Meine Bekannte hat sich mir anvertraut und beklagt, dass sie im Alltag tagtäglich auf Schritt und Tritt überal undl andauernd mit Kritik, Fassungslosigkeit und Kopfschütteln ?konfrontiert ist, wie eine Österreicherin nur Mutter von vier Kindern werden konnte. Das beginnt mit unnötigen lockeren Sprüchen ausgerechnet beim? Kinderarzt, dass es jetzt aber genug sei und sie doch wohl so „vernünftig" ?sein solle und kein fünftes Kind mehr bekommen würde. Warum denn nicht?
Auf die Idee, so einen beleidigenden, angeblich gut gemeinten Rat auch einer ?türkischen Mutter zu geben, kommen diese Gutmenschen natürlich erst gar nicht. Diese unnötigen, bissigen Kommentare im Alltag, sei es beim Arzt, im? Kindergarten, in der Schule, beim Schiurlaub in Tirol; das ungläubige ?Staunen, dass da eine Akademikerin tatsächlich vier eigene, selbst geborene,? blonde Kinder betreut – wie kann es so etwas überhaupt geben? Hat die keine Angst vor Verarmung? Sind die Kinder von ein und demselben Mann, oder hat sie einen zweiten Mann, der zu den beiden ersten Kindern selber auch noch welche? wollte?
Dieser beleidigende, verletzende, geistlose, alltägliche? Sprechdurchfall zeugt von einer zutiefst kinderfeindlichen Gesellschaft, in der Mütter mit Kindern tagtäglich einem verbalen Spießrutenlauf ausgesetzt? sind.
Helwig Leibinger ist in Ried im Innkreis in Oberösterreich geboren. Er ist Hauptmann der Reserve; Studium der Geschichte, Kunstgeschichte und Archäologie; er ist in einer Bibliothek tätig und wohnt in Wien.