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Studie der EZB zur Vermögensverteilung

Jeder, der sich ein wenig mit Statistik beschäftigt, gewinnt recht rasch zwei Erkenntnisse: 1.) Wer Daten lange genug foltert, bekommt das gewünschte Geständnis. 2.) Wer an eine nicht selbst gefälschte Statistik glaubt, ist ein Esel.

Mit einer soeben von der EZB präsentierten Studie zur Vermögensverteilung („Eurosystem Household Finance and Consumption Survey“, HFCS) verhält es sich nicht anders. Perfekt in die Agenda stets raublüsterner linker Umverteiler passend, wird – einmal mehr – die angeblich so ungemein „ungerechte“, Ungleichverteilung der Vermögen thematisiert. Besonders schlimm: Der Trend läuft offensichtlich auf immer mehr Ungleichheit hinaus. Ein Skandal! Es muss etwas geschehen!

Dass in dieser „Studie“ (in Wahrheit handelt es sich um hochgerechnete Ergebnisse von Publikumsbefragungen) die faulen Früchte einer staatlich initiierten Geldinflationspolitik vorgeführt werden, erschließt sich mutmaßlich nur den Wenigsten. Die Reichen haben die nominale Zunahme ihrer Vermögen nämlich keineswegs den Armen gestohlen. Wie hätte das auch funktionieren sollen, da doch einem Nackten bekanntlich keiner in die Tasche fassen kann?

Der Großteil der Vermögenszunahme der Reichen steht vielmehr nur auf dem Papier und hört auf die Namen Immobilienpreisexplosion und Aktienkurssteigerung. Denn die massenhafte Produktion von immer mehr Geld und Kredit durch die Zentral- und Geschäftsbanken bewirkt ja bekanntlich zuallererst eine Preisinflation bei den Anlagegütern. Immerhin will das viele neue Geld ja irgendwo geparkt werden. Wer aufmerksam die Börsenkursblätter verfolgt und die Immobilienpreisentwicklung beobachtet, weiß wohin der Hase läuft.

Da sich aber nennenswerter Immobilien- und Aktienbesitz traditionell in verhältnismäßig wenigen Händen befindet, können die Nominalwertsteigerungen besagter Güter natürlich auch nur diesen wenigen zugerechnet werden. Eine zunehmende Ungleichheit bei den Vermögen ist in einer von Geldinflation gekennzeichneten Welt also alles andere als eine Überraschung.

Ausgerechnet Agenten jener EZB, die mit ihrer frivolen Geldpolitik maßgeblich für die Preisexplosion bei den genannten Gütern verantwortlich ist, beleuchten nun kritisch eine Zunahme der Ungleichverteilung. Das ist ein Gipfel beamteter Unverfrorenheit. Dieser Zunahme wollen sie mit hoheitlichen Maßnahmen begegnen – etwa einer Besteuerung von konfiskatorischem Charakter.

Doch selbst wenn die ungleiche Vermögensverteilung nicht einer inflationistischen Geldpolitik geschuldet wäre, die eine Umverteilung von unten nach oben mit sich bringt, wäre an der beklagten Ungleichheit nichts Unrechtes. Denn unterschiedliche Qualifikationen und Präferenzen der Bürger resultieren in einer arbeitsteiligen Gesellschaft selbstverständlich in ungleichen Vermögensverhältnissen. Nur in einem totalitären System à la „DDR“ ist es möglich, materielle Gleichheit durchzusetzen – und zwar mittels einer „gerechten“ Verteilung des Mangels.

Was zählt, ist allein die soziale Durchlässigkeit einer Gesellschaft, die jedermann offen stehende Möglichkeit, es in seinem Leben – auch materiell – zu etwas zu bringen. Die relative Position des einzelnen auf der Vermögenspyramide dagegen ist völlig belanglos, solange keine strukturellen Hemmnisse existieren, die jemanden daran hindern, nach oben zu klettern.

