Seit Jahren fragen sich Katholiken und Nicht-Katholiken, wofür die Caritas eigentlich steht und inwiefern sie noch eine Einrichtung der Katholischen Kirche oder mittlerweile doch eine Vorfeldorganisation der hochgelobten und rot-grün gefärbten „Zivilgesellschaft“ geworden ist.
Trotz dieser ideologischen Nähe ist es etwas Neues, dass ein Postgewerkschaftler eine Kampagne zum Kirchenaustritt androht, weil der Caritas-Präsident umgeschulte Postbeamte grundsätzlich für unqualifiziert hält, Asylangelegenheiten zu bearbeiten. Normalerweise sind Gewerkschaft und Caritas inhaltlich nicht weit von einander entfernt. Aber in diesem Fall hat selbst ein linker Caritas-Präsident ein Tabu gebrochen. Was an der Landauschen Vorgangsweise aber am meisten irritiert, ist, dass ihm die Anliegen der Massenimmigration offenbar wichtiger sind als die der heimischen Bevölkerung.
Landau wird so zitiert: „Ich halte es für hochproblematisch, wenn in dieser sensiblen Materie, wo es um Leben und Tod geht, künftig angelernte Postbeamte entscheiden sollen, auch wenn ich Umschulungsmaßnahmen grundsätzlich für sinnvoll halte (…) Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand in Österreich seine persönliche Freiheit in die Hände eines noch so qualifizierten Postbeamten legen möchte." http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/politik/3509838/postbeamte-bundesamt-fuer-asyl-bedenklich.story
Das hat die Postgewerkschaft auf den Plan gerufen. Dort überlegt man, zu einer Kirchenaustrittsaktion aufzurufen.
Zum Hintergrund
Ende November 2013 übernahm Hochwürden DDr. Michael Landau das Amt des Präsidenten der gesamtösterreichischen Caritas aus den Händen seines Vorgängers Franz Küberl. Der Öffentlichkeit war er ja kein Unbekannter gewesen. Angesichts seiner Aussagen und Auftritte hat man einfach nicht das Gefühl, hier einen katholischen Christen vor sich zu haben, einen Priester schon gar nicht. Eine der vielen false flag operations in der Kirche Österreichs? Wieder ein Würdenträger, der die Gläubigen zum Narren hält? Genauso sieht es aus.
Daher zur Illustration einige der seltsamen Optionen des Herrn Präsidenten.
Option für die Armut
Auf der Homepage der Caritas findet sich die folgende, in ihrer inhaltlichen Aberwitzigkeit und sprachlichen Verdrallung kaum zu übertreffende Aussage: „Der neue Caritas-Präsident Michael Landau hat sich gegen „Wohlstands-Inseln" ausgesprochen, ohne explizit Vermögenssteuern zu fordern.“ (http://www.caritas.at/aktuell/news/news/raw/artikel/8272/89/)
Man glaubt, im falschen Film gelandet zu sein, bei der KPÖ oder der Sozialistischen Linkspartei oder sonst irgendwo in der marxistischen Wahnwelt.
Es geht dem Herrn Präsidenten also nicht darum, im Sinne der katholischen Soziallehre Wohlstand durch unternehmerische Initiative im Rahmen rechtsstaatlicher Verhältnisse, niedriger Steuern und stabiler Währungspolitik zu schaffen. Es geht ihm nicht um die zehn Gebote, von denen zwei das Privateigentum schützen. Es geht ihm offen um Umverteilung, eine der vielen kranken Ideen des Marxismus. Offensichtlich sollen die „Wohlstands-Inseln“ verschwinden – und alle sollen dann gleich arm sein. Will er jetzt Armut bekämpfen oder Armut schaffen? Ein nicht unwesentlicher Unterschied.
Option für kollektivistische Staatsallmacht
Ein wohlmeinender Zeitgenosse könnte den Herrn Caritaspräsidenten fragen, von wo dieser glaube, dass Mittel für die Werke der Nächstenliebe erwirtschaftet werden, wenn nicht von „Wohlstands-Inseln“? Alleine die Frage zu stellen, verrät Unkenntnis des Status quo. Es geht bei der Caritas nämlich schon längst nicht mehr um „Werke der Nächstenliebe“ sondern um eine Art Sozialindustrie. Die wird auch nicht von freiwilligen Spenden der Gläubigen finanziert, sondern von konfisziertem Steuergeld. Analog dazu leben die gewaltig aufgeblähten kirchlichen Apparate vom mithilfe eines Gesetzes aus der NS-Zeit zwangsweise eingetriebenem Kirchensteuergeld.
