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Selbständigkeit – Für all jene, die mit diesem Gedanken spielen

Man kann die Selbständigkeit sowohl wissenschaftlich, juridisch, kaufmännisch, organisatorisch, als auch politisch betrachten und auch darüber wissenschaftliche Werke schreiben. Ich aber will einfach an Hand meines Lebens die Realität des selbständigen Gewerbetreibenden schildern und einen Einblick gewähren in die Echtheit und Wahrheit dieser Berufsform, vielleicht auch Berufungsform.

  • Ich bin als ältestes Kind einer Arbeiterfamilie mit acht Kindern in Niederösterreich aufgewachsen.
  • Volksschule (einklassig, 8 Schulstufen, ein einziger Lehrer)
  • Hauptschule (3 Jahre)
  • Piaristengymnasium (ab der 3. Klasse, teilweise selbst finanziert)
  • Militärdienst
  • Studium der Elektrotechnik (selbst finanziert)
  • Assistent an der TU Wien (4 Jahre)
  • Angestellter von Professor Zach (5 Jahre)
  • Aufnahme eines Gewerbes 1996 (Leistungselektronik, Technologien)
  • Unterricht an der Fachhochschule Technikum Wien (neben dem Gewerbe)
  • Inzwischen Pensionist (neben dem Gewerbe)

Eignung

Im Nachhinein fällt es klarerweise leichter, die Eignung in ihren diversen Erscheinungsformen zu deuten.

Natürlich waren wir als Kinder kaum im Haus, außer zum Essen und Schlafen, immer am und im Bach oder im Wald und immer haben wir selbst entschieden, was wir anstellen. Das Gewissen waren Mutter und Vater, die uns vermitteln konnten, dass man alleine durch das Leben gehen muss. Dass man nur das, was man erarbeitet hat, auch ausgeben kann, und dass man für alles selbst verantwortlich ist, auch wenn die Eltern nicht dabei sind. Katholisch erzogen, Gott sieht alles.

Meine erste selbständige Entscheidung gab es in der Volksschule, als mir meine Mutter bei den Aufgaben helfen wollte. Das habe ich abgelehnt. Ich habe alles stets allein gemacht. Sie hatte ohnehin genug zu tun mit den anderen Geschwistern, dem Garten und auf dem kleinen Acker.

Es war zu meiner Erstkommunion, als mein Vater als zweiter im Dorf ein Auto kaufte. Wie er uns gelehrt hatte, aus Erspartem. Dieses Auto verschaffte uns die Möglichkeit, mit dem Zelt auf Urlaub zu fahren und alle die Plätze zu sehen, die auch alle anderen kannten, von Admont bis Bregenz, von Wien bis Hochosterwitz. Das war der Beitrag des Vaters; der der Mutter war der Inhalt: Warum gerade Admont, was schaut man sich in Innsbruck an …

Die Hauptschule war vier Kilometer entfernt. Als Kind half ich in den Sommerferien den Bauern in der Nachbarschaft bei der Ernte. Die Arbeit war oft auch schwer, aber sie wurde bezahlt. Die Entfernung zur Schule legte ich bei jedem Wetter mit meinem aus dem Ersparten erstandenen (relativ) neuen Sechsgangrad zurück.

Die Minoritenmönche zogen durchs Land, um aufgeweckte Priesterkandidaten zu suchen. So kam ich, für meinen Vater erschwinglich, ins Minoritenkloster in der Wiener Alserstraße und ins Piaristengymnasium. Das Kloster war sehr schön, es hatte einen wunderbaren Garten, einen Hof und einen Fußballplatz.

Ich lernte Violine, Gitarre, Flöte, war im Chor bis zum Stimmbruch, da hat mich Prof. Kettner dann aufs Fußballfeld geschickt …

Latein und Griechisch waren mir nicht genug. Ich ging am Nachmittag ins Wasagymnasium, um dort darstellende Geometrie zu erlernen, und ins Gymnasium Schuhmaierplatz, wegen der Buchhaltung; Stenographie gab es als Freifach am Piaristengymnasium.

Ich erteilte Schülern Nachhilfeunterricht. Für damals 130 Schilling pro Stunde – was ein Vermögen war – aber es musste nur bei Erfolg bezahlt werden, und den hatte ich. Ich verdiente damit bereits mit 13 mehr als mein Vater.

Das Kloster musste ich in dem Augenblick verlassen, als ich ankündigte, dass ich kein Priester werden, aber gerne bis zur Matura dort bleiben wolle. Wir hatten an dem Tag Lateinschularbeit und ich teilte nach der Schularbeit unseren Klassenvorstand, Prof. Hassfurter, der auch unser Lateinlehrer war, den Sachverhalt mit. Ich bekam von ihm drei Tage für die Quartiersuche frei.

Ich habe dafür eine halbe Stunde benötigt. Da ich in der Piaristengasse mehrere Nachhilfeschüler hatte, fragte ich den Bäckermeister. Denn ich wusste, dass es zwei freie Zimmer in der großen Wohnung gab. Ich unterrichtete seine zwei Söhne fortan gratis und durfte dort bis zu den Sommerferien bleiben (etwa drei Monate); ich war damals 16.

Im Sommer nahm ich einen „Keilerjob“ (Mutterhilfswerk war der Trick), um Geld für eine Wohnung zu verdienen. Was schief ging, denn damit konnte ich nichts verdienen.

