Gold wird anders als andere Rohstoffe wie etwa Öl stets sehr emotional diskutiert. Nach wie vor ist bei vielen Akteuren aus Politik und Finanzindustrie so etwas wie eine „Aurophobie“ zu diagnostizieren.
Zwei statistische Daten zur Erhellung des Umfeldes dieses einzigartigen Elements: Im Durchschnitt der Förderstellen müsse gegenwärtig eine Tonne Material bewegt werden, um gerade einmal 0,8 g des gelben Metalls zu gewinnen. Die „Stock to Flow-Ratio“ belege die hohe Stabilität des Goldwertes. Lediglich 1,5 Prozent der weltweit bereits verfügbaren Goldmenge könne – unter stetig steigendem Aufwand – jährlich zusätzlich gefördert werden. Das bedeute, dass selbst im unwahrscheinlichen Fall des Fundes neuer, ergiebiger Lagerstätten eine „Gold-Inflationierung“ nicht zu befürchten sei.
Das stellte Ronald Stöferle, auf den Goldmarkt spezialisierter Analyst der Erste Bank, anlässlich eines Vortrags mit dem Titel „Wieso Gold eine der wenigen richtigen Antworten in Zeiten chronischer Unsicherheit darstellt“ fest. Eröffnet hatte er mit der nachdenklichen Bemerkung, dass er sich – als für eine Bank tätiger Goldspezialist – vorkomme „…wie ein Vegetarier in der Wurstfabrik“. In der Tat stehen Goldanlangen nicht gerade im Zentrum des Interesses von Banken (eher trifft wohl das Gegenteil zu).
Wenn man seinem Kind eine Schatulle mit der Auflage übergibt, diese erst in 50 Jahren öffnen zu dürfen, was würde man wohl hineinpacken? 100.000 Euro, 100.000 US-Dollar, oder den aktuellen Gegenwert in Gold? Die Frage sei, so Stöferle, im Lichte der weltweit betriebenen, exzessiven Geldmengenausweitung eindeutig zu beantworten. Gold habe seine Kaufkraft über Jahrhunderte behalten. Eine rund 100 Jahre zurückreichende Analyse zeige, dass sich das Preisverhältnis von Erdöl zu Gold in dieser Zeit faktisch nicht verändert habe. Hingegen habe der US-Dollar allein seit 1971, dem endgültigen Ende seiner Goldbindung, 98 Prozent seiner am Öl gemessenen Kaufkraft verloren.
Wäre die US-Volkswirtschaft ein Familienhaushalt, würden dessen jährlichen Einnahmen von 58.000 Dollar Ausgaben von 75.000 Dollar gegenüberstehen. Seine Verschuldung läge bei 327.000 Dollar. „Wer würde einer solchen Familie noch Kredit gewähren?“ Die Projektion der US-Staatsschulden für die nächsten zehn Jahre lasse ebenfalls nichts Gutes erwarten. Die aktuell betriebene Geldpolitik beschwöre die Gefahr einer Hyperinflation herauf.
Phasen hoher Realzinsen, wie sie etwa in den 80er und 90er Jahren herrschten, seien ungünstig für Goldanleger. Die derzeit – und voraussichtlich auch für die kommenden Jahre – bestehende Phase deutlich negativer Zinsen dagegen sei für die Entwicklung des Goldpreises besonders günstig. Die strukturelle Überschuldung der Staaten spreche ebenfalls für eine weitere Aufwertung des Goldes.
Die Gefahr einer „Blasenbildung“ sei derzeit nicht erkennbar. Eine diese ankündigende, „parabolische Entwicklung des Goldpreises“ gebe es nicht. Vielmehr sprächen die Ausweitung der Geldmengen, damit verbundene Vertrauensverluste in die Papierwährungen und verringerte Goldverkäufe durch die Notenbanken, weiterhin für eine positive Stimmung auf dem Goldmarkt. Das nächste Kursziel, das im Juni 2012 erreicht werden dürfte, liege bei 2.000 Dollar pro Feinunze. Langfristig sei ein Überschreiten des inflationsbereinigten Allzeithochs von 2.300 Dollar realistisch.