Angesichts fleißiger und ehrlicher Unternehmer, die unter hohem Risiko, hoher Steuerbelastung und ständiger Kritik durch kirchliche (wenn auch pseudo-katholische) Pseudo-Moralisten unzähligen Menschen Arbeit geben und mit ihren Produkten Bedürfnisse anderer abdecken, ist die Rede von „Wohlstands-Inseln“ verantwortungslos und dumm.
Wäre Herr Landau ein glaubwürdiger Caritaspräsident, müsste er „Wohlstands-Inseln“ dort anprangern, wo sie illegitim zustandekommen: Durch Verbrechen, durch mafiöse Umtriebe wie Schutzgelderpressung, Schlepperunwesen, Währungsmanipulationen u. dgl. und durch steuergeldfinanzierte geschützte Bereiche im öffentlichen Dienst, in der „Kultur“ und in den „NGOs“. Nicht zu vergessen die Kirchensteuer, die vielen kirchlichen Angestellten eine bescheidene, aber erquickliche „Wohlstands-Insel“ bei eher geringem persönlichen Risiko und erträglicher Arbeitslast beschert. Nachdem es Herrn Landau ja um „Vermögenssteuern“ geht (wenn auch ausdrücklich nicht „explizit“), kann er diese Art der „Wohlstands-Inseln“ nicht gemeint haben, weil diese ja keine Steuern bezahlen, sondern auf irgendeine Weise davon profitieren.
Und natürlich stellt sich angesichts seines gutgekleideten Auftritts bei den Besetzern der Votivkirche (manche meinen, im Kleidungsstück des Herrn Caritasdirektors einen Kaschmir-Mantel erkannt zu haben. Mangels Fachkenntnis kann ich das nicht beurteilen.) die Frage, ob Hochwürden selbst in einer Armutsinsel oder doch in einer „Wohlstandsinsel“ oder wo auch immer lebt.
Die Parteinahme für die „Armen“ impliziert im gegenständlichen Zusammenhang eine Parteinahme für die „Armut“ als gesellschaftlicher Wirklichkeit. Sie impliziert daher den – nicht notwendigerweise explizit formulierten – Wunsch, Armut zu schaffen, damit der Sozialstaat und die in diesen verwobene Caritas ihre Unentbehrlichkeit unter Beweis stellen können.
In diesem Zusammenhang stieß ich am Sonntag, 2. Februar, in der Kapuzinerkirche auf die in deutscher, rumänischer, polnischer und bulgarischer Sprache gedruckten Informationen über „Wärmestuben in Pfarren“. Was ursprünglich als Provisorium für in Not geratene Menschen gedacht war, wird zu einer selbstzweckhaften Einrichtung für Leute, die nicht von der Arbeit leben wollen oder können und sich in einem vermeintlich reichen Land in die soziale Hängematte legen. Hier regelrecht Magneten der Armutseinwanderung aufzustellen, ist unverantwortlich. Andererseits sind die bestens organisierten Bettelbanden ohnehin nicht „arm“. Manchmal kann man in Wien beobachten, wie die Führungsleute den vorgeschickten Bettlern vor Kirchen und Geschäften das Erbettelte abnehmen.
Die „Pfarrwärmestube“ kann und darf keine Dauerlösung sein. „Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen“, sagte der Apostel Paulus (2 Thess 3, 10). Andererseits besteht kein universales Menschenrecht, in Österreich arbeiten zu dürfen. Ein staatliches Gemeinwesen hat nach naturrechtlicher und katholischer Ordnung selbstverständlich das Recht und die Pflicht, sich vor Überstrapazierung seiner Möglichkeiten zu schützen. Es wäre wichtig, in den betreffenden Herkunftsländern funktionierende Volkswirtschaften aufzubauen.