Binnen einer Woche war ich Schankbursche beim „Guten Hirten“ bei der Rochuskirche und am Abend dort Kellner. Zwischen 16 und 20 Uhr gab ich noch Nachhilfestunden. Im September 1965 hatte ich die Ablöse für eine Küche/Kabinett-Substandardwohnung in Wien 9 zusammengespart und bin in mein Zielobjekt eingezogen.

Zunächst ohne Strom, denn die Leitungen mussten erneuert werden. Ein Elektromeister unterschrieb für mich und so konnte ich die Arbeit selbst erledigen. Vier riesige Kerzen, ein Tisch, ein Sessel und ein Strohsack von der Mutter und ganz in der Nähe ein öffentliches Bad, das schon früh öffnete: Das war der Anfang.

Prof. Hassfurter kam mich jeden Monat besuchen. Ich habe mich gerne mit ihm unterhalten, zumal ich ja keinen Grund zur Beanstandung gab, weder durch Fehlen in der Schule, noch durch schlechte Noten.

Matura 1967 – ich war nach Dr. Unterberger meist zweitbester Schüler – Einrücken zur Jägerschule nach Saalfelden, einjährig freiwillig. Es war eine schwere, aber wunderschöne Zeit in den Bergen, die ich heute noch liebe, danach als Kommandant nach Bleiburg in Kärnten. Wegen der CSSR-Krise mussten wir dann noch von Oktober bis Weihnachten dort bleiben.

Ich wollte vor der Militärzeit Lehrer werden (das bin ich im Grund auch heute noch). Aber ich habe mich dann für die Technische Universität entschieden, um mir meinen Kindheitstraum „Computertechniker“ zu erfüllen. Ich wusste aber nicht wirklich genau, was ich eigentlich damit meinte. Ich habe Elektrotechnik studiert, die Berechtigung dazu hatte ich ja vorsorglich schon während der Gymnasiumzeit besorgt.

Das Studium begann wegen der verlängerten Militärzeit verzögert. Damit war die schon genehmigte Studienbeihilfe unerreichbar. Ich überwies sie gleich zurück, da wegen der Verspätung zu Beginn klar war, dass ich die Prüfungen dafür unmöglich schaffen konnte.

Selbstverständlich habe ich in den Ferien berufsnah gearbeitet. Abteilungsleiter einer Elektronikproduktion, Erntehelfer bei der Tabakernte in Kanada, Elektroausstattung einer Hühnerfarm ebendort, Spielwarenfabrik in Chicago als Konstrukteur, Elektronikwerk in Los Angeles, Elektronikwerk in San Francisco als Abteilungsleiter waren die dortigen Stationen. Als der Dollar kollabierte, waren es Deutschland (BMW) und Schweden (Gullspangs Kraft AB). Ich kam arbeitend in der Welt herum und lernte Vieles kennen.

Es gab auch Engagement in der Hochschülerschaft der TU Wien. Dort haben meine „Produkte“ heute noch Auswirkungen: Bei einer Studienbeihilfennovelle erhielt ich Unterstützung von den Professoren; seit einer Mietrechtsänderung gibt es den juristischen Terminus „Studentenmietvertrag“; ich setzte in der Hochschülerschaft das SWS (Studentisches Wohnungsservice) durch. Pendants gab es in Salzburg, Linz, Graz und Innsbruck; in Wien gibt es das SWS noch heute in der Favoritenstraße mit vielen tausend Wohnungen für Studenten. Als Einzelkämpfer habe ich mit meiner Liste von fünf Mandaten bei den Studentenvertreterwahlen an der Fakultät Elektrotechnik drei errungen.

Daneben gab es selbständige Tätigkeit für verschiedene Firmen. Damals konnte man noch ohne Gewerbeschein selbständig Arbeiten verrichten. Unter anderen waren Elin (Projekt Asfahan China) und Philips (Leiterplatten) Stationen.

Ich wurde Studienassistent. Freiberuflich arbeitete ich weitere vier Jahre für Siemens. Danach wurde ich für fünf Jahre Angestellter von Professor Zach und Projektleiter für verschiedene Industrieprojekte im Sektor Leistungselektronik. Im Alter von 48 Jahren wurde mir gekündigt, offenbar, weil Mitarbeiter nicht mehr so leicht freigesetzt werden konnten, wenn sie dann über 50 Jahre alt wurden.

Meine Arbeitssuche war daraufhin intensiv. Innerhalb von 5 Monaten schrieb ich 2 000 Bewerbungen, ich erhielt 370 Antworten, führte 57 Gespräche, unterschrieb fünfmal einen Arbeitsvertrag und wurde letztendlich nie in eine der attraktiven Firmen aufgenommen. Da erkannte ich, dass es Zeit war, die „letzte eigene Firma“ zu gründen. Natürlich nutzte ich dabei die durch die Arbeitssuche entstandenen Kontakte.

Ich entwickelte Technologien und Leiterplattendesign, machte EMV-Berechnungen und unterstützte Firmen in aller Welt. Noch bis Juni 2014 unterrichtete ich an der Fachhochschule Technikum Wien.

Zu Spitzenzeiten hatte ich bis zu sechs Mitarbeiter. Sie waren alle sehr wertvoll, brauchten keine Arbeitszeiten und andere Formalismen, verstanden ihre Arbeit und verdienten sich ihren Lohn redlich. Die meisten haben inzwischen selbst Firmen gegründet. Und so bin ich stolz auf mich und meine Mitarbeiter von damals.

