Echte Wahlfreiheit für Mütter!

Als werdende Mutter sieht man plötzlich überall andere Schwangere, Kinder und Menschen mit Kinderwägen. Interessant, wie sich offenbar auf einmal die Wahrnehmung verändert. Ich war auch überrascht, wie viele neue interessante Themen sich oft sogar mit Wildfremden ergeben: Über die Schwangerschaft, die Kinder und nicht zuletzt das Thema Kinderbetreuung.

Obwohl Politiker aller Couleurs gebetsmühlenartig von der Wahlfreiheit der Frauen und Familien sprechen, was das Thema Kinderbetreuung anlangt, scheinen die meisten sich aber klar auf den Ausbau der Betreuungsplätze und deren flexible Öffnungszeiten zu konzentrieren. Zweifelsohne ein sehr wichtige Forderung. Aber wo bleibt die Wahlfreiheit?

Echte Wahlfreiheit hieße, der Staat unterstützt jede Variante der Kinderbetreuung im selben Umfang, und die Mutter kann unter gleichen finanziellen Bedingungen jene Variante auswählen, die sie für ihr Kind, sich und die Familie für die beste hält.

Aus einem Bericht des Familienverbandes lese ich, dass den Staat ein Betreuungsplatz in einer Einrichtung rund 900 Euro im Monat kostet. Echte Wahlfreiheit müsste doch bedeuten, dass die Betreuung jedes Kindes diesen Betrag kostet, egal wie das Kind betreut wird. Mir ist aber nicht bekannt, dass eine Mutter auch nur annähernd einen solchen Betrag bekommt, wenn sie sich dafür entscheidet zu Hause zu bleiben und die Kinderbetreuung selbst zu übernehmen. Es gibt also wohl einen gewollten staatlichen Lenkungseffekt, der zumindest in finanzieller Hinsicht die Fremdbetreuung über die Eigenbetreuung stellt.

Auch scheint mir absurd, dass, wenn zwei Mütter ihre Kinder zur Betreuung tauschen, sie einen Beruf als Tagesmutter ausüben können, versichert sind und ein Einkommen haben. Tauschen sie aber nicht, sondern schauen auf das eigene Kind, so ist das dem Staat nichts wert?

An dieser Stelle denke ich an die mir von Herzen unsympathische Simone de Beauvoir, die der Spiegel als „Chef-Ideologin der weltweiten Emanzipationsbewegung“ bezeichnet hat. Auch ich setze mich für die Rechte und vor allem für die Chancengleichheit von Frauen in unserer Männer-dominierten Gesellschaft ein, aber ihre aggressive kampflustige Art, das sogenannte traditionelle Rollenbild der Hausfrau zu verteufeln und von staatlicher Seite vorschreiben zu wollen, wie familiäre Pflichten heutzutage auszuführen sind, finde ich als liberaler Mensch einfach haarsträubend.

Ihr wird folgendes Zitat zugesprochen: „Keine Frau sollte das Recht haben, zu Hause zu bleiben und die Kinder großzuziehen. Die Gesellschaft sollte völlig anders sein. Frauen sollten diese Wahl nicht haben, und zwar genau deshalb, weil, wenn es eine solche Möglichkeit gibt, zu viele Frauen sich dafür entscheiden würden.“

Genau das macht aber eine liberale Gesellschaft aus, für die ich mich einsetze. Der Staat hat eine sehr wichtige Aufgabe darin, Rahmenbedingungen zu schaffen, die es Individuen ermöglichen, friedlich ihr Leben so zu gestalten, wie sie es möchten. Der Staat soll nicht versuchen, aus Individuen ein Kollektiv zu formen, das immer abhängiger wird vom Staat.

In diesem Sinne wünsche ich mir eine echte Wahlfreiheit für Frauen und Familien. Jeder soll im Rahmen gleichberechtigter finanzieller Möglichkeiten frei entscheiden können, wie die Kinderbetreuung optimal gestaltet wird, ohne jedoch die Forderung aufzugeben, flexible Kinderbetreuungseinrichtungen zu schaffen. Schließlich wollen wir alles dafür tun, dass sich wieder mehr Menschen für Kinder entscheiden. Und heutzutage gehören Betreuungsplätze einfach dazu.

Dr. Kathrin Nachbaur ist Nationalrats-Abgeordnete. Sie war Industrie-Managerin und Fraktionsvorsitzende des Teams Stronach.

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