Der Christbaum: Eine kleine Kulturgeschichte

Autor: Ronald Schwarzer

Wir brauchen dringend ein gemeinsames Fundament für unsere Gesellschaft

Autor: Christian Klepej

Deutschlands gemütliche Machtergreifung von 2024/25

Autor: Leo Dorner

Wenn alle untreu werden

Autor: Dieter Grillmayer

Zeichen der Hoffnung für den Westen

Autor: Karl-Peter Schwarz

Rumänien als Probelauf für die Abschaffung der Demokratie in Europa?

Autor: Wilfried Grießer

Die Woken und ihre Geschichten

Autor: Karl-Peter Schwarz

Brandmauern gegen rechts: EU-Länder werden unregierbar

Autor: Werner Reichel

EU am Scheideweg: Markt- oder Planwirtschaft?

Autor: Andreas Tögel

Langsam, aber sicher wird die Freiheit in Europa rückabgewickelt

Autor: Christian Klepej

Alle Gastkommentare

Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (13 Euro pro Monat/130 pro Jahr) ist jederzeit beendbar und endet einfach durch Nichtzahlung. 

weiterlesen

Das Abhausen von Backhausen

Backhausen ist einer der letzten alten Qualitätsbetriebe dieses Landes. Und er ist über Nacht aus dem Familienbesitz geschwunden. Was im Falle einer Insolvenz zwar jenseits aller Nostalgie durchaus üblich ist. Aber es gibt ein paar auffällige Merkwürdigkeiten.

Eine davon ist, dass nun eine Gruppe um einen gewissen Alfred Gusenbauer zu den neuen Eigentümern zählt. Das freut einmal. Ich freue mich ja über jeden Sozialdemokraten, der in der Wirklichkeit des Lebens lernt, wie sehr sich dieses von den Sprüchen einer Arbeiterkammer oder seiner ehemaligen Partei unterscheidet.

Gleichzeitig taucht freilich die unbescheidene Frage auf, woher der vor vier Jahren aus der Politik ausgeschiedene Politiker in der Zwischenzeit eigentlich so viel Geld angesammelt hat, um sich die Unternehmensübernahme leisten zu können. Immerhin hat Gusenbauer ja immer seine arme Herkunft betont. In der hat es nicht wie bei einem Hannes Androsch den angeblich reichen Onkel gegeben.

Um nicht missverstanden zu werden: Selbstverständlich hat auch ein Gusenbauer das Recht, gut und schnell zu verdienen. So wie es auch der SPD-Mann Steinbrück mit üppigen Vortragshonoraren getan hat. Man wird nur sehr hellhörig, weil man in den letzten Jahren von Gusenbauer keine Vorträge, sondern seinen Namen fast nur in Zusammenhang mit folgenden zwei Netzwerken gehört hat: Das eine war eine diskrete Fortsetzung seiner alten sozialdemokratischen Beziehungen. Das andere waren auffällig viele Kontakte zu mittelasiatischen Diktatoren.

Irgendwie seltsam, dass sich niemand für Gusenbauers Tätigkeit in diesen Jahren interessiert. Und dass er selber so wenig darüber erzählt. Wenn man das mit dem intensiven und anhaltenden Interesse vor allem der diversen Wochenmagazine für die Aktivitäten des Karl-Heinz Grasser vergleicht, denkt man sich seinen Teil.

Interessant ist aber auch die Rolle der Gläubiger-Bank des Backhausenschen Unternehmens. Wenn die Vorwürfe des bisherigen Eigentümers stimmen sollten, dass die Bank einen von ihm präsentierten Sanierungsvorschlag ignoriert hat, dann ist das zumindest merkwürdig. Und dass binnen 24 Stunden nach dem Ablehnung des Vorschlags von Backhausen die Gusenbauer-Gruppe und die Bank selber bereitstanden und das Eigentum übernahmen, ist zumindest ungewöhnlich schnell.

Dazu kommt die Pikanterie, dass die niederösterreichische Hypo am engen Faden der ÖVP hängt. Und nun hat sie sich ausgerechnet die Gusenbauer-Gruppe ausgesucht.

Nicht weniger interessant ist aber auch der Crash der Backhausens selber. Warum hat sich ein Haus, das für qualitätsvolle und dementsprechend teure Wohntextilien bekannt war, zuletzt ständig und lautstark – ausgerechnet – als ökologisch engagiert verkauft? War man da nicht am völlig falschen Dampfer unterwegs?

Und zu guter letzt die über individuelle Merkwürdigkeiten hinaus gewichtigste Frage: Erleben wir ein weiteres Kapitel im offenbar unaufhaltsamen Abschied der Textilindustrie aus Mitteleuropa? Kann nicht einmal mehr im Hochqualitätsbereich eine Produktionsstätte im Waldviertel mit den Nichteuropäern mithalten? Zumindest diesen Aspekt sollten wir alle sehr ernst nehmen, auch wenn in unseren Wohnungen vielleicht nur billige Ikea-Vorhänge hängen, oder gar keine. Immerhin hat auch Backhausen einen indischen Käufer präsentiert.

 

zur Übersicht

Kommentieren (leider nur für Abonnenten)

Teilen:
  • email
  • Add to favorites
  • Facebook
  • Google Bookmarks
  • Twitter
  • Print




© 2024 by Andreas Unterberger (seit 2009)  Impressum  Datenschutzerklärung