In keinem bekannten Wirtschaftssystem stehen die Chancen dafür besser, als in dem des freien Marktes. In einer Kommandowirtschaft, die auf der Missachtung privaten Eigentums, einer Pönalisierung individueller Leistung und erzwungener Umverteilung basiert, kann das vorgebliche Ziel „Wohlstand für alle“ indes niemals erreicht werden (eine Tatsache, für die eine erdrückende Fülle empirischer Beweise vorliegt).

Darüber hinaus steckt eine immense Geistlosigkeit in der ausschließlichen gedanklichen Fixierung auf die statistische Verteilung monetärer Nominalwerte. Zählt – und zwar ausgerechnet für diejenigen, die dafür ja vorgeblich nichts als Verachtung empfinden – tatsächlich nur das Geld? Wie steht es denn um die von Natur aus „ungerechte“ Verteilung von Intelligenz, Witz, Charme, Schönheit oder Kraft?

Diese Eigenschaften verschaffen doch denjenigen, die darüber verfügen, zweifellos erhebliche Wettbewerbsvorteile gegenüber ihren damit weniger stark gesegneten Zeitgenossen. Darf das sein? Ist der auf „Gerechtigkeit“ bedachte staatliche Gleichmacher nicht auch hier herausgefordert? Wenn der für den Bereich des materiellen Wohlstands diagnostizierte „Schmerz des Neides“ der Besitzlosen es rechtfertigt, die Reichen auszurauben, sollte man dann nicht analog dazu bei Intelligenzbestien das Gehirn operieren, Schönheitsköniginnen und Dressmen die Gesichter verunstalten und Sportskanonen die Gelenke ausrenken, damit Idioten, Naturperchten und unsportliche Fettsäcke sich nicht mehr so mies fühlen?

Verrückter Gedanke, oder? Nicht unbedingt! Denn das über den Durchschnitt weit herausragende Einkommen und Vermögen von Sportlern und Künstlern wird niemals kritisiert. Das von Unternehmern und Kapitalisten aber pausenlos.

Auch das zeigt die Abwegigkeit der durch die EZB-Studie erneut befeuerten Diskussion um die Ungleichverteilung materiellen Wohlstands. So wenig wie Schauspieler wie Brad Pitt oder Sportler wie Tiger Woods ihren Wohlstand ergaunert haben, so wenig haben das erfolgreiche Unternehmer wie Dietrich Mateschitz oder Mark Zuckerberg getan. Nur die Letzteren allerdings trifft der Hass der linken Neidgenossen, obwohl sie Tausenden von Menschen Arbeit und Brot geben…

Dass heute auch der letzte Sozialhilfe-Bezieher – nicht anders als der Superreiche – über ausreichend Nahrung, Bekleidung und Fließwasser verfügt, fällt bei Neiddebatten regelmäßig unter den Tisch. Echter materieller Reichtum manifestiert sich in Dingen wie ausgedehnten Ländereien, Privatjets, Hochseejachten und dicken Aktienpaketen. Hand aufs Herz – wer braucht das? Wie der „Glücksphilosoph“ Epikur bereits vor rund 2300 Jahren sinngemäß bemerkte, sind die wichtigen Dinge des Lebens leicht zu erwerben. Nur um die unwichtigen zu erlangen, bedarf es großer Anstrengungen. Mit seinen eigenen Worten: „Nichts genügt demjenigen, dem das, was genügt, zu wenig ist.“ Oder: „Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug.“

Doch Ehre, wem Ehre gebührt! Immerhin belegt die EZB-Studie eindrucksvoll, welch beglückende Wirkung die europide Geldpolitik ausübt – zumindest auf den maroden Süden des Kontinents: Italiener, Spanier und Zyprioten sind drei- bis viermal reicher als Deutsche und Österreicher. Ist das nichts? Da wird den Nettozahlern in der Eurozone so richtig warm ums harte Herz.

Zurück zur Frage der Ungleichheit: Wer möchte, der fahre mit der U-Bahn. Wem aber nach einem vom Chauffeur gesteuerten Bentley ist, der möge einen Weg ersinnen, sich einen zu verdienen. Wer das aber nicht schafft, der lasse die „Pfeffersäcke“, die einen haben, gefälligst in Ruhe! Sie haben ihn schließlich niemandem gestohlen…

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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