Ein Untergang ist nicht allein
Verlust von Schiff und Waren,
er kann auch Katastrophe sein,
wie öfters wir erfahren.
Doch nur wenn’s viele Tote gibt,
bleibt so ein Fall als Thema
selbst bei der Nachwelt noch beliebt –
ein altbekanntes Schema.
Konkret sind’s hundert Jahre schon,
dass man davon berichtet,
und manches ist für schnöden Lohn
vielleicht hinzugedichtet.
Man taucht in Tiefen, recherchiert,
entwickelt Hypothesen,
macht Filme und man suggeriert,
wie’s wirklich sei gewesen.
Zum Jahrestag – und das ist wahr –
gab auf der Route heuer
es stilecht ein Dacapo gar
als Mini-Abenteuer:
Man konnte in der Tracht von einst
an Deck herumspazieren
und zu Musik von damals feinst
im Speisesaal dinieren.
Mit einem Wort, man konnt’ aufs neu
Geschichte miterleben
beinahe im Detail getreu –
bis auf das letzte eben.
Stattdessen warf am Unglücksplatz
man ohne Panikszenen
schlicht Blumen runter als Ersatz
und drückte ein paar Tränen.
Den Opferweltrekord errang
– auch das ist nicht Legende –
indes ein andrer Untergang,
im Weltkrieg knapp vorm Ende.
Nur waren nicht kollateral,
vielmehr bezweckt die Schäden –
drum will die Welt, so ist’s nun mal,
nicht gern darüber reden…
Pannonicus
(„Titanic“ und „Wilhelm Gustloff“)