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Die Bilanz der Dinge am Rande eines Jahres

Eine Bilanz über 2012 kann ehrlicherweise aus keinen anderen Gedanken bestehen als jenen, mit denen das Tagebuch schon bisher die Geschehnisse zu analysieren versucht hatte. Und der Ausblick auf 2013 kann nur aus schwachsinniger Hellseherei oder Banalitäten bestehen wie beispielsweise der Feststellung mancher Medien, dass das Jahr eine entscheidende Herausforderung für die große Koalition sein werde (Wer hätte das gedacht). Wir wollen daher heute ganz bescheiden sein, und uns vieler oft kleiner Dinge am Rand der Weltgeschichte erinnern, die im abgelaufenen Jahr fast übersehen worden wären. Die aber dennoch aussagekräftig sind. Diese Hinweise sind mir auch deshalb wichtig, weil darunter auch etliche sehr positiv stimmen.

Beginnen wir daher auch mit der Positivliste:

Dazu zählt ganz gewiss der ein Jahr lang angekündigte Weltuntergangstermin. Erwähnenswert ist er nicht, weil er natürlich ohne Katastrophen vorbeigegangen ist. Aber sehr wohl ist die Tatsache lobend hervorzuheben, dass fast niemand der geschürten Hysterie und versuchten Geschäftsmacherei hineingefallen ist. Die Menschen haben sich als zu klug für einen solchen Unsinn erwiesen. Und sie lassen immer öfter den ebenso künstlichen wie dümmlichen Medienhype unbeachtet. Jubel, Jubel.

Überaus erfreulich hat sich auch Elgin Drda, die Büroleiterin des oberösterreichischen Landeshauptmannes, verhalten. Sie hat auf einen extra für sie geschaffenen Vorstandsposten des landeseigenen Krankenhausbetreibers verzichtet. Sie wollte damit Vorwürfen der „Bevorzugung und Postenschacherei“ entgegentreten (obwohl sie sich als Krankenhaus-Spezialistin profiliert hatte). Sie hat den einzigen Weg gefunden, wie man das glaubwürdig tut.

In der ansonsten völlig falsch laufenden Schulreform gibt es jetzt immerhin einen positiven Ansatz: die Bezirksschulräte werden abgeschafft. Und kein Bundesland, keine Partei, keine Gewerkschaft kämpft um ihren Weiterbestand. Fast ein Wunder.

Erfreulich ist auch ein Gerichtsurteil. Es hat gewagt, eine Grün-Abgeordnete zur Verlesung eines Widerrufs von Aussagen im Fernsehen sowie zur Publikation dieses Widerrufs auf diversen Internet-Seiten zu zwingen. Gabriela Moser muss solcherart eine der wilden, aber grün-üblichen Beschimpfungen gegen Karl-Heinz Grasser abbüßen. Damit hat sich gezeigt: Auch der Ex-Finanzminister ist nicht vogelfrei – wenngleich etliche seiner Aktionen wie der grenzüberschreitende Transport von großen Geldsummen im Plastiksackerl durch einen aktiven Minister absolut unakzeptabel bleiben. Aber genauso wichtig ist es zu zeigen, dass auch die Grünen nicht über dem Gesetz stehen, und nicht ständig unbelegt wilde Vorwürfe erheben dürfen.

Freuen sollten wir uns auch, dass das Gewerberegister endlich zentralisiert wird. Auch wenn das mindestens ein paar Jahrzehnte zu spät kommt, ist das eine kleine, aber hundertprozentig sinnvolle Einsparungs- und Vereinfachungsmaßnahme.

Tendenziell positive Entwicklungen sind sogar aus einem der schrecklichsten Länder der Welt zu vermelden: In Somalia sind die wahnsinnigen Islamisten signifikant zurückgetrieben worden. Und gleichzeitig hat auch die Piraterie vor den Küsten des Landes stark abgenommen. Nachdem endlich die vielfache juristische und moralistische Bedenkenträgerei in Europa überwunden worden ist, haben jetzt die EU-Einheiten vor dem Land ernst gemacht. Helikopter haben in einem Hafen Geiselnehmer-Boote zerstört. Diese werden auch auf hoher See attackiert, bevor sie noch selbst irgendjemanden angreifen können. Und auch immer mehr Handelsschiffe haben jetzt in diesen Gewässern ein paar Bewaffnete an Bord, die mit ein paar Schüssen die Piraten vertreiben. Gewiss, keines der somalischen Probleme ist ganz gelöst worden. Aber alle sind deutlich kleiner geworden. Einzig und allein deshalb, weil man endlich erkannt hat, dass man in solchen Regionen Gewalttäter nur mit Waffen bekämpfen kann, nicht mit Paragraphen und Resolutionen.

