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Buchrezension: Das Recht auf Faulheit

Mitunter erlangen alte Texte, wie „Das Recht auf Faulheit“, das erstmals 1880 erschien und als Antithese zum anlässlich der Revolution von 1848 erstmals geforderten „Recht auf Arbeit" gedacht war, ungeahnte Aktualität. Im vorliegenden Fall ist das durch die rezente Etablierung dieses vermeintlichen „Rechtes" mittels gegenleistungsfreier Transferleistungen (z. B. durch ein „bedingungsloses Grundeinkommen"), der Fall.

In der Welt der vom homo oeconomicus beherrschten, neoklassischen Ökonomie, ist Arbeit zweifelsfrei ein „Disnutzen". Müßig im Park zu sitzen und Tauben zu füttern (oder zu vergiften), ist für ihn deutlich erstrebenswerter, als im Bergwerk zu schuften. Das hat der Autor des antibourgeoisen Pamphlets, Paul Lafargue, (der, ehe er Bekanntschaft mit Karl Marx machte, ein Anhänger des Anarchisten P. J. Proudhon war) richtig erkannt.

Dem konsequenten Nutzen-Maximierer bedeutet Faulheit eben mehr unmittelbaren Gewinn als Arbeit. Die Verachtung, die Lafargue ausbeuterischen Fabrikanten und deren aus der Ökonomenzunft stammenden Herolden entgegenbringt, wird nur noch durch seine spöttische Geringschätzung für das Proletariat übertroffen. Diesem wirft er voll beißendem Hohn vor, sich nur allzu willig vor den Karren seiner Ausbeuter spannen zu lassen und die Moral der bürgerlichen Klasse verinnerlicht zu haben. Was für eine Schande!

Lafargue legt keinen besonders großen Wert auf wissenschaftliche Korrektheit. Ihm geht es vielmehr darum, der Arbeiterklasse einen Spiegel vorzuhalten, sie aufzurütteln und zum Denken anzuregen. Dafür taugt der ironisch-bissige Stil seiner Philippika allemal.

In einem zweiten Teil des Büchleins setzt sich der Philosoph und Publizist Guillaume Paoli mit Lafargues Text auseinander. Gleich eingangs stellt er fest, dass die Beurteilung einer Kampfschrift nach deren theoretischer Kohärenz kaum sinnvoll sei, womit er zweifellos richtig liegt. Wes Geistes Kind Guillaume Paoli ist, wird klar, wenn er nicht davor zurückschreckt, den Chef des Münchener ifo-Instituts Hans-Werner Un(!)sinn zu nennen.

Das erinnert fatal an den Stil von Publikationen aus einer wahrlich finsteren Zeit. Dass ein Philosoph von Ökonomie offensichtlich nichts versteht, wird klar, wenn er von der „ins fiktive Kapital geflüchteten Wertschöpfung" fabuliert. Was hat die Finanzwirtschaft mit Werten zu tun? Reale Werte sind ja eben gerade nicht durch papierene Geldeinheiten zu erfassen.

Lafargues Impuls, so stellt Guillaume abschließend fest, „…die Identifikation mit Mechanismen zu brechen, die uns zermalmen", sei jedenfalls völlig zeitgemäß.

Das Recht auf Faulheit
Paul Lafargue
Mit einem Essay von Guillaume Paoli
Verlag Matthes und Seitz, 2013
123 Seiten, gebunden
ISBN 978-3-88221-035-4
14,90,- Euro

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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