Option für den Neid
Zu einer katholisch orientierten Sozialpolitik gehört notwendigerweise die radikale Bejahung menschlicher Ungleichheit. Wie es im Gleichnis (Mt 25, 14-30) dargestellt wird, sind die Talente eben ungleich verteilt. Dagegen gibt es keine Beschwerdemöglichkeit. Begabungen, Besitz, Lebensglück, Gesundheit – alles ist ungleich verteilt. Eine freie Gesellschaft beruht auf Ungleichheit. Die katholisch geprägten Staaten verhinderten weitestgehend große Armut und überschießenden Reichtum. Das vorreformatorische England ist dafür ein hervorragendes Beispiel. Die „Reformation“ des 16. Jahrhunderts plünderte die Kirchengüter, löste die Gilden auf und konfiszierte deren Besitz. Einige wenige wurden sehr reich, eine große Masse verarmte.
Hochwürden Landau und die ganze kirchliche Sozialindustrie, inklusive dem „Betriebsseminar“ in Linz und der „Katholischen Sozialakademie Österreichs“ (was auch immer da „katholisch“ sein mag), sollten sich eines hinter die Ohren schreiben: Wer auch nur sachte die Neidrhetorik bedient, macht sich zum Handlanger des Bösen. Nicht einmal „begehren“ soll man das, was der andere hat! Ein schlanker, dezenter Sozialstaat ist das eine, konfiskatorische Umverteilung das andere.
Der Soziologe Helmut Schoeck hat in seinem epochalen Werk „Der Neid und die Gesellschaft“ (1971) geschrieben: „Die im Neuen Testament gelehrte Ethik wollte die differenzierte menschliche Existenz in einer Welt sichern, die voller Neider war und sich nicht auf eine Gesellschaft der Gleichen hin entwickeln würde. Eine Gesellschaft, in der jeglicher Anlass zum Beneiden verschwunden ist, bräuchte nicht die moralische Botschaft des Christentums. Immer wieder finden wir Gleichnisse, deren Moral eindeutig die Sittenwidrigkeit, die Sünde des Neides ist. Man soll den Nächsten wie sich selbst lieben – eben damit er vor unserem Neid, unserer Feindseligkeit bewahrt ist. Selbstverständlich sollen bestimmte ostentative Gesten des Hochmutes, der Verschwendung vermieden werden, aber nie die gute menschliche Leistung, die sinnvolle Tat, das Fest, nur damit der Neider seinen Frieden hat.“
Option für marxistische Gesellschaftspolitik
Schließlich hat sich Herr Landau auch für die Kindergartenpflicht ausgesprochen, sowie – selbstredend – für die Gesamtschule. Im Zuge der Debatte zur Pflegefinanzierung fiel sogar das hässliche Wort von der „Erbschaftssteuer“. Das ist eine besonders abscheuliche Sache, da das vererbte Eigentum ja schon besteuert worden ist, und zwar x-fach. Zudem stammt die Idee der Abschaffung des Erbens aus dem Kommunistischen Manifest.
Noch einmal: Man hat bei Landau einfach nicht den Eindruck, dass ein Katholik spricht, um wieviel weniger ein Priester. Man hört aus der Caritas ja auch keinerlei Äußerungen zum Thema Abtreibung, Schutz der Familie, Schutz der Kinder vor sexueller Indoktrination in der Schule und dergleichen.
Option für innerkirchliche Subversion
Im Ö1-Interview „Im Journal zu Gast“ kurz nach seiner Wahl nannte er auch Pfarrer Helmut Schüller und meinte – offensichtlich ohne Ironie – dass dieser ein guter Bischofskandidat wäre.
Ein Bild sagt auch hier mehr als tausend Worte:
http://www.caritas.at/aktuell/news/news/raw/artikel/8111/89/
Die Wölfe im – nur notdürftig verhüllenden – Schafspelz sind weit gekommen in der desorientierten Kirche Österreichs. Man wird mit Abscheu erfüllt, wenn man sich vor Augen führt, welche Verwirrung diese Leute auslösen – eine Verwirrung, die für das individuelle und soziale Leben Folgen hat.