All diese Episoden zeigen mir heute, dass die Selbständigkeit bei mir kein Zufall war. Die Attribute Ziel- und Ergebnisorientiertheit, eiserner Wille, Selbstdisziplin, Eigenverantwortung, Ideenreichtum, Reaktionsfähigkeit, sowie Bildungshunger halte ich für besonders wichtig. Als Arbeiterkind habe ich natürlich die Arbeit an die erste Stelle und den Verdienst an die zweite Stelle gesetzt. Ich habe stets versucht und es auch geschafft, wirkliche Beiträge zu leisten und meinen Kunden oft über Jahrzehnte zu helfen. So manches davon ist heute technischer Standard.

Zur Eignung gehört natürlich auch die geeignete Geschäftsidee. Diese resultiert einerseits aus der Eignung, sollte aber andererseits auch jene Tragfähigkeit über Jahrzehnte aufweisen, von der man leben kann und die Freude an der Arbeit vermittelt. Erfolg mit der Geschäftsidee ist eine der wichtigsten Triebfedern.

Schon als Student habe ich erkannt, wie wichtig Technologien und Knowhow für die Firmen und für die Sicherung von Arbeitsplätzen sind, wie wichtig eine Ausbildung in den Disziplinen ist, die man anwenden will und muss.

Das habe ich fast ein Arbeitsleben lang stets weiterentwickelt, daran gearbeitet und weitergegeben. Ich habe noch nie Werbung für mich und meine Firma machen müssen. Selbst Kunden aus Übersee kamen durch Mundpropaganda auf mich zu.

Ich habe ein ganzes Leben lang keinen Titel vor meinen Namen gesetzt und trotzdem Arbeiten getan, Lösungen erarbeitet, von denen so mancher hochdekorierte Würdenträger nur träumen kann. Ich sage den Studenten auch immer wieder, sie mögen bitte keinen „Titel ohne Mittel“ anstreben und bitte nicht darauf setzen, dass es irgendwer für sie richten kann.

Neigung

Die Neigung zum selbständigen Handeln ist natürlich in mir gewachsen von Anfang an, schon als Kind. Selbstdisziplin, Eigenverantwortlichkeit, Zielorientiertheit.

So kam es auch, dass ich mich trotz mehrerer Angebote für lukrative „Jobs“ von Seiten verschiedener Firmen immer wieder für die Selbständigkeit entschied. Ich habe nie abgelehnt, sondern stets einen besonders geeigneten Kandidaten für den jeweiligen Job präsentiert und so meine Selbständigkeit und meine Freiheit bewahrt.  

Freiheit bedeutet Verantwortung. Eine Absage bedeutet eine Absage für immer, eine Zusage bedeutet eine Zusage für immer. Manchen habe ich geantwortet, eine Anstellung habe eine Kündigungsfrist, eine Selbständigkeit bedeutete Arbeitslosigkeit, außer man hat einen Auftrag.

Als einmal eine große Organisation mir die gesamte CAD-Abteilung (CAD: computer-aided design – rechnergestützter Entwurf) übertrug, bestand ich darauf, dies als Auftragsarbeit auszuführen. Ich hatte recht damit, denn 10 Jahre später war dort nichts mehr zu holen. Die Anlage kaufte ich dann und verwendete sie weiter.

Abhängigkeiten sind Zeichen von Unselbständigkeit

Als ich zu Spitzenzeiten bis zu sechs Mitarbeiter hatte, gab es welche, die einen Kollektivvertrag und einen befristeten Arbeitsvertrag wollten. Etwas anderes kann man als kleiner Unternehmer nicht riskieren, auch wenn man den Mitarbeiter noch so schätzt. Diese erhielten etwa das Dreifache netto verglichen mit dem, was ich selbst aus meiner Arbeit bei gleichen Bruttoeinnahmen erzielen konnte.

Die, die heute Firmenleiter sind, wollten hingegen frei sein. Sie hatten daher freie Mitarbeiter-Verträge, Diejenigen, die schon Gewerbescheine hatten, führten Aufträge aus und „mieteten“ dazu mein Equipment.

Der Unselbständige will leben, der Selbstständige muss leben und leben lassen und trägt die Verantwortung für alles. Er haftet als kleiner EPU oder KMU mit seinem gesamten Vermögen für alles.

Arbeitskonflikte gab es nie, bloß hin und wieder eine Panne, aber das ist das Arbeitsleben. Gewerkschaften habe ich abgelehnt und einen Betriebsrat brauchten wir nie.

Als Leiter einer Firma muss man mit Informationen dienen können. Diese kann man nur effektiv geben, wenn man alles, was gearbeitet wird, auch selbst kann und Erfahrungen damit hat.

Man muss daher alle Abrechnungen, alle Vorbereitungen, alle Verhandlungen führen. 7x16 Stunden Wochen sind da keine Seltenheit. Während der Unselbständige zwar projektkonform auch Überstunden arbeitet, die er nachher als Zeitausgleich nimmt, Urlaub hat, Anspruch auf Krankenstand, etc.

Viele Mitarbeiter klagen über Stress, meine hatten damit nie Probleme. Viele unselbständige Mitarbeiter klagen über Abnützung, meine haben das nie getan.