Ebenso überraschend wie positiv ist auch eine Meldung aus Südtirol: Das Land hat sich für komplett windkraftfrei erklärt. Offenbar wissen die Südtiroler besser als die Österreicher, weshalb Touristen ins Land kommen. Und weshalb nicht.

An dieser Stelle sollten nun alle jene zu lesen aufhören, die zumindest am Ende des Jahres nur noch Positives hören wollen. Für alle anderen gibt es aber noch ein paar Blödsinnigkeiten (und Schlimmeres) aus 2012, das nicht ganz unerwähnt über den Jahreswechsel rutschen sollte.

Eine solche dumme Nachricht kommt etwa aus der Schweiz: Dort wurde der Heilsarmee verboten, in ihren Uniformen zum Eurovisions-Songcontest anzutreten. Denn das wäre verbotene Werbung. Nun, ich bin kein Anhänger der Heilsarmee, aber sie ist zweifellos zur Gänze humanitär tätig. Und das in einen Topf zu werfen mit kommerzieller Werbung, ist ziemlich absurd.

Auch nur eine Kleinigkeit, aber mehr als signifikant ist diese Meldung aus der Sowjetunion, pardon: Russland. Dort hat Staatspräsident Putin den Titel „Held der Arbeit“ wieder eingeführt. Das war ein Titel, mit dem einst die Kommunisten die wenigen fleißigen Arbeiter belohnt haben. Im Arbeiterparadies hat es ja sonst nichts gegeben, womit man Arbeiter motivieren konnte. Trotz der – noch – sprudelnden Öl- und Gas-Einnahmen, die das Land heute besser dastehen lassen als früher, zeigt dieses Detail wohl am allerdeutlichsten, wohin Putin die Russen im Grund seines Herzens führen will.

Besonders widerlich in der Negativliste ist das italienische Gerichtsurteil gegen sechs Seismologen, weil diese sich bei der Beurteilung der Erdbebengefahr für die Stadt Aquila fatal geirrt hatten. So tragisch die dortige Katastrophe war, so ist es doch absoluter Wahnsinn, Wissenschaftler deswegen sechs Jahre einzusperren (und überdies eine Millionenstrafe über sie zu verhängen). Dabei ist es unbestritten, dass ihr Irrtum kein vorsätzlicher, sondern eine fahrlässige Fehlleistung gewesen ist. Wenn dieses Urteil Mode wird, wird es wohl bald nicht einmal mehr eine Wettervorschau, eine Aktienanalyse oder einen Ärztebrief geben, höchstens mit einer langen Vorrede, die auf die Möglichkeit aller möglichen Irrtümer hinweist. Denn alle können irren. Und wir alle wissen, dass auch die sorgfältigste Prognose fehlerhaft sein kann. Zumindest wenn sie die Zukunft betrifft. Aber dieses Urteil liegt ganz auf einem der unheilvollsten Trends unserer Zeit, der besonders bei Juristen und Journalisten beliebt ist (ich bin leider beides): Was auch immer passiert – irgendjemand muss schuld sein.

In Zimbabwe ist jetzt auch noch die Farm der Familie von Ian Smith, dem letzten weißen Premier, durch die einst von allen aufrechten Linken bejubelte Regierung des Marxisten Mugabe enteignet worden. Damit sind nun fast alle 4500 weißen Farmer vertrieben worden. Was zur Folge hat, dass die einstige Kornkammer Afrikas heute von ausländischer Hungerhilfe leben muss – und dennoch sind Millionen schwarzer Zimbabwe-Einwohner vor Hunger und Arbeitslosigkeit nach Südafrika geflohen.

In England ist einem Ehepaar seine Mitgliedschaft in einer rechtspopulistischen Partei zum Verhängnis geworden. Deswegen wurden den beiden ihre aus dem Ausland stammenden Pflegekinder abgenommen. Diese Partei will aus der EU austreten und die Einwanderung begrenzen. Wie man auch immer zu den beiden Forderungen denken mag: Macht das schon unfähig zur Kinderpflege? Und warum hat sich ausgerechnet jenes Land, das die ersten Menschenrechte der Geschichte festgeschrieben hat, heute zu einer Diktatur der linken Political correctness entwickelt? Die britischen Einschränkungen der Meinungsfreiheit erinnern jedenfalls ganz an unselige totalitäre Regime auf dem europäischen Kontinent: Auch in diesen wurden bestimmte Menschen als unwürdig angesehen, Kinder zu pflegen.

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