Wofür sich Michael Landau einsetzen müsste
Die einseitige Parteinahme für „die Armen“ ist abzulehnen. Sie stößt alle vor den Kopf, die Armut durch ehrliche unternehmerische Leistung bekämpfen bzw. durch die Schaffung von Arbeitsplätzen anderen die Erarbeitung ihres Lebensunterhaltes ermöglichen. Auch diejenigen, die nicht „arm“ sind, benötigen daher moralische Unterstützung seitens kirchlicher Strukturen.
Es ist ausschließlich die klein- und mittelständische unternehmerische Leistung, deren Wagnis und auch deren Glücken (das nicht ausschließlich Verdienst des Unternehmers ist), die Wohlstand und Arbeitsplätze schafft und somit bürgerliche Freiheit und familiäres Auskommen ermöglicht. Aufgrund der konfiskatorischen Besteuerung, der willkürlichen Vorgangsweise moderner Zöllner und der pseudo-moralischen Überhebung (wohlbestallter) kirchlicher Funktionäre wird, wie ich weiß, vielen Unternehmern ihr Tun verleidet. Macht man sich bei den Herren Kirchenfunktionären auch Gedanken darüber, was passiert, wenn man einen Betrieb mit – z. B. – hundert Mitarbeitern zu Tode piesackt? Oder ist genau das intendiert, um schneller zur klassenlosen Gesellschaft zu gelangen?
Wertschöpfung und Produktion sind etwas Gutes – solange sie nicht vergötzt und zum Lebenssinn erhoben werden. Der Lebenssinn liegt jenseits dieses Lebens – und zwar für Arme und Reiche gleichermaßen. Der Lebenssinn liegt für alle in Jesus Christus. Das würden wir gerne einmal von den Herren Kirchenführern auf eindeutige Weise hören – ohne die schon fast flächendeckend übliche Umlügung Christi in einen Sozialrevolutionär oder Utopisten.
Fazit
Die Politik der österreichischen Kirche im Allgemeinen und der Caritas im Besonderen beschädigt die christliche Zivilisation und begünstigt den sozialistischen Zeitgeist. Insofern ermutigt sie auch mehr oder weniger direkt diejenigen Aktivisten, die ihre sozialistische Gesinnung auf verschiedene Weise auf der Straße zum Ausdruck bringen. Kirchliche Verbindungen zum weit links stehenden Milieu sind ohnehin notorisch. Als Ferment dient eine ideologisch aufgeladene und finanziell gut ausgestattete Asyl- und Migrationsindustrie. Diese ist so sensibel, dass schon der Vorschlag, Postbeamte für Asylaufgaben umzuschulen, als inakzeptabel empfunden wird und beim Caritaspräsidenten auf Ablehnung stieß. Das wurde als Verunglimpfung der Postler aufgenommen und rief wiederum den Vorsitzenden der Postgewerkschaft auf den Plan, wie oben festgestellt.
Dieses Chaos muss von Eminenz Kardinal Schönborn mitverantwortet werden. Bei einem „Talk“ (sic!) im Rahmen der Wiener Stadtmission 2003 sagte er nämlich wortwörtlich: „Wenn die Caritas spricht, spricht damit auch die Kirche. Wenn der Caritasdirektor Landau etwas sagt, ist das genauso gewichtig, wie wenn ich selbst es sage" (http://www.kath.net/news/5178). Als Dogmatikprofessor musste der Kardinal wissen, dass das falsch ist, da die bischöfliche Vollmacht nicht delegierbar ist. Aus irgendwelchen Gründen hat er es aber doch gesagt. Angesichts dieser ganzen Verwirrung stellt sich die Frage, inwieweit lokalkirchliche Aussagen überhaupt noch bindend sind.
Operationen unter falscher Flagge – das ist der Eindruck, den man in der Kirche Österreichs und der Caritas seit langer Zeit hat. Das innerkirchliche Immunsystem funktioniert nicht mehr. Nachdem aber im Episkopat weit und breit kein ernsthafter Wille zur Rückbesinnung auf die Substanz des Glaubens feststellbar ist, geht der Abbruch unvermindert weiter. Dann sind aber die innerkirchlichen „Wohlstands-Inseln“ auch Geschichte.
MMag. Wolfram Schrems, Linz und Wien, katholischer Theologe und Philosoph, kirchlich gesendeter Katechist, reiche innerkirchliche Erfahrung, umfangreiche Publikations- und Vortragstätigkeit.