Fakten helfen

Fast jede Woche rufen Menschen bei der aktion leben an und fragen, wie viele Schwangerschaftsabbrüche es in Österreich gibt. Unsere Antwort ruft regelmäßig Staunen hervor. Sie lautet: Wir wissen es nicht! Wir kennen keine absoluten Zahlen und keine Details. Es gibt keine Statistik und keine Erforschung der Motive, die zu Schwangerschaftsabbrüchen führen.

Je länger wir uns mit dem Thema beschäftigen, desto unhaltbarer finden wir diese Situation: Wir zählen doch alles, von den Bienenvölkern bis zu den Sonnentagen. Reichen uns in einem so wichtigen Lebensbereich Schätzungen, die sich noch dazu aus den Veröffentlichungen einzelner Institute ableiten, also potenziell interessengeleitet sind? Rotraud A. Perner hat offenbar recht, wenn sie meinte, die „dunkle Seite der Sexualität", zu der sie die Abtreibung zählt, werde gern verdrängt und verleugnet.

Dieses Nicht-Wissen-Wollen, das Österreich im Besonderen auszeichnet, hilft sicherlich nicht weiter. Die Daten- und Faktenlage zum Thema Abtreibungen auf international übliches Niveau zu bringen, halten wir für besser und reifer. Mit der Bürgerinitiative „Fakten helfen" machen wir konkrete Vorschläge, wie es gehen kann. Unser Ziel ist, eine bundesweite anonymisierte Statistik über Schwangerschaftsabbrüche und deren jährliche Veröffentlichung zu erreichen, sowie die regelmäßige wissenschaftliche und anonyme Erforschung der Gründe für Schwangerschaftsabbrüche.

Eine anonyme Statistik und eine regelmäßig durchgeführte Motiverhebung sind kein Selbstzweck. Sie sind die Grundlage dafür, die Konfliktlage von Frauen besser zu verstehen, Entwicklungen zu beobachten und daraus Maßnahmen abzuleiten. Sie sollten wie in anderen Lebensbereichen auch die Grundlage für politische Entscheidungen sein.

Alles deutet darauf hin, dass Schwangerschaftsabbrüche sehr häufig sind, wahrscheinlich kennt jede und jeder im persönlichen Umfeld eine betroffene Familie. Es ist also kein Randthema, sondern für viele Menschen sehr wichtig.

Versteht man Schwangerschaftsabbrüche als Notwehrmaßnahme, wie wir das aus unserer Erfahrung in der Schwangerenberatung tun, muss man tätig werden. Sehen wir weg, bedeutet das nichts anderes als ein Desinteresse an der Konflikt- und Notsituation von Frauen. Es geht schließlich auch um die Kinder: Was können wir tun, um mehr Frauen und Paare zu einem Ja zum Kind zu ermutigen? Wenn wir mehr wüssten, könnten wir bedarfsgerechter helfen und vor allem auch besser vorbeugen.

Sachlich lassen sich alle Gegenargumente leicht entkräften. Anonyme Statistiken zu Abtreibungen sind technisch kein Problem, das statistische Zentralamt hätte keine Schwierigkeiten damit, die Daten zentral zu sammeln und seriös auszuwerten. Es gibt keine Erschwernis für Frauen, weil die Grunddaten im Rahmen der ärztlichen Anamnese ohnehin erhoben werden. Für eine Statistik müssten sie lediglich von der Ärztin, dem Arzt oder dem durchführenden Institut anonymisiert weitergegeben werden.

Die Mitwirkung an der Motiverhebung ist freiwillig, dennoch wäre damit eine repräsentative Studie möglich. Frauen, die betroffen waren, haben oft sogar ein Interesse daran, dass die Hintergründe des Abbruchs erforscht werden, es ist nicht zuletzt eine Frage der Solidarität unter Frauen.

Die Bürgerinitiative ist eben erst gestartet, die Resonanz groß. Es geht nicht mehr um die Frage der Logik, es geht darum, ob es uns gelingt, ideologische Barrieren zu überwinden und zu mehr Sachlichkeit zu finden. Eine Datenerhebung, wie von „Fakten helfen" gefordert, wäre der Anfang einer sachgerechten und zeitgemäßen Beschäftigung mit dem Thema Schwangerschaftsabbruch.

Mehr dazu lesen Sie auf der Kampagnen-Homepage www.fakten-helfen.at. Dort gibt es auch Unterschriftenbögen zum Herunterladen. Bitte unterzeichnen Sie für dieses wichtige Anliegen.

Mag. Helene Göschka, aktion leben Österreich.

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