Kaiser, Könige, Päpste, Fürsten, Diktatoren – nicht alle, aber doch die meisten von ihnen – versuchten, das freie Denken zu unterbinden und die Menschen gleich zu schalten. Keinem einzigen ist das länger als ein paar Generationen gelungen. Freies Denken und Handeln ließ sich weder von mächtigen noch von unbedeutenden Kleingeistern dauerhaft auf eine Linie zwingen. In den beiden blutigsten Systemen der Geschichte, dem Sozialismus (als geplantem Vorläufer des Kommunismus) und dem Nationalsozialismus, versuchten die Machthaber die Menschen mit Gewalt zu biegen.
Diesbezüglich waren sich Nationalsozialisten und Sowjetsozialisten sehr ähnlich. Zur Erinnerung: UdSSR bedeutete „Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken“. Braun- und Rot-Sozialisten hören das nicht gerne, aber es gibt Kronzeugen: Josef Stalin und Alfred Rosenberg.
Schon früh setzte sich auf Befehl Stalins im Kommunismus der Ausdruck „Faschisten“ als Sammelbezeichnung für alle politischen Menschen außerhalb des Kommunismus durch. Denn Stalin fürchtete, dass es zu einer Verwechslung der Begriffe „Sozialismus“ (als Vorstufe des Kommunismus) und „Nationalsozialismus“ kommen könnte. Antifaschisten sind also – historisch gesehen – Kommunisten.
Alfred Rosenberg war Adolf Hitlers Generalideologe. In seinen Zeitungsartikeln, Büchern und Vorträgen erklärte er dem deutschen Volk den Nationalsozialismus. In einem Aufsatz bemüht sich Rosenberg, den Unterschied zwischen Nationalsozialismus und Marxismus zu erklären. Man erkennt zwischen den Zeilen, dass es ihm wegen der vielen Parallelen nicht leicht gefallen ist.
Nationalsozialismus und Sowjetsozialismus sind heute tot. Einige Epigonen spielen keine bedeutende Rolle mehr. Die einzige Rest-Idee, die von den beiden gewalttätigen Ideologien übrig blieb, ist der Gleichheitsgedanke. Es geht dabei nicht um die Gleichheit vor dem Gesetz, auch nicht um Chancengleichheit, sondern um Ergebnisgleichheit. Unterschiede zwischen den Menschen, zwischen den Nationen und zwischen den Geschlechtern sollen so weit wie möglich platt gemacht werden. Es wird eine Gesellschaft wie in „Fahrenheit 451“ angestrebt. Alle sind gleich, verdienen gleich viel und denken auf niedrigem Niveau, streng bewacht von einer Bücher verbrennenden Feuerwehr.
Wir Menschen unterscheiden uns in Größe, Aussehen und Begabung. Sogar eineiige Zwillinge zeigen winzige Unterschiede. Der Grund liegt in einem komplizierten Wechselspiel zwischen Änderungen im Erbgut und Auswahlverfahren durch Umweltfaktoren. Der Biologe hat seine eigene Sprache: Die Ursachen der Verschiedenheit sind Mutation und Selektion oder auch „Zufall und Notwendigkeit“, um einen Buchtitel eines französischen Nobelpreisträgers zu zitieren.
Der Schöpfer der modernen Evolutionstheorie, Charles Darwin, baute seine Theorien auf der Verschiedenheit der Lebewesen auf. Er erkannte nach jahrelangen Beobachtungen der Natur, dass besser angepasste Lebewesen eine größere Chance auf Fortpflanzung haben als weniger gut angepasste. Wer oder was gut angepasst ist, entscheidet die Umwelt.
Bricht in einem Lebensraum – beispielsweise auf einer Insel - eine Hungersnot aus, dann haben die guten Nahrungsverwerter bessere Überlebenschancen. Fegt ein Sturm die Insel fast leer, dann haben die Populationen mit der höchsten Fortpflanzungsrate die bessere Chance zur weiteren Existenz. Die Gene schaffen Voraussetzungen, die Umweltbedingungen wählen aus.
Darwin konnte eine wichtige Frage nicht beantworten. Wenn über viele Generationen immer nur die besser angepassten Typen – vom Überleben der „Stärksten“ war nie die Rede – ihre Gene weitergeben dürfen, dann müsste eine Region von wenigen sehr ähnlich aussehenden Lebewesen bevölkert sein. Das Gegenteil ist der Fall. Es gibt Millionen Tier-, Pflanzen und Pilzarten; und alle sind verschieden. Des Rätsels Lösung liegt in den mittlerweile sehr gut erforschten genetischen Regelvorgängen, die trotz Selektion den Erhalt der biologischen Vielfalt dauerhaft garantieren.
