Mehr noch als die Meldung selbst befremdet ihre weitestgehende Nichtbeachtung in Europa: Scheich Abdul Aziz al-Sheich, Großmufti von Saudi-Arabien und höchste wahhabitische Autorität, hat in einem islamischen Rechtsgutachten („Fatwa“) erklärt, dass es auf der arabischen Halbinsel keine Kirchen geben dürfe.
Angefragt hatten kuwaitische Parlamentarier, die den Bau weiterer Kirchen verhindern wollen. Zwar hat Kuwait die Fatwa zurückgewiesen, doch wo endet für Fanatiker die „Halbinsel“? In Syrien werden wohl bald Kirchen brennen, wenn der Westen auch dort im Namen von „Demokratie“ und „Menschenrechten“ den Islamisten zur Machtergreifung verhilft.
Die Wiener Tageszeitung „Die Presse“ hat zu der Fatwa beim Außenministerium nachgefragt: Im Oktober war ja der Gründungsvertrag für das „König-Abdullah-bin-Abdulaziz-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog“ in Wien unterzeichnet worden. Die Antwort des Ministeriums lautete in etwa, dass „der Dialog nun umso wichtiger“ sei. Das saudisch finanzierte Zentrum wird auch von vielen Muslimen abgelehnt, allen voran vom Scheich der Al-Azhar-Universität in Kairo oder von einem kürzlich zu Besuch weilenden irakischen Minister. Alle warnen davor, der „wahhabitischen Sekte“ eine Tribüne zu geben.
Dazu passt, dass der französische Kardinal Jean-Louis Tauran im Interview mit Al-Dschasira „Islamophobie” mit „Ignoranz” (der Nichtmuslime) erklärt hat. Unbeabsichtigt erinnert er damit an die wahre Bedeutung von „Phobie“ – „Angst“. Und er übersieht, dass man ohne diese Ignoranz noch viel mehr Grund zur Angst hätte. Naivität kann eben leicht Beihilfe zu Dschihad und Christenverfolgung werden.
Islamophobie, von „Soziologen“ fälschlich als „Islamfeindlichkeit“ gebraucht, wurde übrigens in Anlehnung an das ebenso irreführende Wort Homophobie von einem islamischen „Think Tank“ namens IIIT in den USA erfunden.
Dr. Richard G. Kerschhofer lebt als freier Publizist in Wien.