Ein Requiem für eine gute Schule
29. März 2012 01:59
| Autor: Andreas Unterberger
Lesezeit: 3:30
Offenbar gilt in der Politik: Gut ist etwas schon dann, wenn es noch schlimmer kommen hätte können. Aus dieser seltsamen Gesinnung heraus beschließt man auch Unsinniges. Wie es die soeben vom Parlament endgültig fixierte Zerschlagung der Hauptschule zweifellos ist.
Offenbar sollen wir uns schon freuen, dass nicht auch gleich das Gymnasium in all seinen Formen vernichtet wird. Offenbar sollen wir auch vergessen, dass das Gymnasium von der Unterrichtsministerin in skandalöser Weise ausgehungert wird. Die Gymnasien haben zum Teil zu große Klassen. Sie haben nicht alle ihnen eigentlich zustehende Lehrerposten. Auch Gebäudeinvestitionen finden in den AHS kaum statt. Und im Unterrichtsministerium gibt es keine Abteilung mehr, die für die AHS oder Gymnasien als solche zuständig wäre. Das verhasste Kind wird nicht einmal mehr ignoriert. Das Alles ist in Wahrheit ein glatter Verfassungsbruch der Ministerin.
Unabhängig davon ist aber jedenfalls auch der Beschluss schlecht für Land und Kinder, sämtliche Hauptschulen durch die sogenannte Neue Mittelschule zu ersetzen. Trotz des von der Regierung darob verströmten Weihrauchs. Er ist aus einer ganzen Reihe von Gründen abzulehnen.
- Erstens wird diese NMS eingeführt, ohne dass irgendeine Bewertung („Evaluation“) der seit vielen Jahren mit diesem Typus (und etlichen ähnlichen anderen) gemachten Schulversuche vorgelegen wäre. Das hat sogar Propagandisten der Gesamtschule verstört.
- Zweitens ist diese NMS viel teurer, weil sie auf dem Grundprinzip aufbaut, dass gleichzeitig zwei Lehrer in der Klasse unterrichten. Das ist in Zeiten der Budgetnöte ziemlich seltsam.
- Drittens wird dieses Doppellehrerprinzip den auf Grund der Demographie schon unabwendbaren Lehrermangel in den nächsten Jahren noch zusätzlich massiv verschärfen, obwohl jetzt schon mancherorts wieder wie in schlechten alten Zeiten Studenten zum Unterrichten an die Schulen geholt werden müssen.
- Viertens sagen alle von mir befragten Schuldirektoren von Oberstufengymnasien, dass die dort aufgenommenen Absolventen der NMS im Schnitt schlechter sind als die von Hauptschulen oder Unterstufen eines anderen Gymnasiums.
- Fünftens hat in der Hautschule mit ihren drei Leistungszügen bisher zum Unterschied von der NMS eine echte Leistungsdifferenzierung stattgefunden, sodass dort im ersten Leistungszug oft exzellente Ergebnisse erzielt werden konnten (was allerdings in den Städten kaum mehr der Fall war, weil hier praktisch alle nur irgendwie bildungs- und leistungsorientierten Familien ihre Kinder auf der Flucht vor den Migrantenmassen in die AHS schicken). In den NMS sitzen hingegen alle Kinder unterschiedslos in der gleichen Klasse, die Differenzierung findet dort nur noch in den Zeugnissen am Ende statt. Das von der Propagandisten der Gesamtschule so gerne verwendete Adjektiv „leistungsdifferenziert“ erweist sich damit als rein propagandistische Blase.
- Sechstens sind bisher die Hälfte aller Maturanten vorher in der Hauptschule gewesen. Das Gerede von einer Abschiebeschule für chancenlose Kinder war immer reines Gewäsch.
- Siebentens ist logischerweise der von der Unterrichtsministerin in dieser Woche stolz verkündete „Erfolg“, dass in den ersten NMS einem höheren Prozentsatz der Schüler als in den Hautschulen die Gymnasialreife attestiert worden ist, wohl ein schlagkräftiger Beweis fürs Gegenteil, nämlich für die massive Niveausenkung in diesem Ideologieschultyp.
- Achtens wurde von der Ministerin jeder objektive Vergleich zwischen den Hauptschul-Schülern und den diversen Gesamtschul-Versuchskindern (etwa auf Grund der Bifie- oder Pisa-Studien) geheim gehalten. Obwohl er längst gezogen worden ist und veröffentlicht werden könnte. Die undemokratische Geheimnistuerei ist ein Indiz, dass dieser Vergleich katastrophal ausgegangen sein muss (was auch schon mehrfach durchgesickert ist).
- Neuntens klagen viele Schüler der NMS, dass die gleichzeitige Präsenz zweier Lehrer in der Klasse kein Vorteil ist, sondern für Unruhe und Konzentrationsstörungen sorgt.
- Und zehntens hat es weder bei den Pädagogikprofessoren an der Uni, noch bei den Lehrern an AHS oder Pflichtschulen, noch bei den Eltern oder Schülern eine Willensbildung zugunsten der NMS gegeben.
Warum sie dann dennoch eingeführt wird? Nun, weil die auf Gleichmacherei fixierten linken Parteien seit Hundert Jahren in ihrem Hass auf das Bürgertum gegen jede Bildungs- und Leistungsorientierung ankämpfen. Und weil die von Androsch&Co infiltrierte Industriellenvereinigung (die ja bekanntlich sowenig wie alle anderen Sozialpartner ihre Parteispenden offenlegen muss) die Volkspartei zu diesem faulen Kompromiss gezwungen hat.
Womit wir wieder einen Triumph der Ideologie über die Vernunft ins Buch der Geschichte eintragen dürfen.
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