Das Wiener Beratungsunternehmen Ernst&Young hat bei den 300 größten börsennotierten Unternehmen Europas die Jahre 2005 und 2010 verglichen. Unternehmen würden demnach besser abschneiden, wenn zumindest eine Frau in der Führung sitzt. Für „Zeit-online" bleibt aber ungeklärt, wie groß der Anteil weiblicher Kompetenz an diesem Phänomen ist: „Sorgen Frauen für einen wirtschaftlichen Schub? Oder ist es vielmehr so, dass in wirtschaftlich ohnehin erfolgreichen Unternehmen ein moderneres Klima herrscht, das Personalentscheidungen auch an der Managementspitze nicht vom Geschlecht abhängig macht?"
Diese Henne-Ei-Frage hatte auch die Schweizer „Weltwoche" bezüglich einer immer wieder genannten Mc-Kinsey-Studie aufgeworfen: Könnte es sein, dass es sich Unternehmen, denen es wirtschaftlich gut geht, eher leisten können, Frauen im Management zu beschäftigen? Die „Weltwoche" wies außerdem darauf hin, dass sich der angeblich positive Effekt, der aus der Mc-Kinsey-Studie herausgelesen wird, auf US-Unternehmen beschränkte, in denen auch unterhalb der Führungsebene der Frauenanteil hoch war. Dies könnte auf branchenspezifische Ursachen hindeuten.
Wie sich ja überhaupt die Frage stellt, ob bei solchen Studien nicht Äpfel mit Birnen verglichen werden. Bei einem seriösen, aussagekräftigen Vergleich sollte ja wohl die Entwicklung identer Unternehmen (vor und nach Einführung einer Frauenquote) die Beurteilungsgrundlage bilden. Dazu bieten sich die Erfahrungswerte aus Norwegen an, wo die Quote bereits gilt. Andreas Unterberger hat über die für Quotenbefürworter wenig erfreulichen Ergebnisse im Beitrag „Das feministische Evangelium" vom 2. Februar bereits berichtet.
Tiefschürfende und fundierte Überlegungen sind aber nicht Sache unserer Frauenministerin, die es mit Statistiken ohnehin nicht genau nimmt (vgl. ihre widersprüchlichen Angaben zum „Gender-Pay-Gap" im Nachhang). Für sie ist klar: „Da geht es nicht nur um Gleichstellung, sondern auch um ökonomischen Nutzen." ("Standard" 23.Jänner). Sie will staatsnahen Unternehmen Quoten bei der Aufsichtsratsbesetzung vorschreiben und auch „die Vorstände sind mir zu männerlastig".
Sie habe schon Verbündete bei einigen ATX-Vorständen gefunden, die mit einer vorgeschriebenen Frauenquote für Aufsichtsräte durchaus sympathisierten. Kein Wunder, welcher Vorstand wäre nicht an Aufsichtsräten ohne langjährige Erfahrung interessiert, die ihm nicht ins Handwerk pfuschen können?
Bei der letzten Siemens-Aktionärsversammlung in Deutschland wurde die Forderung nach fixen Frauenquoten von den Aktionären fast einhellig (mit 93 Prozent) abgelehnt. Heinisch-Hosek will aber die Rechte von Eigentümern aushöhlen und hofft auf Unterstützung aus Brüssel für ihre paternalistischen Zwangsmaßnahmen: „Im März wird auch Kommissarin Reding aktiv werden." Von einem modernen Klima, das Personalentscheidungen nicht vom Geschlecht abhängig macht („Zeit-online"), kann bei Reding und Heinisch-Hosek nicht die Rede sein.
Interessant ist übrigens, dass dieselben Kreise, die das „soziale Geschlecht" hochhalten und das biologische Geschlecht als vergleichsweise nachrangig einstufen, bei Quotenforderungen ausschließlich auf das biologische Geschlecht setzen. Die Folge davon: Männer mit „weiblicheren" Eigenschaften sind in ihrer Karriere künftig noch mehr als bisher im Hintertreffen und die „Ellbogenkultur" von Männern ist noch gefragter, wenn sie angesichts geringer werdender Stellen Karriere machen wollen.
Übrigens befürwortet auch das eingangs erwähnte Beratungsunternehmen Ernst&Young unter den derzeitigen Rahmenbedingungen keine Frauenquoten und auch die Frauenforscherin und „Öko-Feministin" Claudia von Werlhof erwartet keinen Fortschritt, denn Frauen in Führungspositionen würden in der Regel das Gleiche wie Männer machen.
Wenn schon eine Quote, dann bitte eine für Querdenker!
Nachhang
Gabriele Heinisch-Hosek und der "Gender-pay-gap":
„… Denn noch immer verdienen Frauen bei gleicher Tätigkeit rund ein Viertel weniger als Männer. Nur weil sie Frauen sind. …"
(Inserat Frauenministerin Heinisch-Hosek im "Standard" 4. Oktober 2011 – in Widerspruch zu einem früheren Inserat, in dem von 15 Prozent die Rede war)
„Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – das fordern wir Frauen seit über 100 Jahren. Diese Forderung ist heute aktueller denn je. Denn noch immer verdienen Frauen für die gleiche Arbeit um 18 Prozent weniger als Männer."
(Frauenministerin Heinisch-Hosek, auf http://www.gehaltsrechner.gv.at/geleitwort)
„Also wenn ich gleichen Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit möchte, dann schau ich, dass ich auch vergleichbare Tätigkeiten heranziehe, und da bleibt dieser unerklärliche Rest von 12 Prozent. …"
(Frauenministerin Heinisch-Hosek in Ö1 "Journal Panorama" 5. Oktober 2011)
Anmerkung: Der Wert von „12 Prozent ungeklärtem Rest" stammt aus einer 2009 publizierten Studie des Wirtschaftsforschungsinstitutes (Wifo) der Sozialpartner, in dem erklärbare Gehaltsunterschiede „herausgerechnet" und Daten aus den Jahren 2004 bis 2006 verwendet wurden, in denen eine andere Wirtschaftslage vorhanden war.
Die Differenz ist inzwischen sicherlich geschrumpft und würde sich weiter verflüchtigen, würden auch andere Faktoren des Erwerbslebens entsprechend berücksichtigt, die Männer eher in Anspruch nehmen, aber auch Frauen offen stünden: Lohnverträge mit höherem Risiko (variablem Lohnanteil), Bereitschaft zum Pendeln, zu Überstunden und ungünstigen Arbeitszeiten usw. Zudem kann ein Unternehmer aus der Praxis zum Schluss kommen, dass ein Mitarbeiter trotz gleicher Arbeit(-szeit) produktiver als ein anderer ist, also mehr leistet und sich daher auch ein höheres Gehalt verdient hat.
Buchhinweis: Walter Krämer: So lügt man mit Statistik (Piper-Verlag München 2011, Euro 9,95)
Viktor Pölzl ist Obmann des Vereins Freimann in Graz, der sich für Gleichberechtigung auch für Männer einsetzt.