Gefahren

Ich habe auch Fehler gemacht, nämlich mir selbst gegenüber. Wenn man über 20 Jahre lang jährlich 3500 bis 4500 Arbeitsstunden macht, dann reagiert der Körper. Bei mir 2011 mit Schlaganfall, Nierenversagen, Harnstau und Prostatakrebs.

Seit dieser Zeit gehört die Hälfte der Arbeitszeit meiner Gesundheit, die ich, Gott sei Dank, mit der gleichen eisernen Disziplin, wie bei allem Anderen durch Ernährungsumstellung und Bewegungsprogramme weitgehend wieder herstellen konnte. Aus dem Rollstuhl kommend (2011) war ich heuer erstmals wieder Skifahren wie eh und je.

Das gleiche gilt für die Finanzen. Ich kenne Firmen, die gehen zur Wirtschaftskammer, holen sich einen Riesenkredit, richten eine Firma toll ein und haben dann alles – nur keine Arbeit. Der Konkurs folgt auf dem Fuß.

Wie war es bei mir? Ich habe jedwede Abhängigkeit abgelehnt. Ich bekam CAD-Aufträge hier und dort und führte diese vor Ort aus. Als dann eine andere Firma in Konkurs ging und mich informierte, erstand ich meine erste Anlage für damals 60.000 Schilling samt Software und Lizenzrechten (Neuwert etwa 200.000). Ich stellte sie mangels Büroräumlichkeiten in meinem Schlafzimmer auf.

Diese Konkursfirma hatte sich einen Geschäftsführer, modernstes Equipment und 30 Mitarbeiter geleistet. Viele davon hatten einen Firmen-Audi (das war damals modern), aber keine, bzw. sehr wenige Aufträge.

Mit dieser Anlage konnte ich nun tatsächlich selbständig auftreten. Mit den Aufträgen kamen dann die Büroräume, weitere Software- und Hardwarestücke dazu und Mitarbeiter.

Als weitere Gefahr sehe ich das Stehenbleiben auf einem (anfangs meist) „lukrativen Level“. Richtig ist: Man darf nie aufhören, sich weiterzubilden, seine Mitarbeiter weiterzubilden, man darf sich auf nichts und niemanden verlassen. Ich besuche heute noch laufend einschlägige interne Firmenseminare, um meine Kenntnisse auf aktuellem Stand zu halten.

Eine große Gefahr ist das Außer-Acht-Lassen der politischen Lage, der Weltlage. Ich habe nie und nimmer Aufträge der öffentlichen Hand ausgeführt, mich nie darum beworben, auch dann nicht, wenn ich gefragt wurde.

Eine auffallend zielstrebige Studentin hat mir einmal auf meine Frage hin, ob sie sich vorstellen könne, selbständig zu arbeiten, geantwortet, sie sei selbständig; sie möchte sich aber jetzt davon zurückziehen. Sie hat mir Entsetzliches erzählt: Ihr Vater führte öffentliche Aufträge aus, Zahlungen wurden 12 Jahre lang nicht geleistet, bis die Firma, ebenso wie der Vater das nicht mehr verkraftete; er verstarb. Sie übernahm die Firma, einen Gewerbeschein hatte sie, und stellte fest, dass die öffentliche Hand zwar jetzt die ausstehenden Rechnungen abstottert, dass aber trotzdem die Firma zahlungsunfähig geworden ist und Konkurs anmelden musste. Sie wollte sich einen akademischen Titel zulegen, um in einem unselbständigen Job „mehr Gehalt“ (die Standardmotivation vieler Studierender) zu erhalten.

Die Behörden stellen auch noch eine andere Gefahr dar. Betriebsgenehmigungen sind oft so teuer, dass sich das selten jemand leisten kann. Auflagen, Vorschriften, Normen, Beschränkungen, etc. machen es einem produzierenden Betrieb fast unmöglich, zu existieren und zu überleben, vor allem im Gründungsstadium.

Auch andere Behörden stellen eine Gefahr dar: die Steuerbehörden, die Sozialversicherung, deren Vorschreibungen zugleich automatisch Exekutionstitel sind, die beim Zahlungstermin schlagend werden, Arbeitgeberabgabe an die Gemeinde, etc., weil man am Anfang damit nicht rechnet.

Hat man Mitarbeiter, muss man die Gesamtspesen, die für den Mitarbeiter auflaufen, mit zwei multiplizieren, das sind Feiertage, Urlaubstage, durchschnittliche Krankenstände, Behördenwege, Kuraufenthalte, Infrastruktur, Energie, Kommunikation, etc. (so war es für meinen Betrieb).

Damit ergeben sich dann oft nicht mehr konkurrenzfähige Preise und Wettbewerbsnachteile. Ich war bei diesem Thema aber immer hart. Wenn jemand meinte, es wäre anderswo billiger zu bekommen, dann antwortete ich meist: „Sie müssen halt darauf achten, dass Sie das Gleiche für den billigen Preis bekommen; mein Angebot gilt für Sie dann auch noch, wenn Sie zu mir zurückkommen.“

Das ist tatsächlich drei Mal passiert. Man darf aber nicht den Fehler machen, die Lage eines Auftraggebers nicht zu berücksichtigen. Es gibt eben Firmen, denen man nur mit billigen Tarifen helfen kann. Das geht aber dann nicht, wenn man Mitarbeiter dafür zahlen muss, das geht nur dann, wenn man selbst den Kopf dafür hinhalten will. Und das auch nicht auf Dauer. Am sinnvollsten sind Sparpakete, wenn man schon unbedingt jemandem helfen will bezüglich des Preises. Das bedeutet: An der Leistungsschraube drehen oder ein einmaliges Werbeangebot machen, etc.

