Die Wurst-Botschaft lautet „Jeder darf sein wie er ist“. Selbstverwirklichung auf höchstem Niveau ist danach also, wenn ein stimmbegabter Bad Mitterndorfer Wirts-Bua über Nacht zum „Glamour-Drama-Star“ (Krone) mutiert. Er war zwar nie so, wie er jetzt ist, aber der Medien-Erfolg gibt ihm Recht. Denn als Normalo lief die Gesangs-Karriere gerade mal mittelmässig – über den zweiten Platz bei der ORF-Castingshow „Starmania“ kam Tom Neuwirth nicht hinaus. Doch er wollte mehr, als die Stimme hergab. Egal wie, also versuchte er es andersrum.
Das Song-Contest Ergebnis gab ihm (oder ihr oder es) Recht, umso mehr, als es dabei offensichtlich nicht in erster Linie um Kunst und Können allein ging. Das hat der Wiener Fremdenverkehrsdirektor Norbert Kettner – selbst ein bekennender Homosexueller – im „Standard“-Gespräch anschaulich beschrieben: „… alle, die mit sexueller Ausrichtung ein Problem haben, haben in Kopenhagen ein deutliches Signal bekommen: Eure Meinung ist nicht mehr so wichtig. Es ist ja sehr interessant, wenn man sich die Votings in den osteuropäischen Ländern ansieht, die als homophob gelten. Da sind die Jurys, also die Eliten, zu ganz anderen Ergebnissen gekommen als das jeweilige nationale Publikum. Die haben auch Conchita unterstützt – und damit gezeigt, dass manche Themen immer weniger Bedeutung haben.“ (Der Standard)
Eine Vorgabe also für kommende Entscheidungsprozesse der heimischen politischen Eliten, was Partnerschaftsgleichstellung und Adoptionsrecht für Homosexuelle betrifft? Egal, der Wurst-Hype kennt derzeit ja sowieso keine Grenzen und zieht (zu) viele mit – weil ja alles möglich ist im Medienparadies.
Allen voran der ORF und Conchita-Ziehvater Wrabetz, der das Transgender-Wurst-Rezept, ganz im Sinne des Bildungsauftrages, medial perfekt zubereitet und aufgekocht hat. Und die Homo-Lobby sowieso. Ihre Vertreter schwelgen – Conchita sei Dank! – in nie zuvor dagewesener, ekstatischer Gender-Mania und nutzen die mediale Chance beinhart, um endlich rechtlich so gestellt zu werden, wie bzw. was sie nicht sind: Vater, Mutter und Familie. Aber egal, es geht ihnen trotz – oder gerade wegen – allem persönlichen Anderssein um gesetzliche „Gleichstellung“, damit jeder so sein darf wie er ist, und dabei noch das meiste für sich herausholen kann.
Der größte Profi(teur) in dem Schwulen-Spektakel ist Gery Keszler. Der begnadete Vermarkter versteht es wie kein anderer als selbsternannter Patron „der guten Sache“ (AIDS-Hilfe!) und der „Toleranz“ ein von Politik und Medien gesponsertes und propagiertes Millionen-Lustgelage (Thema 2014: „Garten der Lüste“) zu inszenieren, das selbst Feste des antiken Rom zu harmlosen Kinderparties degradiert.
Die zum Flagschiff der internationalen Transgenderbewegung gewordene Veranstaltung wird von Keszler bereits im Vorfeld unübersehbar rücksichtslos vermarktet. Schließlich geht es ja um Euro-Umsatzmillionen (für die gute Sache!). Diesmal mit einer schamlos sexistischen Plakatwerbung, die ein Model namens Carmen Carrera nackt mit Penis zeigt.
Der Kommentar von Keszler dazu ist, wie das Werbesujet selbst, pure Provokation: „In dem Bild“, so Keszler, „geht es nicht um Sexualität, wie man auf den ersten Blick vermuten würde. Es geht um Identität und darum, dass es für die menschliche Würde und den gegenseitigen Respekt keine Grenzen gibt“ (ORF Wien). Und Keszler kann sich dann auch den Nachsatz nicht verkneifen, dass es doch nicht selbstverständlich ist, „dass ein derartiges Sujet in einer Stadt wie Wien plakatiert werden kann“. „Meine Freunde in New York können das nicht fassen“, so Keszler.
Auch bei der Gewista – der Außenwerbetochter der Gemeinde Wien – hat man sich trotz der auf den Plakaten dargestellten „grenzenlosen Würde und Respekt“ lieber rechtlich nochmals abgesichert. Gewista im O-Ton: „…Die juristische Prüfung hat ergeben, dass keinerlei Gesetze durch das Plakat verletzt werden und auch kein Werbeverbot die Publikation beeinträchtigt.“ Und versichert ganz Gschamster Diener des Mainstream-Gehorsam: „Ungeachtet dessen unterstützt die GEWISTA den Lifeball sowie dessen zentrale Botschaft der Toleranz und Akzeptanz.“ Warum hier „ungeachtet dessen“ steht, wird jedem sofort klar, der das Plakat gesehen hat.
Wie weit 2014 die Toleranz und Akzeptanz gegenüber den Lifeball-Plakaten bei der Gemeinde Wien geht, ist besonders erstaunlich und gar nicht diskriminierungsfrei. Noch im Jahr 2010 lief die SP-Frauenstadträtin Sandra Frauenberger nämlich höchstpersönlich gegen ein vergleichsweise harmloses Plakatsujet der Privatbrauerei Hirter Sturm. Dieses zierten die Oberkörper (!) dreier Damen, die bis auf ein Bierglas nichts tragen und deren Haarfarbe der jeweiligen Biersorte wie zufällig gleicht.
Für Frauenberger damals Anlass genug, den Kampf gegen Sexismus in der heimischen Werbung für eröffnet zu erklären. „Da die Selbstkontrolle der Werbewirtschaft in Sachen Sexismus nicht ausreichend ist, wird Wien hier eine Vorreiterrolle einnehmen", so Frauenberger damals im Standard. Beim Lifeball-Plakat ist ihr heute auch der Penis wurst! Auch sie hat hier „Toleranz“ – grenzenlose.
Sicher wird dann seitens der Gemeinde Wien „Toleranz und Akzeptanz“ auch für den Akademikerballs 2015 in der Hofburg gelten – oder ist es da andersrum? Weil ja doch nicht jeder sein darf, wie er ist.
Die Autorin ist Übersetzerin und Gesundheitsberaterin; sie ist vor allem besorgte Bürgerin, die ihre Jugend in der real-sozialistischen Tschechoslowakei verbracht hat und viele Ähnlichkeiten mit der totalitären medialen Berichterstattung damals in der CSSR und heute in Österreich sieht.