Peinlicher Rechenfehler

Der Spiegel vermeldet bei der Einkommensschere zwischen Frau und Mann einen Rechenfehler der „Equal–Pay–Initiative“. Mehr als drei Wochen zu früh hat man den Tag der Einkommensungleichheit angesetzt. Und vorgerechnet hat das ein Mann. Die Deutsche Mathematiker–Vereinigung veröffentlichte vor einigen Tagen, dass 22 Prozent Einkommensunterschied nicht gleich 22 Prozent eines Jahres sind, zumindest nicht so wie interpretiert, und daraus einfach der 21. März für den „Equal–Pay–Day“ abgeleitet werden kann. Richtig wäre heuer ein Tag um den 13. April.

Dass man da nicht schon früher draufgekommen ist liegt daran, dass es niemanden interessiert. Der Durchschnittsbürger weiß, dass die Ursachen darin liegen, dass Mädchen gerne weniger aus- und fortbildungsintensive und dadurch geringer bezahlte Berufe wählen oder überlaufene Fächer studieren, gerne bei den Kindern daheim bleiben und sich auf den Partner verlassen, wenn es ums Geldverdienen geht. Wie letzteres funktioniert hat der Verhaltensforscher Prof. Karl Grammer bei „Beckmann“ (Weiberfastnacht – der K(r)ampf der Geschlechter) allgemein verständlich erklärt.

Dass sich bei der Definition der Ursachen der Einkommensschere etwas tut, konnte man unlängst bei ATV in „Macholand Österreich – warum werden Frauen schlechter bezahlt als Männer?“ sehen und hören. Die eingeladenen Frauenpolitikerinnen vermieden es geflissentlich, das Wort Diskriminierung zu gebrauchen. Vor einigen Jahren hat Dr. Unterberger, noch als Chefredakteur der Wiener Zeitung, meinen Kommentar „Der Mythos von der Einkommensschere“ veröffentlicht, der darauf hinwies, wie die Einkommensschere durch die Statistik Austria berechnet werden muss. Seitdem ist viel passiert.

So richtig geknallt hat es, als das linkslastige profil mit „Löhne: Die Wahrheit über die Ungleichheit“ in dieselbe Kerbe schlug. Die Propagandaaussendungen der Parteien und ihrer Vorfeldorganisationen, die das Wort Diskriminierung enthielten, sind deutlich zurückgegangen und eine sich windende Frauenministerin Heinisch–Hosek musste sich in der Zeit im Bild 2 Armin Wolf stellen. Ohne, dass dieser die hochnotpeinliche Befragung angewandt hätte.

Was wird weiter passieren? Man wird sich all die ungleichen Behandlungen vornehmen, die sich bis jetzt etabliert haben oder die seit jeher bestehen. Etwa das Pensionsantrittsalter oder die Wehrpflicht.

Aber auch beim Einkommen ist so einiges angefallen, seit man die Leistungslohngruppen aus den Kollektivverträgen hinaus reklamiert hatte. Bei der Handhabung von Lasten meint etwa die EU und dadurch natürlich auch unser Arbeitsinspektorat, gestützt auf ISO- und DIN EN-Normen: „Hierbei ist berücksichtigt, dass Frauen im Durchschnitt etwa 2/3 der physischen Leistungsfähigkeit von Männern besitzen.“ Das muss bei den vorgeschriebenen Leistungsberechnungen zum Heben, Tragen, Ziehen, Halten und Schieben berücksichtigt werden. Bei der Bezahlung darf man das natürlich nicht berücksichtigen. Das wäre Diskriminierung.

Beispielsweise sind Krankenpfleger jetzt in der Situation, dass sie zwar als um ein Drittel leistungsfähiger gelten, aber nicht danach bezahlt werden dürfen. Zudem gelten sie über die Schwerarbeitsverordnung nicht als Schwerarbeiter. Krankenschwestern schon. Die dürfen dann auch früher in Pension gehen. So bringt man keine Männer in die Pflege. Im öffentlichen Dienst wurde ähnliches, ausgerechnet durch Beamtenministerin Heinisch–Hosek, so umgesetzt, indem man an Polizistinnen und Soldatinnen deutlich geringere körperliche Leistungsanforderungen zur Diensttauglichkeit stellt. Bei gleichem Entgeltanspruch.

Beispiele zu anderen Berufen gäbe es zur Genüge. Die wären aber mangels passendem Frauenanteil nur halb so witzig.

Resultieren werden weitere derartige Propagandamaßnahmen darin, dass sich Frauen neben der Gleichberechtigung auch die ungeliebte Gleichbehandlung einfangen. Ein weiterer Nachteil ist, dass sich eine leistungsbezogene Gesellschaft damit ein irreparables Frauenbild einhandelt, was den Keil zwischen den beiden Geschlechtern noch tiefer treibt. Einfach weil bestimmte Politikerinnen nicht rechnen können.

Robert Boder beschäftigt sich hauptsächlich mit betrieblichen und gesellschaftlichen Gleichstellungsfragen.

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