Denn hat man einmal den Preis gesenkt, dann hat man ihn für immer gesenkt. Um den Preis zu handeln ist eine kleinkrämerische österreichische Spezialität. International hatte ich mit meinen Preisen nie ein Problem. Die Leistung dafür muss stimmen.

Eine weitere Gefahr ist die Marktanalyse und Marktbewertung. Wenn man manchen Angaben glaubt, haben zehn Firmen in Summe 1000 Prozent Marktanteil. Einige davon haben freilich 100 Prozent Konkurs. Die kaufmännische Über- oder Unterschätzung ist eine große Gefahr mit hohem Schadensrisiko. Wer sein Fach versteht, der kennt ohnehin die gesamte Konkurrenz und wer, wie ich, technologisch weit vorne steht, der kennt natürlich die drei anderen auf der Welt auch persönlich.

Eine weitere Gefahr ist die Gläubigkeit Organisationen gegenüber, etwa der Wirtschaftskammer. Unzählige „Förderungen“ (bei genauer Betrachtung meist normale Kredite) und andere verlockende „Serviceleistungen“ sollen diese Kompetenz unterstreichen, doch Vorsicht! Man muss abwägen, ob das für die eigenen Pläne nicht Fallen sind.

Ich habe das einmal ausprobiert, zwar ohne Notwendigkeit, aber aus Neugier. Ich habe um einen Überbrückungskredit gebeten. Die Antwort war: „Um die Kredithöhe festzustellen, müssen Sie zuerst unsere Beratung in Anspruch nehmen.“ Die kostet freilich 400 Euro pro Stunde. Ich war dadurch noch nicht abgeschreckt. Der „arbeitslose“, also aus dem geschützten Bereich kommende Berater war nicht imstande, überhaupt die Geschäftsidee zu verstehen, ganz zu schweigen davon, irgendeine nützliche Aussage zu treffen außer die für ihn nützliche, dass wir uns dann auf mehrere Stunden einigen müssten. Ich habe gemeint, es handle sich doch bloß um einen Überbrückungskredit für ein Jahr, so hatte ich das angemeldet. Er solle doch sagen, wie viel er für den Zweck für gut halten würde. Und er solle die Kreditkonditionen nennen. Die stellten sich dann als teurer heraus, als die, die ich selbst bei meiner Hausbank bekommen hätte können, und das ohne weitere Umstände. Mein Vertrauen in die Kammer wurde gründlich erschüttert, und ich hielt konsequenter weise auch bei der nächsten Wirtschaftskammerwahl beim Innungsmeister fest, dass ich nur als „Stimmvieh“ gekommen sei. Ich habe mich als Selbständiger erwiesen und mich auch dort nicht in Abhängigkeiten locken lassen.

Eine andere Begebenheit: Ein Mitarbeiter eines Kunden rief mich an und bat um Rat. Er sei gekündigt worden und würde sich gerne selbständig machen. Meine erste Frage war: Haben Sie Kunden, eine Gewerbeberechtigung und können Sie zu Hause arbeiten? Seine Antwort war: Ja. Aber er müsse warten, denn er wolle Starthilfe bei der Wirtschaftskammer. Worauf ich ihm sagte, dass die Wirtschaftskammer zwar zwangsweise seine Interessenvertretung sei, aber er selbst der verantwortliche Unternehmer, er solle doch nicht auf einen Startkredit warten, wenn er sofort zu arbeiten beginnen könne. Ich habe ihm geraten nicht zu warten, sondern zu arbeiten und dann zu sehen, ob er sein Gewerbe ohne Kredit weiterführen könne. Er blieb ohne Kredit. Und heute geht es ihm gut.

Das wesentliche ist: Man ist als Selbständiger selbst für alle seine Entscheidungen und Handlungen allein verantwortlich und niemand anderer.

Eine weitere Gefahr bilden mögliche Fehleinschätzungen und Fehlentscheidungen, die dann oft einen Konkurs nach sich ziehen. Das hat mich bis heute, Gott sei Dank, nicht ereilt. Die Gründe: Marktanteilsschätzungen werden oft zu positiv gesehen, Mitarbeitereinstellungen sind oft nicht ausreichend abgesichert. Das kann ein Unternehmen in den Ruin treiben.

Ein Beispiel eines Studienkollegen, der einen sehr kleinen Elektromeisterbetrieb führte: Er hat den Fehler gemacht, zwei Mitarbeiter fix anzustellen, obwohl er bloß einen Auftrag für die nächsten drei Jahre hatte; danach kündigte er nicht rechtzeitig, was ihn fast in Konkurs getrieben hätte. Seither macht er es wie ich: Anstellungen projektbezogen oder befristet.

Die Wirtschaftskammer beklagt, teils zu Recht, den Kapitalmangel unserer KMU und EPU. Gleichzeitig tut sie aber alles, um diesen Mangel zu vergrößern. Die Förderungen sind kontraproduktiv. Hilfreich wäre stattdessen: ein Zurückdrängen der Behördenwillkür und die Reduktion der Steuerlast sowie der Bürokratie und sonstiger Hürden.

