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Die Schweiz wirft das Rote Kreuz hinaus, weil dieses immer zu Menschenrechtsverletzungen schweigt, um mit Verbrecher-Regimen im Gespräch zu bleiben. Österreich wirft die Atomenergiebehörde hinaus, weil diese für die Atomkraft eintritt. Österreich wirft die Opec hinaus, weil diese weder Folter noch Mord noch absurde Haftstrafen beispielsweise im Iran oder in Saudi-Arabien verurteilt. Die USA wirft die UNO hinaus, weil sich diese meist nicht gegen Menschen- und Völkerrechtsverletzungen ausspricht. Österreich wirft alle Botschaften und Diplomaten von Ländern hinaus, welche die Menschenrechte missachten. Österreich wirft alle Automobil-Zulieferbetriebe hinaus (auch wenn sie Zehntausende Arbeitsplätze schaffen), weil Autos ja das bei den Klimapanikern unerwünschte CO2 von sich geben.
Das ist doch alles nicht wahr? Nein, das ist es nicht. Noch nicht. Aber es entspricht total der neuen österreichischen Außenpolitik auf dem intellektuellen Niveau von Werner Faymann, Kronenzeitung, Grünen und Freiheitlichen. Und dieses Niveau triumphiert derzeit.
All die genannten Internationalen Organisationen machen nicht das, was im Gastgeberland und dessen Boulevardzeitungen manche von ihnen erwarten. Haargenau so wie beim Wiener KAICIID, dem König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen Dialog. Es tut und sagt auch nicht das, was das genannte Populisten-Quartett von ihm verlangt.
Ist das wirklich genau dasselbe? Nun, in zwei Aspekten gibt es Unterschiede: Zum einen ist dieses Zentrum kleiner als die genannten Organisationen. Zum anderen gibt es bei der Finanzierung einen Unterschied: Denn normalerweise zahlen bei internationalen Organisationen auch der Gastgeber und alle anderen Mitglieder. Beim KAIICID zahlt vorerst nur Saudi-Arabien.
Beides ist aber kein logischer Grund, bei diesem Zentrum jetzt anders zu agieren als bei anderen Internationalen Organisationen. Denn sonst gibt es absolut keinen Unterschied. Dialog, Diplomatie und Zurückhaltung mit Kritik an der Gegenseite sind auf all diesen Ebenen notwendig. Gäbe es keine unterschiedlichen Standpunkte, bräuchte man all diese Plattformen gar nicht.
Warum aber setzt sich jetzt ausgerechnet Werner Faymann so lautstark auf das Thema drauf und verlangt plötzlich die Schließung des KAIICID? Dabei hat er sich doch bisher überhaupt nicht mit Außenpolitik befasst, versteht von ihr auch kaum etwas. Bisher sind ihm auch alle Menschenrechtsverletzungen, Folterungen und Hinrichtungen in Saudi-Arabien und Dutzenden anderen islamischen (oder nichtislamischen) Ländern schnurzegal gewesen.
Er hat drei Motive:
Der ÖVP ist beim Thema KAICIID im Kern an sich richtig unterwegs. Wenn man widerliche Staaten wie Saudi-Arabien nicht durch einen Krieg besiegen kann und will, wenn die Außenwelt nicht einmal (wie etwa gegenüber Russland und Iran) irgendwelche wirksamen Sanktionen zur Verfügung hat, sind Diplomatie, Verhandeln und Dialog eben die einzig mögliche Strategie – vor allem für einen Kleinstaat. Sich dieser Strategie selbst zu berauben, wäre nur Dummheit.
Im Fall des Dialogzentrums sprechen darüber hinaus noch zwei sehr gravierende Punkte für seine Fortsetzung:
In Saudi-Arabien gibt es durchaus auch liberalere Elemente, die mit den total fanatischen wahabitischen Klerikern hinter den Kulissen ziemlich im Clinch liegen. Das Dialogzentrum abzubauen wäre gerade für diese gemäßigten Saudis ein Niederlage. Denn dann könnten die Totalfundamentalisten (und der vorerst noch von Saudi-Arabien ferngehaltene „Islamische Staat“ erst recht) triumphieren: Seht ihr, es hat eh keinen Sinn, mit den Ungläubigen einen Dialog zu führen. Rufen wir lieber zum Heiligen Krieg gegen sie.
Überdies hat vor allem die katholische Kirche, vielleicht auch die österreichische Politik schon bei der Gründung des Scheichzentrums etwas Sensationelles durchgesetzt: Im neunköpfigen Führungsgremium sitzt neben drei Moslems (konkurrierender Richtungen), Christen, Buddhisten und Hindus auch völlig gleichberechtigt ein jüdischer Rabbi! Auch Nonnen sind darunter. Das ist ein großer Fortschritt. Das sollte keinesfalls gefährdet werden, selbst wenn das Zentrum sonst noch gar nichts zustandegebracht haben sollte. Das sollte eigentlich jeder begreifen, der eine Ahnung von den Vorgängen im Nahen Osten und in den Tausenden antisemitischen Hass predigenden Moscheen hat (also wohl nicht das Faymann-Büro und die Krone-Redaktion). Und der kein Antisemit ist. Ein solcher kann man übrigens auch sein, wenn man ständig mit betroffener Miene in der ersten Reihe von Auschwitz- und Mauthausen-Gedenken sitzt.
Trotz ihrer diesmal goldrichtigen außenpolitischen Position muss sich die ÖVP aber gleich drei gravierende und katastrophale Fehler vorhalten lassen:
Dazu kam auch gleich noch eine Überpointe. Während die ÖVP noch hinhaltend taktiert, hat die Kronenzeitung bereits den Vollzug ihrer Anordnung gemeldet: „Ende des Saudi-Zentrums fix“. Da braucht Faymann offenbar gar nicht mehr nachzudenken, was er mit der überraschenden neuen Kompetenz nun tut. Die Krone hat es ihm schon gesagt, was er getan haben wird.
Der Schaden der Kampagne durch Faymann, Krone und Co. ist gewaltig: Es wird in Zukunft mit Sicherheit keine einzige internationale Organisation mehr nach Wien kommen. Die Stadt ist nicht nur sehr teuer geworden; hier wird man neuerdings auch aus ganz vordergründigen innenpolitischen Interessen plötzlich angeferkelt. Höchsten noch der Weltverband der Schwulen und Transvestiten wird sich hier noch zwischen Rathaus und ORF willkommen fühlen. Alle anderen tun sich Wien sicher nicht mehr an.
Dabei war das Nach-Wien-Holen solcher Organisationen jahrzehntelang der wichtigsten Eckpfeiler der österreichischen Außenpolitik. Als es noch eine gegeben hat. Bruno Kreisky hat sogar viel Steuergeld – für den Bau der UNO-City – ausgegeben, um das zu fördern.
Dabei sind durch solche Organisationen auch Zehntausende Arbeitsplätze für Österreicher entstanden. Dabei sind im Lauf der Nach-Kreisky-Jahre dadurch Hunderte Millionen Euro ins Land geflossen. Brauchen wir alles nicht mehr. Wir drucken uns ja jetzt in der neuen sozialistischen Finanzpolitik unser Geld eh selber, wie es von der EZB bis Griechenland schon praktiziert wird.