Am 11. Oktober beginnt das „Jahr des Glaubens 2012/2013"… Noch acht Wochen, um sich innerlich einzustimmen auf eine Zeit, wo wir uns über unseren Glauben im Klaren werden sollen. Und über das Zentrum dessen, was wir glauben. Hier meine persönliche Einstimmung…
Psst! Glauben Sie, dass Jesus von den Toten erstanden ist? Also, so ganz richtig? So, wie es im Evangelium steht? Dann sind Sie unter Katholiken in kleiner Gesellschaft, zumindest im deutschsprachigen Raum. Ein geschätztes Viertel glaubt an die leibliche Auferstehung Jesu. Es ist ja in unserer zunehmend skeptischen Zeit sowieso schwer geworden, überhaupt noch an Übernatürliches zu glauben, niemand hat so etwas wie eine Auferstehung schon mal erlebt, und jemand, der glaubt: Das Grab war leer, er ist wahrhaft auferstanden! Der hat schon einen schweren Stand.
Hinter der Frage steht für mich eigentlich eine andere: Glaube ich, dass es einen Gott gibt? Einen mächtigen Gott, dem die Menschen etwas bedeuten? Oder glaube ich das nicht? Wenn ich es glaube, ist die ganze Angelegenheit mit Jesus nicht mehr so un-glaublich. Wenn ich es nicht glaube, dann kann es gar nicht stimmen, also muss ich mir Theorien ausdenken, warum die Evangelien es trotzdem behaupten.
Man sagt also einfach, die Evangelien sind so eeelend lang nach den Ereignissen geschrieben worden, da mögen sie vielleicht sogar dies und das über den echten Jesus berichten; aber alles, was sie über Wunder oder gar die Auferstehung sagen, das kann aus unserem Erfahrungshorizont heraus ja gar nicht sein. Also sind das spätere Einschübe, Erfindungen des 2. Jahrhunderts, Manipulationen oder eben bedingt durch irgendwelche literarischen Gattungen. Jedenfalls so nicht wahr. Beispiel Brotvermehrung: Naja, er hat die 5000 Menschen zum Teilen gebracht, das ist eh ein viel größeres Wunder, als irgendein Hokus Pokus. Der kam erst später dazu.
Das Problem bei solchen „Erklärungsmodellen“ – zurück bleibt beim Zuhörer die Erkenntnis: Aha, ich kann den Evangelien offenbar nicht so richtig trauen; es ist eben anders, als ich bisher gedacht habe. Und der nächste Schritt ist dann nicht sehr schwer: Wenn das mit den Wundern schon alles anders war, wer weiß, ob das mit der Auferstehung überhaupt stimmt. Und: Warum soll ich dann überhaupt noch irgendetwas glauben?
Bei der Auferstehung selber wird das Evangelium dann auch gerne in zwei geteilt: Alles bis zum Tod, das kann ja noch halbwegs so passiert sein; doch das so genannte „Nachösterliche", alles ab dem Ostermorgen, das ist praktisch nur wirres Gefasel, die Jünger haben stammelnd versucht, etwas in Bilder zu gießen, was sie selber erfahren haben, man aber gar nicht beschreiben kann. Dabei stimmt das ja gar nicht: Die Autoren, die Worte, die Sätze sind vor und nach dem Tod Jesu die gleichen. Bei allen chaotischen Ereignissen der Tage nach der Auferstehung zeigen viele Details: Die Evangelisten versuchen immer noch genau zu beschreiben, was wirklich passiert ist.
Entweder hat Jesus am Seeufer Fische gebraten und mit seinen Jüngern gegessen – oder nicht. Mir spuken eigentlich dieses Fische und ihr Bratenduft am meisten im Kopf herum: Warum insistieren die Evangelisten, dass Jesus bei praktisch jeder Erscheinung nach Essen verlangt hat? Ist das dekoratives Beiwerk? Oder nicht doch die Beschreibung eines echten Erlebnisses? Oder als der Auferstandene Thomas aufgefordert hat, ihn zu berühren? Was hätte ein Betrachter bei dieser Szene wahrgenommen?
Ich versuche nicht, geistreich zu sein. Es geht hier meiner Meinung nach „ums Ganze“, gerade im anbrechenden Jahr des Glaubens. Wir sind nun mal eine Religion, die sich auf Gedeih und Verderb an ein historisches Ereignis geknüpft hat. Wenn die Auferstehung ernsthaft in Frage gestellt wird, ist alles rund um Jesus nett, aber ohne Bedeutung für mein Leben. Oder wie Paulus gesagt hat: „Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos.“ (1. Korintherbrief, Kap 15)
Im Endeffekt läuft es auf eine Entscheidung heraus. Glaube ich es – oder nicht? Wenn man sich tiefer und länger mit den Evangelien befasst, versucht, sie wirklich mit offenen Augen und frischem Blick anzusehen, dann wird man zu dem Schluss kommen, dass sie wirklich nicht wie manipulierte Märchenerzählungen klingen; dass die Autoren auf eine sehr nüchterne, manchmal frustrierend sprunghafte und karge Weise sich offenbar wirklich bemühen, das zu beschreiben, was passiert ist – und zwar sowohl vor als auch nach der Auferstehung. Die Zeugen, die Sprache, die Details sind dieselben.
Natürlich ist das nicht der einzige Grund, warum ich an die Auferstehung glaube, natürlich kann man sie auch nicht beweisen – aber so total unwahrscheinlich ist es nicht, dass das alles so ungefähr passiert ist, wie es in den Evangelien steht.
Und das ist ja schon was.
Dr. Eduard Habsburg-Lothringen ist Autor, Drehbuchschreiber und Medienreferent von Bischof Klaus Küng.