Wenn ich 100 Euro einnehme, kann ich als sparsamer EPU, wenn es günstig kommt, 15 davon als Ertrag behalten. Der Ertrag ist das, was man für Investitionen und als Lohn des Unternehmers zur Verfügung hat. Ich habe halt damals meine Gesundheit investiert und 2011 die Quittung dafür bekommen. Es gibt im Leben nichts gratis.

Eine weitere Gefahr ist Größenwahn und Gewinnsucht. Kaum geht es einer kleinen Firma gut, kommt der Übermut, sich zu leisten, was gut wäre, statt beim Notwendigen zu bleiben. Kaum geht das Geschäft eine Zeit lang gut, beginnen Begehrlichkeiten und unechte Preiserhöhungen Platz zu greifen, die „Absahnermethode“.

Auch der Expansionsdrang kann eine große Gefahr sein. Er hat schon zu viel Firmenleid geführt. Kalkulieren Sie die Preise richtig und nicht überhöht, leisten Sie ehrliche Arbeit, das lohnt sich auf Dauer. Konsumverhalten ist schädlich für solche, die nicht vom Konsum leben wollen. Wir sehen ja, wie all die Konsumtempel regelmäßig verschwinden.

Die Freiheit

Ein Freigeist fühlt sich in der Selbständigkeit wohl. Ich weiß dennoch ganz genau, dass ich auch in Arbeitsgruppen und unselbständig zurechtkommen könnte.

Was ist also diese Unternehmerfreiheit? Ist es die Freiheit zu tun und zu lassen, was man will? Ist es die Freiheit, seinen Lohn selbst zu bestimmen? Ist es die Freiheit, seine Mitarbeiter selbst auszusuchen? Ist es die Freiheit die Firmenregeln selbst zu erstellen?

Das ist es ganz sicher nicht allein.

Solange man ganz allein arbeitet, richtet man sich ein Qualitätsmanagement ein, das auf die eigene Persönlichkeit passt. Gibt es Mitarbeiter, so wird man das alles sicher abstimmen und modifizieren müssen. Ohne Selbstdisziplin, auch bei den Abläufen und deren Regeln, wird es auch alleine schiefgehen.

Die Kenntnis von ISO-Normen und deren Zertifizierung und laufende Anpassung, wenn sich neue Erfordernisse ergeben, ist jedenfalls notwendig und ehrlich zu leben und zu gestalten. Tut man das in der Gründungsphase, so lebt diese Ordnung von Anfang an in die Firma hinein. ISO ist für Konzerne etwas ganz Anderes als für KMU und EPU und daher entsprechend auszustatten.

Die Vertragsfreiheit richtet sich jeweils pro Auftrag an die eigene Organisation. Sie ist meist ein Vertrag, den man möglichst einfach gestalten sollte. Geschäftsbedingungen sind da sehr hilfreich, zumindest ansatzweise, sowie die Kenntnis der Geschäftsbedingungen des Vertragspartners. Bloß: Man kann alles übertreiben und bürokratisieren. Aber ich habe die Freiheit, Verträge zu schließen oder nicht, natürlich mit allen Konsequenzen. Am besten geht es, wenn zwei Partner Handschlagqualität aufweisen.

Freiheit bedeutet die Verantwortung für die Auswahl der Kooperationen und deren Gestaltung.

Die Freiheit, seinen Lohn oder Ertrag selbst zu bestimmen, ist sehr eingeschränkt. Es gibt da zwei Grenzen, die sich nicht überlappen dürfen: einerseits der erzielbare Preis und andererseits die eigenen Gesamtkosten dafür. Die Gewinnspanne ist dem anzupassen. Je fortschrittlicher und moderner ein Produkt oder eine Dienstleistung ist, desto eher lässt sich ein Ertrag erzielen.

Ein ganz schwieriges Unterfangen ist die Mitarbeitersuche, in die ja heutzutage der Staat über Gebühr eingreift. Gender Mainstreaming, Quoten, das alles sind Dinge, die ich ablehne. Ich suche Mitarbeiter ausschließlich nach den Qualifikationen, seinen eigenen Vorstellungen und natürlich nach der Verträglichkeit mit den anderen Mitarbeitern und nach den Erfordernissen der Arbeit an sich aus.

Ein Bewerbungsgespräch war bei mir in dem Augenblick zu Ende, wenn ein Kandidat als erstes gefragt hat, ob ich ihm den Resturlaub seiner vorigen Firma anrechnen könne. Da stellt sich die Frage, weshalb einer in eine Firma eintreten möchte. Ich glaube, da sollte wohl das Wort Arbeit noch vorkommen dürfen, oder? Auch die Frage nach den Vorstellungen von und Einstellungen gegenüber seiner angestrebten Arbeit waren mir stets wichtig und natürlich der Wahrheitsgehalt der Aussagen über Vorkenntnisse.

Ich hatte immer Glück, auf die Richtigen zu treffen. Abgewiesen habe ich lediglich solche mit falschen Einstellungen zu Arbeit. So war es mir auch möglich, Arbeitszeiten völlig frei zu stellen und einfach nur Verantwortlichkeiten und Arbeitsbereiche festzulegen.

Was ich von Kollegen zu den Qualifikationen und Fähigkeiten von Lehrlingen und Mitarbeitern zu hören bekam, hat mir stets richtig Angst gemacht. Die heutige Politik sorgt für diese sozialromantische Mentalität, die die Arbeit verachtet und an die letzte Stelle setzt. Noch darf man es sich als kleiner Unternehmer aussuchen, mit wem man zusammenarbeiten will. Die Freiheit, sich seine Mitarbeiter auszusuchen, benötigt freilich Fingerspitzengefühl, Lebenserfahrung und Verantwortung für die Firma und den neuen Mitarbeiter.

