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Hurra! Wir haben eine Familienministerin

Die neue Regierung setzt ein Zeichen: Familie ist wichtig. Wer allerdings gedacht hat, dass damit die Familien, Mütter, Väter und Kinder wirklich eine starke Lobby haben, wird zunehmend eines Besseren belehrt. ?Wer eine Lobby bekommt, lesen wir täglich in den Medien. Es ist eine kleine Minderheit, die es mittels guter Strategie mit fast täglichen Meldungen in die Printmedien geschafft hat.

Wer keine Lobby hat, ist auch klar: die Familien. Sparmaßnahmen hin oder her. Man kann nicht immerzu vor den Wahlen von der Bedeutung der Familie als kleinster Zelle der Gesellschaft reden und dann nicht einmal dafür sorgen, dass die maßlos rückständigen so genannten Familienleistungen erst am St. Nimmerleinstag valorisiert werden. ??Die Familienministerin macht sich stark. Fragt sich nur für wen.

Für die Gruppe der Hausfrauen z.B., auf deren Leistungen so vieles an Humankapital und gesunder Gesellschaft ruht, augenscheinlich nicht. Diejenigen, die gern im Rahmen stabiler Beziehungen ihre Kinder selbst betreuen wollen, weil sie die Nähe zu den Kindern genießen und ihnen gern von den 90 Jahren ihres Lebens wenigstens 20 zur Verfügung stellen möchten  – nicht weil sie von ihren Männern dazu verknechtet werden, sondern weil es ihr eigener tiefer Wunsch ist – haben keine Lobby. ?Sie werden von links und nun auch zunehmend von sich selbst konservativ Nennenden ins Eck gedrängt.

Die Partei der Familienministerin will raus aus diesem Eck. Auf, auf in den Erwerb. Eine Frau, eine Mutter zählt, wenn sie berufstätig ist. Aber es scheint doch, dass das so genannte Budget für die Familien in Wahrheit ein Budget der Wirtschaft ist. Mit der Verfünffachung (!) von 70 Millionen auf 350 Millionen für den Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen aus Mitteln des Familienbudgets wird in erster Linie dem Diktat der Wirtschaft gefolgt, nicht dem der Familien. Wäre es anders, gäbe es längst eine Wahlfreiheit für Eltern – nämlich die finanzielle Gleichbehandlung von familieninterner und familienexterner Kinderbetreuung.

Das vorgesehene Geld kann auch zur Förderung alternativer Einrichtungen zur Kinderbetreuung eingesetzt werden. Wer denkt, dass dazu auch die Familie als Ort qualitativ hochwertiger Kinderbetreuung zählt, irrt. Man darf eine Familienministerin wohl fragen, warum dies nicht ein gleichwertiges Modell von Kinderbetreuung ist. Der Familienverband fordert seit Jahren zum Wohle des Kindes und auf Basis des Gleichheitsprinzips echte Wahlfreiheit für Eltern bei der Betreuung ihrer Kinder. Das beinhaltet die Anerkennung und finanzielle Gleichstellung für die Betreuung innerhalb oder außerhalb der Familie.

Das wäre ein Thema für die Familienministerin. Im Gegensatz zu den Pensionisten, die eine gesetzliche Interessenvertretung mit gutem Budget haben, schauen die Familien in keine verheißungsvolle Zukunft. Mittel der Wirtschaft wie Streik oder ähnliches stehen den Familien aus verständlichen Gründen nicht zur Verfügung. Umso mehr hat man – bisher vergeblich – auf ein Familienministerium und eine starke Ministerin gehofft, die ihre Schwerpunkte auf die gravierendsten Anliegen der Familien setzt und sie streitkräftig vertritt.

Gudrun Kattnig ist im Ursprungsberuf Gemeindediakonin, verheiratet und Mutter von drei Schulkindern (12, 15 und 17 Jahre).
Über 14 Jahre war sie bei den Kindern und in diversen ehrenamtlichen Tätigkeiten engagiert, bevor sie vor vier Jahren die Geschäftsführung im Kärntner Familienverband übernahm.

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