Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (13 Euro pro Monat/130 pro Jahr) ist jederzeit beendbar und endet einfach durch Nichtzahlung.
Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (13 Euro pro Monat/130 pro Jahr) ist jederzeit beendbar und endet einfach durch Nichtzahlung.
Es kann nun kein Zweifel mehr bestehen: Nach der Aufgabe Rick Santorums wird Mitt Romney die Republikaner in die amerikanischen Präsidentschaftswahlen führen. Ist das eigentlich gut oder schlecht für Amerika und die Welt?
Nun, wer die Entthronung von Barack Obama als Hauptziel ansieht, der wird das gut finden. Hat doch Romney nach allen Umfragen die relativ besten Aussichten gegen den Amtsinhaber. Weniger gut wird der Eindruck, wenn man sich die Persönlichkeit Romneys anschaut. Er ist der Inbegriff eines glatten und wendigen Geschäftsmannes und Politikers, der sich so ziemlich alles für kaufbar hält. Wirklich authentisch scheint an ihm wenig (was freilich bei der Überinszenierung amerikanischer Wahlkämpfe immer besonders schwer zu beurteilen ist).
Umso authentischer war Santorum mit seiner tiefen und allem Anschein nach echten Religiosität. Diese wurde zwar von den Medien ab der ersten Sekunde belächelt, scheint aber eine tiefe Sehnsucht in vielen Menschen anzusprechen. Sonst wäre der totale Außenseiter Santorum im Wahlkampf nicht so weit vorgedrungen, obwohl er nur einen Bruchteil des Geldes von Romney zur Verfügung hatte.
Freilich: Aller Bedarf an Ehrlichkeit und Authentizität kann nicht überdecken, dass Religiosität, Familienwerte und Anständigkeit noch kein abendfüllendes politisches Programm sind. Und an dem muss Santorum noch ordentlich arbeiten. Ganz abgesehen von der Tatsache, dass sich Amerika zunehmend polarisiert, was es ihm auch beim nächsten Mal nicht leicht machen wird: Auf der einen Seite steht die breite Wiedererweckung christlicher Werte (nicht zuletzt durch die vielen zugewanderten Latinos), auf der anderen nimmt auch das deklariert atheistische Lager zu. Diese wachsende Spannung ist nicht gut für die geistige Einheit des noch immer wichtigsten Landes der Welt.
Obama kann ab sofort jedenfalls nicht mehr damit rechnen, dass ihm die Republikaner selbst die Schmutzarbeit abnehmen, indem sie sich gegenseitig öffentlich zerfleischen. Jetzt werden sie alle Attacken auf den Präsidenten richten und auf die durchaus belegbare Vermutung, dass er im zweiten und damit letzten Amts-Durchgang eine viel linkere Agenda haben wird als im ersten. Ungeachtet der Tatsache, dass viele Journalisten jede scharfe Kritik an Obama sofort als Rassismus denunzieren werden.
Obama kann aber auf etwas anderes hoffen: Dass die Sonderschichten der amerikanischen und der europäischen Notenbank beim Gelddrucken noch bis zum Wahltag die wirtschaftliche Lage halbwegs sonnig halten werden. Das ist zwar alles andere als eine nachhaltig sinnvolle Wirtschafts- und Währungspolitik. Aber Wähler haben sich in der Geschichte allzuoft für das vorerst Angenehmere entschieden. Was Obama derzeit die besten Chancen auf die eigene Nachfolge gibt. Was den schärfsten ökonomischen Denker unter den Republikanern, nämlich Ron Paul, auf den aussichtslosen vierten Platz abgeschoben hat.
Diese Haltung hat der Amerikaner Frank Sinatra in die nicht nur bei Whisky-Trinkern an der Bar populären Worte gegossen: Let's forget about tomorrow.