Massive Zweifel an AK-,Manager-Kampagne´

Und ewig grüßt das Murmeltier. Jedes Jahr auf´s Neue bemüht der Manager-Vergleich der Arbeiterkammer wissenschaftlich höchst fragwürdige Ansätze, um die Ungerechtigkeit des „Systems“ zu beweisen. Im Endeffekt beweisen sie nur die Unfähigkeit der Medien-Schickeria, die wirklich Mächtigen zu kontrollieren.

„Ausufernde Managergehälter deckeln!“, titelt die AK Wien 2013. Zu diesem Schluss kommt die AK, weil sie die Jahresbezüge der 78 Top-Manager der 20 größten (im ATX gelisteten) Konzerne (von durchschnittlich 1,4 Mio. Euro) mit den Durchschnittsgehältern von 3.627.300 Österreichern (27.800 Euro) vergleicht und damit auf ein Verhältnis von 1:49 kommt.

Wissenschaftlich unseriös

Wer schon einmal wissenschaftlich gearbeitet hat, der weiß, dass man statistische Ausreißer nach oben wie nach unten von jeder untersuchten Stichprobe ausscheiden muss, um das Ergebnis nicht zu verzerren. Es sei denn, man wünscht genau dieses.

Anif ist eine nette, kleine Gemeinde im Süden der Stadt Salzburg. Dort lebt auch Eliette von Karajan, ihr Vermögen wird auf 400 Millionen Euro geschätzt. Wollte man das Durchschnittsvermögen der etwa 2.000 berufstätigen Anifer berechnen, würde alleine das Karajan-Erbe jeden Einwohner statistisch um 200.000 Euro reicher machen – selbst wenn ein konkreter Bürger arbeitslos wäre und in einer Sozialwohnung leben würde. Darum scheidet man solche Fälle aus.

ÖGB-„Stammtisch-Weisheit“: Manager feuern Menschen

Der ÖGB möchte die Manager-Einkommen auf 500.000 Euro Brutto jährlich deckeln. Auf die Frage, wieso es „ÖGB und Co“ dagegen nicht störe, wenn Lionel Messi 15 Millionen Euro verdiene, antwortete ÖGB-Präsident Foglar im Presse-Interview (vom 12.6.): „Messi zieht eben Menschen an. Manager aber steigern ihr Einkommen oft dadurch, dass sie Arbeitsplätze abbauen und andere um ihr Arbeitseinkommen bringen.“

Stammtischwissenschaftlich hat der gelernte Werkzeugmechaniker dabei nicht einmal so Unrecht. Wirtschaftswissenschaftlich verzerrt er die komplexen Lebensrealitäten von 413.000 Führungskräften (und ihren 54-Stunden-Wochen) damit manipulativ aber auf primitives Klassenkampf-Getöse.

Huub Stevens: Das 63-fache des Österreichers

Wenn Österreichs 78 Top-Manager 1,4 Millionen verdienen, dann ist das „ausufernd“, gierig und kapitalistisch. Es ist dies nicht, wenn (Ex-Red Bull Salzburg) Fußball-Trainer wie Huub Stevens mit 1,8 Millionen es tun – immerhin das 63-fache des österreichischen Durchschnittslohnes. Der Spieler Gonzalo Zarate soll 1,2 Millionen Euro brutto im Jahr abgecasht haben, Rapid-Spieler Steffen Hofmann eine Million Euro.

Will man die Ungerechtigkeit eines Systems künstlich herbeirechnen, braucht man aus einer Millionenzahl bloß ein paar Ausreißer herauspicken und sie in Relation zu eben diesen zu setzen. Genauso gut könnte man aus 3,6 Millionen Angestellten auch ein paar Dutzend Top-Pfuscher herauspicken und damit die Ungerechtigkeit des Sozialstaates beweisen.

Oder die Ungleichverteilung der 3000er-Gipfel in Österreich beklagen: Immerhin haben Tiroler hier 640 mal so viel wie etwa Oberösterreicher.

