bekommt? Es sind mehrere Millionen, die die Königin von England für ihre Ländereien bezieht. Für Grundbesitz, den ihre Vorfahren der autochthonen Bevölkerung gestohlen haben (in diesem Zusammenhang kann ich nur wiederholen, dass die Russen die beste Lösung für ihre ausbeuterische Aristokratie hatten).

Ich kenne keinen Neid und bin ein Freund von Leistungshonorierung. Wenn jemand hart und gut arbeitet, oder wenn jemand eine geniale Idee hat wie Mateschitz – alles Geld steht ihm zu. Aber, dass – jetzt nur auf die Bauern bezogen – die Ärmsten und unter den entbehrungsreichsten Bedingungen Arbeitenden unter ihnen fast nichts bekommen, ist der eigentliche Skandal.

Deshalb wähle ich auch nicht die Schwarzen, sondern weiß, in der Hoffnung, dass sich einmal eine Partei in der Art, wie die AfD in Deutschland eine ist, auch bei uns etabliert – dann hätte ich eine politische Heimat gefunden.

PS: An meine für mich überlebenswichtigen Weinbauern: Wäre ich an Eurer statt, ich würde wahrscheinlich auch die Gelder der EU nehmen. Denn Ihr wäret Sautrotteln, es nicht zu tun, wenn es der Nachbar auch kassiert. Aber Ihr müsst meinen Standpunkt als Unternehmer auch versuchen zu verstehen – von wegen Ausgeglichenheit und Fairness.

PPS: Ein weiteres Thema wären die steuerlich massivst bevorzugten Heurigen – ebenfalls Unternehmer, so wie Wirte, die voll Steuer zahlen. Aber ich echauffiere mich darüber nicht mehr, andernfalls spielt mein Blutdruck verrückt – und das sind mir die Schwarzen nicht wert.

Werner Stockinger ist ein 60-jähriger selbständiger Zahnarzt, der früher neben seiner Tätigkeit an der Zahnklinik auch als Allgemeinmediziner und als Notarzt in Wien gearbeitet hat.

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