Je härter (selektiver) die Umweltfaktoren, desto stärker wird die natürliche Verschiedenheit zurückgedrängt. Dank besonderer genetischer Mechanismen existiert sie aber als verschleierte Vielfalt weiter. Alle Wölfe sind beispielsweise grau, aber in den Wolfspopulationen schlummert die Vielfalt aller Hunderassen. Werden die Umweltbedingungen günstiger, steigt das Nahrungsangebot, wird ein Lebensraum gewissermaßen wohlhabender, dann wird die genetische Vielfalt sofort sichtbar.
Menschliche Populationen zeigen vergleichbare Mechanismen. Je wohlhabender und freier ein Land, desto größer die Vielfalt der Menschen. Man kann es nicht deutlich genug aussprechen: Verschiedenheit ist immer eine Folge von Freiheit und günstiger Bedingungen. Gleichheit ist immer eine Folge von Unfreiheit und politischer Unterdrückung. Adolf H. und Josef S. lassen grüßen.
Ein eifriges Betätigungsfeld für Gleichmacherei der Geschlechter ist der Genderismus. Die ersten, denen prinzipielle Unterschiede im Verhalten zwischen Frauen und Männern auffielen, waren die Biologen des 19. Jahrhunderts. Es dauerte allerdings bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, bis man die Funktionen des Nervensystems und den Einfluss der Hormone soweit verstanden hatte, dass man der Sache auf den Grund gehen konnte. Die ersten Ergebnisse wurden vor vierzig Jahren publiziert.
Norwegen ist das älteste Land, in dem systematisch Genderpolitik betrieben wird. Das Land ist gleichzeitig ein Beispiel für die Unmöglichkeit, in einem wohlhabenden Land Gleichheit zu produzieren. Es wurde versucht, die Zahl von Frauen und Männern durch Propaganda, manchmal auch durch Gesetze, auf möglichst viele Berufe paritätisch aufzuteilen.
Einem norwegischen Journalisten war irgendwann aufgefallen, dass sich in dem als Musterland der Gender-Umerziehung gepriesenen Norwegen der Anteil der weiblichen Ingenieure und der männlichen Krankenpfleger nie verändert hat. Der Journalist, ein ausgebildeter Soziologe, ging der Sache nach, reiste mit einem Kamerateam um die Welt und befragte die führenden Humanwissenschaftler in den USA und in Großbritannien, darunter auch weibliche Forscher. Diese berichteten, was man in der Biologie schon lange weiß. Zwischen den Geschlechtern gibt es hinsichtlich bestimmter Fähigkeiten keine gleichmäßige Verteilung.
Weltweit sind die Frauen den Männern hinsichtlich Feinmotorik und Sprachbegabung überlegen, beim räumlich-technischen Denken liegen die Männer klar vorne. Der empörte Einwand „Das können Frauen selbstverständlich auch, und dies und das können Männer auch …“ geht ins Leere. Natürlich „können einige Männer und manche Frauen dies und das auch“. Es gibt auch weibliche Techniker und Männer, die sprachlich gewandt sind und geschickte Hände haben. Aber es gibt hinsichtlich mancher Fähigkeiten Unterschiede in der Normalverteilung. Daher gibt es in vielen Berufen keine Paritäten zwischen den Geschlechtern; und die wird es auch nie geben, es sei denn unter Zwang.
Die norwegische Regierung hat reagiert. Nachdem sich in der besagten TV-Sendung die norwegischen Mitarbeiter im staatlichen Genderinstitut mit peinlichen Banalitäten öffentlich blamiert hatten, wurde die alljährlich knapp 60 Millionen Euro kostende Genderanstalt wegen Nutzlosigkeit geschlossen.
Heute ist die These in den aufgeklärten Wissenschaften verschwunden, die Geschlechter seien in allen ihren Fähigkeiten nur minimal verschieden – und das auch nur aufgrund unterschiedlicher Bedingungen während der kindlichen Entwicklung. Alle vorliegenden wissenschaftlichen Befunde zeigen, dass die Umwelt von Geburt an – und sogar schon vorher – bei Mädchen und Buben auf unterschiedlich verschaltete Gehirne einwirkt. Alle wissenschaftlichen Studien, die großteils aus den angelsächsischen Ländern stammen, zeigen beträchtliche Unterschiede in den Entwicklungen weiblicher und männlicher Gehirne.
