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Jean-Jacques Rousseau 2.0: Der ORF, David Alaba und Frank Stronach

Parteigründer Frank Stronach hält dem farbigen Fußballstar David Alaba eine Banane vors Gesicht und meint, so was müsse er doch kennen! Eine „Satire“ im österreichischen Staatsfunk. Da lacht der heimische Bobo. Humor ganz nach dem Geschmack unserer  selbsternannten moralischen Elite, den Gutmenschen.

Wenn linke Kleinkünstler besonders lustig sein wollen, dann versuchen sie ihre politisch korrekten Späßchen „politisch unkorrekt“ zu verpacken. Was aber schon deshalb nicht funktionieren kann, weil Gutmenschen wie Stermann & Grissemann eine völlig falsche Vorstellung davon haben, was politisch unkorrekt überhaupt bedeutet. Mit Rassismus hat diese Geisteshaltung jedenfalls nichts zu tun. Trotzdem ist das eine Masche, die die beiden ORF-Komiker seit vielen Jahren immer wieder bemühen. Ihr Publikum findet es nach wie vor witzig. Abgestandener linker Schenkelklopf-Humor mit „Message“.

Die politisch korrekte Bananen-„Satire“ der beiden Bobo-Entertainer hat diesmal allerdings nicht nur für Lacher in der grünroten Kernwählerschicht gesorgt, sondern auch in der breiten Öffentlichkeit hohe Wellen geschlagen. Der Grund: Der dunkelhäutige Fußballstar David Alaba. Er hat den Sketch überhaupt nicht lustig gefunden und dem ORF mit Klage gedroht. Plötzlich war beim Staatsfunk Feuer am Dach. Schließlich hat die Beleidigung des Bayern München-Spielers auch in Deutschland für Aufregung gesorgt. Die beiden Komiker und andere ORF-Vertreter entschuldigten sich deshalb halbherzig beim Fußballstar und meinten: „Die Satire wurde offenbar missverstanden.“ Stimmt. Schließlich wollte man ja nur (und das ohne jede Grundlage) Frank Stronach als primitiven Rassisten vorführen. Alaba war nur der für diesen Sketch benötigte farbige Statist.

Die Staatsfunker hielten es trotzdem nicht für nötig, sich bei Stronach zu entschuldigen. Auch in den Berichten der meisten Zeitungen wurde dieser Aspekt vollkommen ignoriert. In den heimischen linken Mainstreammedien ist ein weißer männlicher Kapitalist eben per se schuldig (wofür auch immer). Erfolg außerhalb von staatlich geschützten Werkstätten ist grundsätzlich verdächtig. Jemand, der wie Frank Stronach aus eigener Kraft einen Weltkonzern aufgebaut hat, der muss – so die linke Denke – rassistisch, korrupt und rücksichtslos sein. Kapitalisten, oder was Gutmenschen dafür halten, haben so zu sein. Punkt. Deshalb ist es auch kein Problem, dem Klassenfeind einfach mal so primitiven Rassismus zu unterstellen. Der Zweck heiligt schließlich die Mittel.

Rousseau und das linke Weltbild

Trotzdem hatte Alaba recht sich zu beschweren, denn auch er wurde von den beiden Komikern und deren Anstalt instrumentalisiert. So wie Kapitalisten böse zu sein haben, müssen auf der anderen Seite Farbige Opfer rücksichtsloser Kapitalisten wie Frank Stronach sein. Fertig ist das politisch korrekte Weltbild. Dagegen ist selbst ein Hansi Hinterseer-Heimatfilm ein realistisches Abbild unserer Gesellschaft.

Diese dümmliche und menschenverachtende Sichtweise wird von ORF und staatsnahen Kleinkünstlern seit Jahrzehnten in die Köpfe des boboesken Zielpublikums gehämmert. Ob nun Stronach ein Rassist ist oder nicht, Alaba nun ein Opfer ist oder nicht, ganz egal, Hauptsache, es dient der Sache und das politisch korrekte Fußvolk hat seine Gaudi. Wenn linke Volkspädagogik auch noch Quote bringt: Rotfunk, was willst du mehr.

Die Drehbuchvorlage zum superlustigen ORF-Bananensketch ist über 200 Jahre alt und stammt von Jean-Jaques Rousseau. Der Ur-Vater aller Gutmenschen hat im 18. Jahrhundert das Bild des „edlen Wilden“ populär gemacht. Die außereuropäischen indigenen Völker stellte Rousseau als von der Zivilisation noch unverdorbene Naturmenschen dar. Dass dieses Bild eine reine Fiktion war, störte Rousseau und seine Epigonen nicht.

Sie (miss)brauchten die „edlen Wilden“ als holzschnittartigen Gegenentwurf zum vermeintlich dekadenten Europäer. An den realen Lebenswelten und an den unterschiedlichen Kulturen der indigenen Völker war Rousseau nicht im Geringsten interessiert. Er benötigte sie nur, um seine Kritik an der „bösen und eitlen“ europäischen Gesellschaft deutlicher formulieren zu können. Dass der „edle Wilde“ nicht wirklich edel war, war auch schon im 18. Jahrhundert weitgehend bekannt, was Rousseau und seine Anhänger aus ideologischen Gründen allerdings ignorierten.

Man benutzte die indigenen Völker für die eigenen politischen Ziele. Zeitsprung: Grissemann & Sterman brauchten David Alaba lediglich um ihre eigenen Vorurteile TV-gerecht ins Bild zu rücken. So wie im rousseauschen Weltbild sind auch bei Stermann & Grissemann, losgelöst von den gesellschaftlichen Realitäten, die Rollen klar verteilt. Wer Täter, wer Opfer, wer gut, wer böse, wer Freund, wer Feind ist, das ist unverrückbar in die politisch korrekte Denkschablone gepresst. Vorgestanzte Meinungen fürs linke Mainstreampublikum. Rassismus findet man oft dort, wo man ihn am wenigsten erwartet.

Werner Reichel ist Journalist und Autor aus Wien. Vor kurzem ist sein Buch „Die roten Meinungsmacher – SPÖ-Rundfunkpolitik von 1945 bis heute" im Deutschen Wissenschaftsverlag erschienen.

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