Vorsorge gegen die Geldentwertung
Steffen Krug, in Hamburg tätiger Vermögensberater und Finanzmakler beschäftigte sich mit dem Thema „Liquiditätsmanagement im Angesicht der Euro-Krise“. Er wies, unter Bezug auf Ludwig Mises´ 1912 erschienenes Buch „Die Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel“, auf den zwischen den beiden Begriffen bestehenden Unterschied hin.
Geld sei in Mises´ Analyse etwas anderes als aus dem Nichts geschöpfte „Umlaufsmittel“ – sei eben nicht beliebig vermehrbar. Seit Gründung der US-Notenbank FED [im Jahre 1913, Anm.] gebe es allerdings nur noch Umlaufmittel. Für aus dem Nichts Geschöpftes könnten sogar noch Zinsen lukriert werden – ein geradezu geniales Geschäftsmodell der Banken. Die Existenz einer Zentralbank als „Lender of last resort“ bedeute schließlich noch das Ende von Bankenpleiten – zumindest so lange es sich um „systemrelevante“ Institute handelt.
Allein im 20. Jahrhundert hätten deutsche Anleger dreimal ihre Geldvermögen verloren: Am Vorabend des Ersten Weltkriegs, in der Hyperinflation 1923 und bei der Währungsreform 1948. Ohne die Aufhebung der Verzerrungen der Kapitalstruktur durch die Zentralbanken, die den sich auf dem Markt einstellenden Zins künstlich nach unten drückten und damit Fehlinvestitionen initiierten, würde das fatale „Geld-weg“-Phänomen immer wieder auftreten. Durch die Manipulation des Zinses könnten lediglich kurzfristig (scheinbar) positive Wirkungen auf die Wirtschaftentwicklung ausgeübt werden. Langfristig wäre um einem strukturellen, jedenfalls schmerzhaften Gesundungsprozess allerdings nicht herumzukommen.
Dass es unter den herrschenden monetären Bedingungen zu einem Crash kommen müsse, sei klar. Das Problem der „Austrians“ (Österreichische Schule der Nationalökonomie) bestehe lediglich darin, keine exakten Prognosen hinsichtlich des Zeitpunkts abgeben zu können, zu dem dieser eintreten werde. Schließlich habe man es mit Menschen zu tun, die ihre Präferenzen – und damit ihre wirtschaftlichen Entscheidungen – laufend änderten, was zuverlässige quantitative Voraussagen unmöglich mache.
Es wäre nötig, das Wesen von Politkern und Bankern als systemische Falschspieler aufzudecken. Diese würden selbst wissen, dass es – im Falle eines von ihnen zu verantwortenden Totalabsturzes der Wirtschaft – um ihr Leben gehen würde. Deshalb zögen sie weiterhin alle Register, um das betrügerische Spiel so lange wie möglich weiterführen zu können.
Als Strategie für den Vermögensschutz nannte Krug „Diversifizierung“ – und zwar sowohl hinsichtlich der zu bevorzugenden Anlageklassen (Grundstoffe, Gold, Nahrungsmittel, Immobilien) als auch geographisch (d. h. wesentliche Teile außerhalb des Euroraums – z. B. in der Schweiz, in Hongkong oder Singapur).
Beide Vorträge wurden bei einer von Nikolaus Kimla, einem erfolgreichen IT-Unternehmer und engagierten Förderer der Ideen der „Österreichischen Schule der Volkswirtschaftslehre“, initiierten Veranstaltung in Wien gehalten.
Goldreport:
http://www.rottmeyer.de/5-goldreport-2011-ronald-stoferle-in-gold-we-trust/
Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.