Ich bin gebürtige Österreicherin und eine von vielen tausenden Medizin-Anwärtern, die um einen der begehrten 1.560 Studienplätze in Österreich kämpfen. Neben meiner Arbeit als Teamassistentin bin ich auch schon einige Jahre ehrenamtlich als Sanitäterin beim Österreichischen Roten Kreuz tätig.
Leider darf ich mich auch zu jener großen Gruppe zählen, die schon mehr als einmal angetreten sind, weil die Leistung beim Test nicht gut genug war – oder anders gesehen: Es gibt mehr als doppelt so viele Bewerber wie Plätze.
Die Fakten: Jede der Med-Unis besitzt ein Kontingent an Studienplätzen, von denen derzeit laut Quotenregelung 75 Prozent an Bewerber mit österreichischem Maturazeugnis gehen, 20 Prozent an EU-Bürger – und damit größtenteils deutsche Numerus clausus-Flüchtlinge – sowie 5 Prozent an Nicht-EU-Bewerber. Obwohl sich 20 und 5 Prozent wenig anhören, so gehen doch insgesamt 390(!) Plätze an Bewerber, die nach dem (kostenlos) absolvierten Studium meist wieder in ihre Heimat zurückkehren und Österreich nicht als Mediziner zur Verfügung stehen.
Sollte die Quotenregelung 2016 tatsächlich abgeschafft werden (danke, liebe EU!), werden vermutlich noch sehr viel mehr Plätze an Deutsche gehen und der Aufschrei unter den österreichischen Bewerbern noch deutlich stärker ausfallen. Auch ich rechne mir dann keine Chancen mehr auf einen Studienplatz aus.
Leider existieren bei uns keine Wartesemester (das ist die Zeit zwischen dem Erwerb der Matura und dem tatsächlichen Beginn eines Studiums, die für die Aufnahme an einer Uni berücksichtigt wird) und die Med-Unis interessieren sich auch nicht für berufliche Vorkenntnisse im medizinischen Bereich, sodass man wenigstens hier ein paar Bonuspunkte sammeln könnte.
Ebenso kritisch betrachte ich die Abschaffung der Studiengebühren; offiziell gibt es die Gebühren wieder, jedoch gelten so viele Ausnahmeregelungen, dass die Wenigsten zahlen müssen. Meine Erfahrungen während eines kurz andauernden Biologie- und Ernährungswissenschaften-Studiums waren heillos überfüllte, beschädigte Hörsäle, sodass die Vorlesungen oft in (ebenso überfüllte) Nebenräume gestreamt werden mussten und jene Streams aufgrund kaputter Beamer und/oder Lautsprecher nicht zu gebrauchen waren.
Seit Jahren wird von vielen Seiten immer wieder versucht, mir mein Wunschstudium und späteren Traumberuf auszureden. Aber das ist mir egal. Denn bei all den vielen Aufnahmeverfahren, Assessment-Centern und STEOPS (Studieneingangs- und Orientierungsphase; diese muss erst positiv absolviert werden, um mit dem „eigentlichen“ Studium beginnen zu können – wird diese Prüfungsphase auch beim zweiten Antritt nicht bestanden, erlischt die Zulassung), die für einen Großteil aller Studienfächer gültig sind – bin ich sicherlich nicht die einzige Person, welche mehr als einen Versuch braucht, um endlich das Wunschstudium beginnen zu dürfen.
Nadine S. ist – aus verständlichen Gründen – ein Pseudonym einer jungen, auf ein Medizinstudium hoffenden Österreicherin.