Trotzdem wird dem menschlichen Gehirn eine gewisse Flexibilität zugebilligt, was ohnehin außer Streit steht. Mit dem Gleichheitsmythos räumen jedoch ausnahmslos alle seriösen Studien auf: Es wird aufgrund der Unterschiede zwar immer einige Frauen mit „typisch männlichen“ und etliche Männer mit „typisch weiblichen“ Fähigkeiten geben, die Unterschiede sind jedoch so stark, dass jede Genderpolitik daran abprallen wird. Conchita Wurst, deren Erfolg beim Eurovisions Contest zu einer grotesken Inflation des Wortes „Toleranz“ geführt hat, macht einige „Zumpferlromantiker“ glücklich, zur Gleichheit der Menschen kann sie/er keinen Beitrag leisten.
Georg Wilhelm Friedrich Hegel, der Abgott aller Ideologen und Schutzpatron der Schwafler, sagte einmal einem Studenten, der ihn auf eine seiner offensichtlich falschen Theorien hingewiesen hatte: „Wenn meine Theorie mit den Tatsachen nicht übereinstimmt – umso schlimmer für die Tatsachen.“
Die Ideologen unter unseren Politikern agieren genauso. Sie sollten statt dessen kompetente Wissenschaftler zu Rate ziehen, wie etwa den führenden Hirnforscher Prof. Simon Baron Cohen aus Cambridge, der gerne zu erklären bereit ist, warum jeglicher Genderpolitik kein dauerhafter Erfolg beschieden sein kann.
Manche linke Politiker, die ahnen, dass sie einem Phantom nachrennen, retten sich in den Begriff Chancengerechtigkeit, werden aber immer wieder rückfällig, indem sie nicht zwischen Chancengleichheit und Ergebnisgleichheit unterscheiden. Chancengleichheit ist mindestens genauso wichtig wie ein vernünftiger sozialer Ausgleich. Ergebnisgleichheit über Quotenregelungen zu erreichen, ist jedoch eine unwissenschaftliche, teure und wirkungslose Wunschvorstellung unkritischer Politiker.
Die Verschiedenheit von Menschen, die Unterschiede zwischen Männern und Frauen und die Unterschiede zwischen Populationen sind in kleinerem Ausmaß künstlich, in größerem biologisch bedingt. Gegen diese Erkenntnis hilft auch der reichlich abgestandene Kampfbegriff „Biologismus“ nicht mehr weiter.
Sozialingenieure blenden wissenschaftliche Realitäten völlig aus. Die Unterschiede zwischen den Menschen und zwischen den Geschlechtern sind so groß, dass keine Politik der Welt die Menschen auch nur annähernd gleich machen kann. Wenn das funktionierte, wäre das längst gelungen. Hitler ist das nicht gelungen, Stalin ebenso wenig, ja sogar Mao mit seinen (geschätzten) 60 Millionen Todesopfern während der „Kulturrevolution“ ist gescheitert.
Es besteht daher keine Gefahr, dass den heutigen Sozialdilettanten dies gelingen könnte. Sie richten jedoch enorme finanzielle Schäden an und sie verführen Leichtgläubige, die neue Ideen, und seien sie noch so dämlich, ungeprüft für fortschrittlich halten. Unsere Gesellschaft ist (noch) zu wohlhabend und zu frei, um mehrheitlich den Medien zu folgen, die insgeheim Orwells Gedankenverbrechen im Blickfeld haben.
Die menschliche Gesellschaft ist ein Spiegelbild der biologischen Vielfalt. Gleiche Erziehung wird nie gleiche Menschen erzeugen. Den Einheitsmenschen kann und wird es daher nicht geben. Wer das glaubt oder davon auch nur träumt, ist entweder gefährlich naiv oder ungebildet, meist beides.
Schimpfkanonaden wie „Sexismus“, „Rassismus“, „Faschismus“ und andere längst von einer Patina der Albernheit überzogene Worthülsen können daran nichts ändern. Dergleichen regelmäßig vorgebrachte Flegeleien werden zum Glück immer weniger beachtet und sind nur noch für unterwürfige und ängstliche Zeitgenossen ein Schreckgespenst.
Mag. Dr. Rudolf Öller hat an einem öffentlichen Gymnasium und einem Privatgymnasium Biologie, Physik, Chemie und Informatik unterrichtet. Er ist promovierter Genetiker der Universität Tübingen und ehrenamtlich Rettungssanitäter und Lehrbeauftragter des Roten Kreuzes.