Heldengedenken

Wenn islamistische Sektierer aus primitiver Bilderfeindlichkeit heraus die historischen muslimischen Grabdenkmäler und Moscheen von Timbuktu zerstören, wie es gerade geschieht, dann geht ein empörtes Raunen durch die Weltpresse. Ob dieses dazu beiträgt, Reste jenes bemerkenswerten afrikanischen kulturellen Erbes zu bewahren, wird sich erst erweisen; die Empörung ist allerdings gerechtfertigt.

Wenn sozialistische Sektierer aus primitivem Vergangenheitshass heraus die historischen Stätten des Gedenkens an unsere ruhmreiche alte Armee zu zerstören beabsichtigen, findet sich in den heimischen steuergeldfinanzierten „Intelligenz“- und „Kultur“-Gazetten keine Empörung. Nach Luegerring und -denkmal, Novaragasse, Kaiserbildern in der Akademie der Bildenden Künste und Dollfußgrab ist nunmehr einer der zentralen Gedenkorte für die Gefallenen der beiden Weltkriege ins Visier progressivistischer Denkmalstürmerei geraten – Krypta und Atrium des Äußeren Burgtors.

Jene fünfschiffige Toranlage, den Heldenplatz in Wien zur Ringstraße hin begrenzend, ist ein bedeutendes Werk des heimischen Biedermeier-Klassizismus, 1821-1824 als Hauptdurchfahrt der nach den Befreiungskriegen wiederhergestellten und erweiterten Stadtmauer sowie in Erinnerung an die Völkerschlacht von Leipzig errichtet. Im Ersten Weltkrieg widmete man die Burgtoranlage dem allgemeinen Gefallenengedenken; ab 1934 wird sie dann mit qualitativ hochwertigen Skulpturen künstlerisch anspruchsvoll ausgestaltet, so vor allem mit dem liegenden, aus rötlichem Marmor gehauenen Gefallenen des Ersten Weltkrieges in der Krypta; mit an den Wänden der seitlichen Stiegenaufgänge angebrachten beeindruckenden militärischen Kopfplastiken, die Nationalitäten der Monarchie darstellend. Oben im Atrium befindet sich ein Steinschnittfries, den Kaiserlichen Soldaten von der Zeit des 30jährigen Krieges bis zum Ersten Weltkrieg zeigend.

In der vom Heldenplatz her rechts gelegenen Krypta wird der toten Soldaten beider Weltkriege gedacht. Dort sind auch dem ermordeten Erzherzog-Thronfolger Franz-Ferdinand sowie Kaiser Karl Inschriften gewidmet. In der links gelegenen Kriegergedächtniskapelle wird an die Opfer des Österreichischen Widerstandes erinnert. Im Atrium verweist ein mittig angebrachter großer kupferner Lorbeerkranz auf die Militär-Maria-Theresien-Ordensritter. Auch die Namen der siegreichen Feldherrn und Schlachten der Kaiserlichen und Königlichen Armee sind hier eingemeißelt.

Nun wurde vom sozialistischen Verteidigungsminister, zu dessen Ressort die Gedenkstätte im Burgtor offenbar gehört, diesen Sommer eine plötzliche Suche nach in der Krypta seinerzeit verborgenen „Nazi-Botschaften“ eingeleitet; diese führte zu einem zur Sensation aufgebauschten Fund zweier im Betonsockel der zentralen Marmorskulptur eingemauerter harmloser Texte – deutschnational-pazifistischen Charakters – von den beiden das Denkmal schaffenden Bildhauern stammend. So wie in diversen Grundsteinen von umfangreicheren Bauvorhaben auch heute Botschaften aus der Entstehungszeit eingemauert werden, so haben der Bildhauer Frass und sein später sozialdemokratisch engagierter Gehilfe damals Gleichartiges getan.

Frass mag damit auch Zeugnis abgelegt haben, dass sein künstlerisches Können über seine politische Voraussicht zu stellen ist, aber das gilt ja auch für zahlreiche Künstler der Gegenwart. Beide Texte, die politischen Widersprüchlichkeiten der Jahre nach dem Ersten Weltkrieg widerspiegelnd, sind jedenfalls frei von Gehässigkeiten. Ihr Fund allerdings wird nunmehr vom Verteidigungsministerium zum Vorwand genommen, eine „Umgestaltung“ der Krypta anzukündigen.

Mediale Zurufe aus den bekannten Ecken ertönen und schwärmen bereits von einer „radikalen Erneuerung“ des Heldendenkmals und, darüber hinausgehend, des Heldenplatzes überhaupt. Genaue Vorhaben werden anscheinend vorerst geheim gehalten, die Zielrichtung aber ist klar erkennbar: Einerseits die Zerstörung jenes dominant der großen alten Armee gewidmeten Heldengedenkens im Äußeren Burgtor, andererseits die Etablierung einer weiteren Betroffenheitskultstätte ungerechtfertigter linker Selbstbeweihräucherung. Man kann nur hoffen, dass Vizekanzler Spindelegger endlich aufwacht und auf die Notbremse steigt.

Albert Pethö, Dr. phil., Jahrgang 1956, ist Historiker und Buchautor sowie Herausgeber der Zeitschrift „Die Weiße Rose – Zeitschrift gegen den Zeitgeist“ (http://www.die-weisse-rose.at)

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