Schürt die Arbeiterkammer gezielt die Wut gegen die Wirtschaft?

Kaum ein Bericht der Arbeiterkammer (AK), der nicht die Wut der Menschen gegen „unser ungerechtes System“ anheizt. Nun also der Einzelhandel: Hier hätten laut AK-Chef Rudolf Kaske Frauen keine Chance, Führungsfunktionen zu übernehmen. Frauen wären diskriminiert, weil sie in Vollzeitstellen € 1.150 Euro netto verdienten, Männer hingegen € 1.500.

Ein (weiterer) AK-„Bericht“ ist (wieder einmal) tendenziös und wissenschaftlich unhaltbar.

Wieder einmal werden elementare wissenschaftliche Prinzipien ignoriert. Ziel scheint es einmal mehr zu sein, der Bevölkerung das Gefühl zu geben, es ginge in Österreich ungerecht zu.

Eine solcherart permanent im Aggressionszustand gehaltene Bevölkerung soll bei Wahlen dann ihre Zuflucht bei „gerechten“ Parteien suchen.

AK: Unwissenschaftlich – unwahr

Weniger Ehrgeiz

  • Kaske unterstellt Frauen, Führungsverantwortung im Einzelhandel im gleichen Ausmaß anzustreben wie Männer. Das ist unwahr. Frauen stellen bei Fortbildungskursen (zu Abteilungsleiterinnen oder Marktleiterinnen) stets nur die Minderheit der Teilnehmer.
  • Nur fünf Prozent der Frauen arbeiten Teilzeit, weil sie sich fortbilden, aber 29 Prozent der Männer – fast sechsmal so viel.

Frauen wollen Teilzeit

  • Kaske unterstellt Frauen, Vollzeitstellen im gleichen Ausmaß anzustreben wie Männer. Das ist unwahr. Viele Frauen sind froh, Teilzeit arbeiten zu dürfen. Sie helfen, Familie, Einkommen und Freizeit in Einklang zu bringen. 45 Prozent der Teilzeit arbeitenden Frauen tun dies, um Erwachsene betreuen zu können, 18 Prozent wollen Kinder betreuen.

Frauen nicht abgedrängt

  • Frauen werden auch nicht in Teilzeitstellen abgedrängt. Viele Frauen haben nie etwas anderes angestrebt. 16 Prozent wollten bewusst keine Ganztages-Stellen. Dass keine Vollzeitstelle vorhanden ist, stellt für Frauen und Männer ein gleich großes Problem dar (9 Prozent).

Täuschender Einkommensvergleich

  • Kaske vergleicht „die“ Vollzeiteinkommen von Männern („1.500 netto“) mit denen „der“ Frauen („1.150 netto“) – ohne auf konkrete Positionen Rücksicht zu nehmen. Er vergleicht also nicht das Einkommen eines männlichen Filialleiters mit dem eines weiblichen – er vergleicht nur das Durchschnittseinkommen aller vollzeitbeschäftigten Männer mit dem aller Frauen.
    • Damit vergleicht man den männlichen Filialleiter mit der weiblichen Regalbetreuerin. Man vergleicht also Äpfel mit Birnen. Dabei leisten Männer auch als Vollzeitkräfte mehr Wochenarbeitsstunden als Frauen.

Ungerecht? Frauen arbeiten weniger, kürzer, gehen früher in Pension, leben länger

  • Frauen sind kürzer berufstätig als Männer, sie sammeln im Betrieb weniger Erfahrungen. In der Alterskategorie von 55-59 sind 61 Prozent der Männer berufstätig, aber nur mehr 35 Prozent der Frauen (Das Leben von Frauen und Männern in Europa, Eurostat, 2005).
  • Frauen arbeiten sowohl in Teil- als auch in Vollzeitstellen weniger Wochenstunden als Männer.
  • Frauen gehen mit 56,4 Jahren in Pension. Um drei Jahre früher als Männer.
  • Frauen leben um sechs Jahre länger als Männer, und sind auch länger gesund.

Nachsatz eins

Als Harald Schmidt in seiner Show am Weltfrauentag den Leiter seiner Big Band, Helmut Zerlett, fragte, ob er für die Frauenquote wäre, kam es wie aus der Pistole geschossen: „Aber, natürlich!“ Nicht einmal Harald Schmidt war aufgefallen, dass in Zerletts Band keine einzige Frau zu sehen war. Ja, dass niemand sich erinnern konnte, dort jemals eine Frau gesehen zu haben.

Nachsatz zwei

Scharfmacher Kaske war in den 2000-ern durch seine Drohung bekannt geworden; „… dann brennt die Republik!“. Tatsächlich haben radikale Kräfte von beiden Seiten unser Land in den 1920-ern aufgehetzt – haben ein Klima erzeugt, in dem die Menschen sich vom System ungerecht und ungleich behandelt fühlten. Wer einer Gesellschaft aus selbstsüchtigen, politischen Motiven über Jahre und Jahrzehnte einredet,„das System wäre ungerecht und ungleich“, destabilisiert eine Gesellschaft. Und er riskiert, dass diese wieder kippt.

Michael Hörl ist Wirtschaftspublizist aus Salzburg. In seinem aktuellen Buch „Die Gemeinwohl- Falle“ stellt er sich gegen den „linken Mainstream“, kritisiert etwa AK, Christian Felber und Caritas.

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