Vergleich von Äpfeln und Birnen

Einen weiteren Verzicht auf wissenschaftliche Standards stellt auch der Vergleich von 78 (größtenteils) „Industrie“-Managern mit einem nebulosen „österreichischen Durchschnittsgehalt“ von 27.800 brutto dar, welches vor allem aus niedrigen Dienstleistungs- und Handwerkerlöhnen besteht.

Beispiel: Der Vorstand des AMAG-Konzernes verdiente 2012 etwa 706.000 Euro brutto im Jahr. Ein AMAG-Mitarbeiter verdiente 52.000 Euro – und nicht 27.800, wie von der AK angeführt. Damit verdient der AMAG-Manager das 14-fache eines Angestellten. Und nicht das 49-fache, wie suggeriert wird.

Österreichs Angestellte arbeiten vor allem in kleinen Dienstleistungsbetrieben. Dort arbeitet man zwar gerne, ist aber weniger produktiv als in der Industrie – es können weder Maschinen noch Fachleute eingesetzt werden. So fällt für Mitarbeiter dann auch weniger ab.

So „produziert“ ein Gastronomie-Beschäftigter 49.000 Euro Umsatz (nicht Lohn!), ein Beschäftigter in der Metallverarbeitung aber 469.000 – beinahe das Zehnfache (Statistik Austria, „Leistungs- und Strukturanalyse“ 2011). Bei 49.000 Euro Umsatz muss der Kellner froh sein, wenn ihm überhaupt 27.500 Euro Brutto übrig bleiben. Immerhin müssen von 49.000 Euro auch noch Waren für durchschnittlich 10.000 Euro gekauft werden und ein Lokal gepachtet und beworben werden. Die Aluminium-Verarbeitung in Ranshofen produziert riesige Volumen in großen Anlagen, Industrieangestellten bleibt hier fast doppelt so viel wie Kollegen im Restaurant.

„Weimarer Republik“: Verantwortung für Demokratie

Wenn es darum geht, den Österreichern einzureden, wie ungerecht dieses System ist, ist man bei der Arbeiterkammer traditionell nicht zimperlich. Immerhin unterstützt das inszenierte „Gerechtigkeits-Defizit“ schon seit Jahrzehnten nahe stehende, „gerechte“ Parteien. „Das System muss weg“, meinte der scheidende Arbeiterkammer-Präsident Herbert Tumpel. Und auch sein Nachfolger Rudolf Kaske wurde mit Bürgerkriegs-Getöse („… dann wird Österreich brennen!“) berühmt.

Wer den Bürgern aber über die Jahrzehnte hinweg weismacht, dass „alles immer schlechter und ungerechter“ werde, die Armut wachse (obwohl sie sinkt) und dass sich eine kleine Minderheit (auf Kosten der Mehrheit) immer unverschämter bereichere, der sollte sich mit der jüngeren Geschichte befassen.

Die Propaganda von KPD und NSDAP hat mit der gleichen Wut in die gleiche Kerbe gehauen – und damit das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Irgendwann war das System nämlich tatsächlich derart instabil, dass es von den Menschen nicht mehr unterstützt wurde. Was dann kam, war der Untergang der Demokratie. Wer – wie die AK – zu den mächtigsten Organisationen des Landes zählt, wer die mächtigsten Medien und vom Staatspräsidenten über den Bundeskanzler abwärts die meisten Regierungspolitiker auf seiner Seite hat, der hat für dieses Land eine besondere Verantwortung.

Der Arbeiterkammer-Managerbericht lässt davon allerdings wenig erahnen.

Michael Hörl ist Wirtschaftspublizist aus Salzburg. Der Betriebswirt und Wirtschaftspädagoge befasst sich in seinen Büchern mit Kapitalismus und Globalisierung aus liberaler Sicht und wendet sich gegen „die staatlich geschürte Abstiegsangst“. Zuletzt erschien sein Buch „Die Gemeinwohl-Falle“.

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