Was ist für mich noch frei? Meine Zeiteinteilung, meine Auswahl an Weiterbildung, meine Konferenzteilnahmen zum Erfahrungsaustausch, für die Mitarbeiter mit deren Zustimmung? Bei 16-Stunden-Tagen ist die Zeiteinteilung natürlich nicht frei, bei laufenden Projekten kommt das Projekt zuerst und dann die Konferenz, etc. Diese Freiheit ist sehr eng und beschränkt.

Was aber ist wirklich frei?

Tatsächlich ist es die Auswahl von neuen Kooperationen und Kunden. Es ist notwendig, möglichst viel über Neukunden zu erfahren, auch beim Kreditschutzverband. Das liefert zwar nur eine Augenblicksinformation, ist aber immerhin etwas.

Tatsächlich ist jeder Kunde ein Aushängeschild für meine Firma und meine (Firmen-) Leistung.

Tatsächlich ist es die Corporate identity. Den Auftritt meiner Firma kann ich bezüglich meiner Produkte und Dienstleistungen frei festlegen.

Tatsächlich ist es die Art von Arbeit, die Auswahl der Arbeitsmethoden, Dienstleistung, Technologie, etc., die ich frei gestalten kann. Ich habe Angebotsfreiheit, die natürlich auch von meinen Mitarbeitern abhängt.

Die Verantwortung

Juristisch hat man immer die volle Verantwortung für jede Handlung, Entscheidung, Maßnahme, jeden Mitarbeiter, jeden Vertrag, jede Panne, etc.

Für bestimmte Gesellschaftsformen wird diese aber oft an Kunden, Gläubiger, etc. abgewälzt und zwar bereits aus der jeweiligen gewählten organisatorischen und juridischen Gesellschaftsform heraus. Darum ist es wichtig, seine Kunden vor einem Auftrag zu studieren und ebenso deren Gesellschaftsform.

Auch dazu eine Geschichte: Im Kurier las ich, dass eine große (halbstaatliche) Organisation am Freitag in Konkurs gehen würde, wenn das zuständige Ministerium bis dorthin nicht 30 Millionen Schilling überweise. Diese war mir gerade 400.000 Schilling schuldig. Sie hatte aber das Projekt bereits abgenommen. Die Rechnung war gelegt, und es war das Ende der Zahlungsfrist erreicht. Mein Anruf beim Kreditschutzverband ergab: Ja, es sei richtig, Termin sei Freitag 12 Uhr. Es war Mittwoch. Meine Frage, welche Quote ich zu erwarten hätte, wurde damit beantwortet, dass es sich bei dieser GmbH, mit einem hohen staatlichen Eigentümer-Anteil, um einen Zwangsausgleich handeln würde. Ich hätte maximal fünf Prozent Quote zu erwarten.

Am nächsten Tag hatte ich den Rechnungsbetrag fristgerecht am Konto. Die Chefbauchhalterin teilte mir telefonisch mit: Naja, das haben wir jetzt express machen müssen, Sie haben ja den Kreditschutzverband angerufen. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

Verantworten muss man auch sämtliche Umweltschäden, die die Firma verursacht. Das heißt, man muss zu versichernde Risiken auch versichern.

Verantworten muss man auch sämtliche Fehler einer Buchhaltung, sämtliche Fehler eines Mitarbeiters, etc.

Letztlich haftet beim KMU und EPU immer der Eigentümer für alles. Ich will gar nicht alle Risiken aufzählen. Die Versicherungsbranche hat da aber sehr passende und oft auch günstige Versicherungspakete im Angebot.

Eine Geschichte dazu: Für einen großen Konzern schuf und berechnete ich 1998 eine neue Technologie, nach der dann Maschinen zu bestellen waren; der Gesamtwert belief sich auf 350 Millionen Schilling. Das versicherte ich natürlich, niemand ist unfehlbar. Ich war aber vorsichtig genug, nur das Gesamtprojekt bis zu dessen Abnahme durch den Kunden zu versichern. Danach reduzierte ich die Summe wieder auf 30 Millionen. Ich stellte aber fest, dass die Prämie jetzt überteuert war. Ich kündigte und nahm ein preiswertes Paket meiner Hausbank, welches ich heute noch habe.

Man haftet auch für die Fehler des Kunden, wenn dieser nicht mehr zahlt, zahlen kann, etc. Darum ist es enorm wichtig, seine Kunden weitestgehend zu kennen. Ich kann von Glück reden, dass ich von gröberen Kalamitäten verschont blieb. Einmal bezahlte eine Aktiengesellschaft eine Rechnung acht Monate lang nicht. Die Kosten für die Mitarbeiter aber liefen natürlich weiter. Und Kredit gibt es für so etwas natürlich nicht, eventuell eine teure Ausfallhaftungsversicherung könnte hilfreich sein, bloß diese zahlt auch nicht gleich.

Misserfolg

Ich habe auch eine Firma in den Sand gesetzt, aber nicht Konkurs angemeldet.

Es war eine überhastete Aktion. Meine Mutter teilte mir mit, dass der Vater schwer erkrankt im Krankenhaus liege. Zu dieser Zeit war ich der Einzige, der der Familie eventuell finanziell helfen konnte. Das war vor meinem Studium.

