In den letzten Tagen wurde ich für die aufmerksame Lektüre verschiedener Zeitungsartikel belohnt. Mein Wissensstand hat sich vermehrt und ich kann jetzt in Gesprächen und Blogs (so wie auch hier bei Andreas Unterberger) als umfassend Informierter jedem Partner (genderneutral verwendet!) Paroli bieten.
Fangen wir mit einem Beitrag in einer so genannten Qualitätszeitung an:
Unter dem Titel „Der Männer-Filter“ beschrieb Duygu Özkan glossenhaft und ironisch das Problem der Partnersuche jenseits des Arlbergs und vermutete, dass es so etwas wie einen Gsiberger-Filter geben müsse, wenn Frauen aus dem Ländle nur auf Beziehungen mit Vorarlbergern fixiert sind.
So weit so gut – aber jetzt kommt das Ende der Ironie – denn ich erfahre, dass „bei uns in der Parallelgesellschaft zum Beispiel diese Filtersorte zur regulären menschlichen Ausstattung gehört. Dazu gibt es im Türkischen den Spruch: „Unser Blut hat sich angezogen.“
Frau Özkan, Redakteurin der „Presse“, bekennt sich also offen zu ihrer Parallelgesellschaft, in der das türkische Sprichwort vom gleichen Blut gilt. Hallo, Frau Özkan! Aufpassen, das gab es in Österreich zwangsweise schon einmal, ein Motto vom gleichen, reinen Blut, …
Nicht in einem vergleichbaren Qualitätsblatt, sondern in einer der beiden Wiener U-Bahn-Gratiszeitungen schreibt Kardinal Schönborn in seinem Beitrag über die jüngst von Papst Franziskus angeordnete weltweite Befragung des Kirchenvolkes zu den Themen Familie und Ehe.
Wie auch schon im ZIB2-Interview weist Eminenz zu Recht darauf hin, dass gerade eine kirchliche Glaubensgemeinschaft Idealvorstellungen zu vertreten hat, auch im Wissen, dass nicht alle ihrer Gläubigen diese Ideale erfüllen können – oder nicht einmal wollen.
Dennoch wird niemand auch angesichts der tatsächlich immer größer werdenden Scheidungsraten von der Kirche verlangen, beim Sakrament der Ehe statt der bis zum Tod versprochenen Unauflöslichkeit ein beliebiges Ablaufdatum zu versprechen – befristet auf z.B. zehn Jahre mit Verlängerungsmöglichkeit …
Andererseits begeht der Herr Kardinal und Erzbischof der Diözese Wien meiner Meinung nach einen gravierenden Fehler. Von den insgesamt 1,250,000 Katholiken der Wiener Erzdiözese haben gerade mal 8,000 an der Befragung teilgenommen – rund 0,6 Prozent!
Unter der Annahme, dass es sich dabei um aktive Gläubige, also um einen Teil der circa sieben Prozent einigermassen regelmäßigen Messbesucher handelt, werden es auch nicht mehr als rund zehn Prozent der noch am ehesten an kirchlichen Lehren Interessierten.
Von dieser mehr als minimalen Minderheit zeigt sich Kardinal Schönborn jedoch stark beeindruckt. Sollte er sich nicht viel mehr Gedanken darüber machen, wieso 99 Prozent seiner Schäfchen diese Umfrage nicht einmal ignorierten? Was ist da schief gelaufen bei der Vorbereitung, bei der Umsetzung der Meinungserhebung? Will er jetzt wirklich den Heiligen Vater in Rom damit beeindrucken, dass sich von allen 5,300,000 österreichischen Katholiken eine überwältigende Minderheit von rund 0,6 Prozent für seine Initiative interessiert habt?
Auch hier zeigt sich, wie wichtig es ist, auch einmal eine Gratiszeitung in die Hand zu nehmen, statt auf einen Hirtenbrief zu warten.
Apropos Gratiszeitung: das Fellnersche Staatsorgan belehrte mich über die wahren Fakten der Geschehnisse in der Bundeshauptstadt:
„2,000 Polizisten schützen den KRAWALL Ball. Und das sorgt für Unmut.
Unter dem Schutz von 2,000 Polizisten dürfen rechte Burschenschafter in der Hofburg eine Polonaise genießen.“
Und Chefredakteur Fellner legt noch eine Brise nach:
„Der Akademikerball in Wien freilich wird immer mehr zu einem skandalösen Ärgernis, das abgestellt gehört. … Die Regierung hat es in der Hand, dieses rechtsextreme Ärgernis endlich abzustellen.“
Dumm nur, dass es am Abend dieses skandalösen festlichen Ereignisses in der Hofburg ganz anders gelaufen ist. Tausende Polizisten mussten nicht Ballbesucher in festlichen Roben daran hindern, Geschäfte in der Innenstadt zu zerstören, Polizeiinspektionen und Funkstreifenautos zu beschädigen, oder Flaschen-Brandkörper gegen unbeteiligte Passanten und Polizisten zu werfen.
Alle Ballbesucher haben auch ein unschlagbares Alibi: Sie waren fröhlich und unvermummt auf den vielen Fotos der Ballnacht in der Hofburg zu sehen.
Wie entsetzt wird Herr Fellner schauen, wenn er im TV und in den anderen Zeitungen sehen, hören und lesen muss, dass er sich – wieder einmal – in seiner sich den GrünRoten ständig anbiedernden politischen Korrektheit fundamental geirrt hat. Hat er halt wieder einmal Rechts mit Links verwechselt. Oder wie Ernst Jandl sagte, „Rinks mit Lechts“
Apropos Politisch Korrekt:
Da wird ebenfalls in Fellners Gratisblatt und in anderen Zeitungen berichtet, dass das Österreichische Olympische Komitee mit großer Wahrscheinlichkeit ein deutliches Zeichen gegen Präsident Putins grausame Antihomopolitik (bekanntlich ist er dagegen, dass bei Minderjährigen für die gleichgeschlechtliche Liebe geworben werden darf) setzen wird und eine österreichische Sportlerin, die sich als aktive Lesbin geoutet hat, die Rot-Weiß-Rote Fahne beim Mannschaftseinzug tragen wird.
Die der Öffentlichkeit wohl weitgehend unbekannte Skispringerin Iraschko-Stolz findet der Sportminister Klug als Vorbild für alle, weil sie mit ihrer Homosexualität beeindruckend umgeht.
Da habe ich wieder was dazu gelernt. Bisher war ich der Meinung, dass Olympische Spiele die besten Sportler der Nationen zum Wettkampf vereinen. Das hat sich anscheinend gegendert (!), und Geschlechtsmerkmale scheinen den Vorrang gegenüber achtungswürdigen Erfolgen in sportlichen Disziplinen zu bekommen.
Also, nicht vergessen: In der Zeitung stehts, wie es wirklich ist …
Dr. Günter Frühwirth ist Jurist und verfolgt die gesellschaftspolitische Entwicklung Österreichs mit aktivem Interesse.