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Die normative Kraft des Faktischen – seit 66 Jahren Flüchtling?

Zwischen 1945 und 1949 werden im Gefolge des zweiten Dreißigjährigen Krieges in Europa etwa 14 Millionen Deutsche aus ihrer Heimat vertrieben. Viel mehr als ein Koffer mit den wichtigsten Habseligkeiten ist in den wenigsten Fällen zu retten. Haus, Hof, Vieh, Hausrat und aller übriger Besitz sind für diese Menschen verloren. Nicht als Strafe für schuldhafte Handlungen, sondern wegen der Zugehörigkeit zum Volk der Kriegsverlierer. Einzige Zuflucht ist ein in Trümmern liegendes, von Feinden besetztes und aufgeteiltes Land. Wehe den Besiegten!

Berichte von gewaltsam vertriebenen Deutschen, die sich gegen das ihnen widerfahrene Unrecht durch Terroranschläge an den Siegern, an Russen, Polen, Tschechen oder Jugoslawen revanchieren, sind nicht bekannt. Dafür verschwinden in kurzer Zeit die anfangs eingerichteten Auffanglager im zerbombten Deutschland. Mit den geringen vorhandenen Mitteln werden umgehend neue Heim- und Arbeitsstätten errichtet. Die all ihrer Habe Beraubten fügen sich in ihr Schicksal und schaffen sich – oft bemerkenswert rasch – eine neue Existenz. Nicht zuletzt dank der Leistung der Vertriebenen ist Deutschland heute längst wieder die wirtschaftlich führende Nation Europas.

Szenenwechsel. Ende November 1947 beschließt die UNO-Vollversammlung die „Resolution 181“ – den Teilungsplan für Palästina. Kurz darauf, mit dem Ende des britischen Mandats, schlägt am 14. Mai 1948 die Geburtsstunde Israels. Das veranlasst die angrenzenden arabischen Staaten zu einem konzentrischen Angriff. Den mit dem Rücken zur Wand stehenden Israelis gelingt es, mit den schwachen ihnen zur Verfügung stehenden militärischen Mitteln die Angreifer zurückzuschlagen. Die Sieger schaffen Fakten – zweifellos nicht ausschließlich mit einwandfreien Mitteln. Viele Araber werden vertrieben.

1967 und 1973 gab es zwei weitere für die Araber katastrophal gescheiterte militärische Abenteuer. Die Bilder von der im Sechstagekrieg barfüßig vor der israelischen Armee flüchtenden arabischen Soldateska sind noch präsent. 1973 sieht die dritte ägyptische Armee eingekesselt auf dem Sinai ihrer Vernichtung entgegen und die Panzer Ariel Scharons stehen gerade noch 120 Kilometer vor Kairo, ehe die Amerikaner ihren Verbündeten aus Angst vor einer sowjetischen Intervention zurückpfeifen. Anschließend nutzten die Sieger ihre Position der Stärke und konsolidierten ihr Staatsgebiet, etwa durch die Besetzung des Golan.

Die Zahl der vor den siegreichen Juden geflohenen „Palästinenser“ beläuft sich insgesamt auf rund eine Million (300.000 davon nach dem Sechstagekrieg des Jahres 1967). Ein guter Teil davon lebt bis heute(!) in Flüchtlingslagern.

Rund 50 Millionen Deutschen ist es in ihrem verhältnismäßig kleinen, vom Krieg zerstörten Land möglich, binnen weniger Jahre 14 Millionen mittellose Zuzügler erfolgreich zu integrieren. 200 Millionen in den Staaten zwischen der arabischen Halbinsel und Marokko lebende Araber sind dagegen bis heute – in 66 Jahren – nicht imstande, einer Million ihrer Blutsbrüder eine neue Heimstätte zu bieten.

Es drängt sich auch folgende Frage auf: Was sind das für Leute, die nunmehr in dritter Generation in Flüchtlingslagern hocken und auf bessere Zeiten warten? Wie ticken Menschen, die sich binnen vieler Jahrzehnte nicht mit der normativen Kraft des Faktischen abfinden können? Kann man als „Palästinenser“ tatsächlich verrückt genug sein, anno 2014 noch immer den Traum von ins Meer gejagten Juden zu träumen?

Immerhin haben sie und ihre Brüder es ja drei Mal nach Kräften versucht. Dreimal waren sie zahlenmäßig und strategisch, 1973 dazu auch noch technisch (dank des Einsatzes neuester russischer Panzer- und Flugabwehrlenkwaffen) überlegen. Doch jedes Mal wurden sie von den Israelis mit den sprichwörtlichen „nassen Fetzen“ davongejagt. Wäre es also nicht langsam an der Zeit, sich mit den Resultaten gescheiterter militärischer Aggressionshandlungen abzufinden – wie das auch die Deutschen nach 1945 getan haben?

Stattdessen machen die „Palästinenser“ bis heute ausschließlich andere für ihr Los verantwortlich. Sie scheinen zur Verbesserung ihrer Lage kein anderes Mittel als das der Gewalt gegen „feindliche“ Zivilisten zu kennen. Was auch immer sie, ihre Eltern oder ihre Großeltern, erlitten haben – es rechtfertigt in keinem Fall den Angriff auf unbeteiligte Dritte. Kollektivschuld gibt es nicht. Kollektivrache ist daher unzulässig.

Das Verschießen von Raketen auf zivile Ziele, Bombenanschläge auf Schulen und Busse und die Entführung und Ermordung von Kindern sind aber genau das. Das israelische Militär setzt seine Waffen – defensiv – zum Schutz seiner Bevölkerung ein. Die Hamas dagegen setzt ihre Bevölkerung zum Schutz ihrer Offensivwaffen ein, indem sie diese als „menschliche Schutzschilde“ missbraucht. Könnte der Unterschied zwischen der Moral beider Seiten deutlicher ausfallen? Eine neutrale Haltung dazu einzunehmen, ist jedenfalls unmöglich!

Dem deutschen Orientalisten und rabiaten Antisemiten Paul de Lagarde (1827 – 1891) verdanken wir folgendes Zitat: „Mit Trichinen und Bazillen wird nicht verhandelt, Trichinen und Bazillen werden auch nicht erzogen, sie werden so rasch und so gründlich wie möglich vernichtet.“ Der israelische Premierminister Netanjahu wendet dieses böse Wort gegenwärtig auf „palästinensische“ Terroristen an. Wer könnte sich darüber wundern, angesichts der völligen Sinnlosigkeit von Verhandlungen mit Hamas-Aktivisten, deren erklärtes Ziel in der Vernichtung Israels besteht?

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien. 

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