Jung, unerfahren und keine Zeit zum Nachdenken: Wie kommt man schnell zu Geld? Ganz sicher mit einer Diskothek. Ich geriet an die übelsten Unterweltler, die in Wien damals ihr Unwesen trieben, pachtete ein Lokal, nahm einen stillen Partner mit Gewerbekonzession und handelte rasch. Der Klub hatte sehr rasch 800 Mitglieder und war jedes Wochenende gesteckt voll.

Bis zu dem Augenblick, als mich drei Herren besuchten und die Hälfte meines Gewinnes forderten, was ich ablehnte, ging alles gut. Das Lokal wurde von einem einschlägigen Trupp zerstört, von der Versicherung wiedererstellt und dann noch einmal zerstört, diesmal ohne Versicherung, bis ich die Pforten schloss. Ich brachte sechs Personen vor Gericht, wo sie zu Strafen zwischen zwei und sechs Jahren Haft verurteilt wurden (lauter Wiederholungstäter). Die Delikte reichten von Morddrohung über Körperverletzung, Sachbeschädigung bis zur Erpressung. Aber mir ist zum Glück zusätzlich nichts mehr passiert.

Die kurze Betriebszeit (sechs Monate) reichte aus, den Großteil meiner Investitionen zu bezahlen und zu Hause finanzielle Unterstützung zu leisten; zum Glück stellte sich die schwere Erkrankung des Vaters als ärztliche Fehldiagnose heraus.

Mit den ersten Botendiensten, die Wien durch mich kennenlernte, konnte ich den Rest der Investitionen bezahlen und zurück zu meinem Ziel kommen, nämlich Elektrotechnik zu studieren.

Dann kam aber die Ölkrise, meine Miete stieg von 120 auf 800 Schilling; die Energiekosten stiegen von 80 auf 1200 Schilling; der Liter Benzin verteuerte sich von 2,80 auf 8,40 Schilling, etc. Folge: Das für acht Jahre kalkulierte Studiengeld reichte nun für knapp zwei Jahre. Also ging ich in die USA, als der Dollar noch stark war, zu Ferialarbeiten in mich interessierende Firmen.

Erfolg

  • Erfolg hatte ich mit den behutsam aufgebauten und angestrebten Diensten und Technologien.
  • Teilweise Erfolg hatte ich mit meinen Beiträgen für das Studium der Studenten, die ich unterrichtete. Teilweise deshalb, weil es auch viele „Formalstudenten“ gibt.
  • Erfolg hatte ich mit meiner Geschäftsidee.
  • Erfolg hatten meine Kunden mit der Anwendung meiner neuen Technologien. Ich weiß, dass sie davon leben; sie sagen mir das auch manchmal.
  • Erfolg hatte ich mit meinen Angeboten und Arbeitsergebnissen.
  • Erfolg hatte ich mit meiner Arbeitszufriedenheit. Auch dann, wenn ich zu viel arbeitete, war ich bei Erreichen des Ergebnisses zufrieden.

Beim Schaffen neuer Technologien habe ich öfter die Formulierung gebraucht: „Mit der Hand Steine zerdrücken, bis Wasser herauskommt.“ Es macht mir stets Freude, wenn ich dann auf Messen „meine Kinder“ (meine Produkte) umgesetzt sehe oder wenn einer meiner ehemaligen Studenten Erfolg hat, und ich nenne das auch für mich Erfolg.

Erfolg habe ich mit den richtigen Maßnahmen zum Wiedererlangen meiner Gesundheit nach dem Zusammenbruch 2011.

Der Erfolg wiegt viele Entbehrungen auf. Meine Augen glänzen, wenn sich meine Arbeit als nützlich, brauchbar, eben erfolgreich, oft auch herausragend gezeigt hat.

Der Erfolg hat aber auch viele Väter und Mütter, die an meiner Seite standen und mir manches geholfen haben: Kollegen, Kunden, befreundete Firmen und nicht zuletzt meine Mitarbeiter.

Was ich mir von der Gesellschaft wünsche

Ich wünsche mir, dass das Unternehmertum wieder Ansehen gewinnt, dass die Behörden und ihre Bürokratie zurückgehen mögen, dass es weniger Vorschriften und Abgaben gibt, dass das Unternehmertum wieder frei wird und lebenswert, dass sich Leistung wieder lohnt und nicht behördlich geschröpft wird, dass die Hetzerei gegen das Unternehmertum ein Ende findet.

Ich wünsche mir, dass die Gesellschaft erkennt, dass die Unternehmer die Einzigen sind, die mit ihren Geschäftsideen Arbeit schaffen und mit ihren Mitarbeitern gemeinsam einen Beitrag zum Sozialprodukt leisten und erwarte mir die gebührende Achtung des Unternehmertums.

Berufung

Angesichts der Unternehmerfeindlichkeit in unserer heutigen Gesellschaft ist das Unternehmersein schon ein Kraftakt an sich mit schweren Lasten, Verantwortung und Risiken.

Aber die Gewissheit, dass man als Unternehmer zusammen mit den Mitarbeitern der Gesellschaft hilft zu überleben, sei es durch Arbeitsergebnisse, sei es durch Beschäftigung von Mitarbeitern, macht viele Schmähungen und Verleumdungen wieder wett.

Josef Maierhofer hat sein Leben auf seinem eigenen Teppich verbracht und dabei die Selbständigkeit nie verloren.

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