Das Werk Henry Hazlitts wurde erstmals schon 1946 unter dem Titel „Economics in one Lesson“ veröffentlicht. Nun liegt es – in seiner aktualisierten, 30 Jahre später verlegten Version – auch in deutscher Sprache vor. Es ist ein Werk von zeitloser Gültigkeit.
Der Autor, Henry Hazlitt, ein liberaler US-amerikanischer Journalist mit starker Affinität zur Ökonomie, bewegt sich mit seinen Thesen auf den Spuren der Arbeit „Was man sieht und was man nicht sieht“ des französischen Ökonomen Frédéric Bastiat. Der Blick fürs ganze Bild, so dessen Urteil, unterscheidet den guten vom schlechten Ökonomen. Letzterer konzentriert seine Beobachtungen auf lediglich einen Aspekt einer (wirtschafts-) politischen Maßnahme und übersieht dabei die zeitgleich dadurch in anderen Sektoren bewirkten Folgen und auch deren langfristige Konsequenzen. Bastiats berühmt gewordener „Trugschluss von der eingeschlagenen Fensterscheibe“ dient Hazlitt als Ausgangspunkt für seine Überlegungen.
Anhand zahlreicher Beispiele weist er nach, dass jeder hoheitliche Eingriff ins Wirtschaftsgeschehen dauerhafte Folgen nach sich zieht, die der Volkswirtschaft in ihrer Gesamtheit so gut wie immer zum Nachteil gereichen. Ob bei der Festsetzung von Warenpreisen oder Löhnen; Ob bei der Regulierung des Wohnungs- oder Arbeitsmarktes; Ob bei der „Rettung“ kranker Unternehmen und Branchen oder mit der Einführung von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen: Stets kommt es damit zu Marktverzerrungen, die einer Minderheit (und auch das oft genug nur vorübergehend) Vorteile auf Kosten der Mehrheit verschaffen.
Die Mehrheit hat dafür – in welcher Form auch immer – zu bezahlen. Künstlich hoch gehaltene Preise für Agrarprodukte etwa nutzen nur der Minderheit der Bauern, schaden aber der Mehrheit der Konsumenten, denen nun weniger Mittel für anderweitige Ausgaben verbleiben. Kein Bürokrat vermag „faire“ Preise oder Löhne derart treffsicher festzusetzen wie ein freier Markt. Daher führt jeder einschlägige Versuch zur Fehlallokation von Ressourcen und damit zu einer relativen Schlechterstellung der gesamten Volkswirtschaft.
Die Konzentration der Wirtschaftspolitik auf bestimmte Wirtschaftszweige oder Preise, auf eine zu beschützende Branche oder Personengruppe, lässt die Interessen desjenigen völlig außer Acht, der dafür aufzukommen hat. Er ist buchstäblich „der vergessene Mann“.
Man sieht zwar die durch Importzölle vor ihren ausländischen Konkurrenten beschützten Arbeiter in der Textilindustrie oder im Kohlebergbau, übersieht aber die mit diesem Eingriff in den Markt benachteiligten Tischler, Bäcker und Schuster, die nun höhere Preise für Bekleidung und Heizmaterial zu bezahlen haben. Man sieht zwar den mittels Sozialhilfe vor materiellem Mangel bewahrten Wohlfahrtsstaatsklienten, übersieht aber den zu seinen Gunsten um die Früchte seiner Arbeit gebrachten, hart arbeitenden, produktiv Erwerbstätigen.
Die aus den angestellten Beobachtungen resultierende Erkenntnis lautet: „Das Problem im Ganzen zu sehen und nicht in Bruchstücken, das ist das Ziel der Wirtschaftswissenschaft.“ Politisches Wollen kann ökonomische Gesetzmäßigkeiten nicht außer Kraft setzen. Wird es dennoch versucht, muss die Gesellschaft mit den – stets negativen – Konsequenzen leben…
Die 24 wichtigsten Regeln der Wirtschaft
Henry Hazlitt
Finanzbuchverlag 2014
260 Seiten, gebunden
ISBN 978-3-89879-855-6
€ 24,99,-
Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.