Plädoyer für die Monarchie

Die demokratische Geschichte ist sehr kurz und umfasst nur wenige Jahrhunderte. Wenn man von der griechischen Polis absieht, die ja nur bedingt mit der heutigen Demokratie zu vergleichen ist, da in ihr ausschließlich bürgerliche Männer teilhaben durften, ist die Demokratie eine Geburt der Moderne, wobei unter Moderne die Geschichte seit der Französischen Revolution zu verstehen ist.

Nachdem die Könige gestürzt wurden, war mit ihnen in gewisser Weise auch Gott aus dem Staat verbannt worden, denn in der alten Monarchie ging das Recht immer noch in erster Instanz von Gott aus und erst in zweiter Instanz vom König, der sich ja auch als von Gott legitimierter Herrscher sah. Der Monarch war immer eine Analogie zu Gott, der die Welt regiert, genauso wie der Familienvater als rechtmäßiger „Herrscher" über seine Familie angesehen wurde.

Man kann es durchaus so ausdrücken, dass die Demokratie, indem sie postuliert: „Das Recht geht vom Volk aus", den Mensch an erste Stelle gesetzt hat, anstelle von Gott. Denn ein gläubiger Mensch – ganz gleich welcher Konfession – wird immer dabei bleiben, dass das Recht von Gott ausgeht und kein Mehrheitsentscheid aus einer Sünde (zB. Homosexualität, Abtreibung) ein legitimes Handeln machen kann. Gott wurde also bewusst aus der Verfassung ausgeklammert, weil die Menschen ihren Staat nun auf Rationalität und Individualität aufbauen wollten.

Prof. Dirk Budde drückt das in seinem Buch „Heiliges Reich, Republik, Monarchie“ so aus: „Mit der französischen Revolution begann jenes Suchen eines utopisch geprägten republikanischen Rechtsbewusstseins nach dem idealen Staat und der idealen Verfassung, dem die Menschen nur als Objekt und Material für seinen Heilsentwurf dienten. Nicht mehr die komplexe unkonkrete Realität des Lebens und der in ihm lebenden Menschen baute den Staat organisch auf, sondern die Menschen wurden ausgerichtet auf einen Heilsentwurf, der zur Grundlage der staatlichen Politik wurde.

Das utopisch orientierte republikanische Rechtsbewusstsein – mit seiner im Gegensatz zum konservativen Bewusstsein durch die Aufklärung geprägten Auffassung von der wesentlichen Vollkommenheit der Menschen – erlebte seinen gewaltigsten und totalitärsten Amoklauf in der kommunistischen Heilsutopie, deren Nichteinlösung und innerer Zusammenbruch das utopische Denken vieler orientierungslos und, insbesondere in Deutschland, teilweise hysterisch zurückließ." (Dirk Budde, Heiliges Reich, Republik, Monarchie, S.77)

Die drei Fehler der Demokratie

Die Demokratie ist von drei negativen Charakteristiken geprägt. Das erste habe ich eingangs erwähnt, nämlich, dass die liberale Demokratie behauptet, dass die Mehrheit das Recht hat, jedes Gesetz zu erlassen. Die Kirche hält dagegen, denn sie unterscheidet zwischen Wahrheit und Lüge, Recht und Unrecht, Gut und Böse, Rechtgläubigkeit und Irrtum. Das zweite negative Charakterium wäre der unnatürliche Freiheitsbegriff und das dritte der enge Zeithorizont der Demokratie.

Weiters verkennt sie das Faktum, dass „als Resultat eines weiten Spektrums menschlicher Talente in jeder Gesellschaft minimaler Komplexität einige Individuen rasch den Status einer Elite erreichen werden. Aufgrund überlegener Leistungen hinsichtlich Vermögen, Weisheit, Mut oder einer Kombination davon werden einige Individuen 'natürliche Autorität' erlangen, und ihre Meinungen und Urteile werden weitreichenden Respekt genießen. Darüber hinaus werden, als Ergebnis selektiver Paarung und Ehelichung sowie der Gesetze bürgerlicher und genetischer Vererbung, die Positionen natürlicher Autorität wahrscheinlich von den Mitgliedern weniger 'adeliger' Familien eingenommen und innerhalb dieser Familien weitergegeben." (Hans-Hermann Hoppe, Demokratie der Gott der keiner ist, S.163).

Die Demokratie ist somit eine künstliche Regierungsform und negiert die natürliche Ordnung auf dieser Welt. Sie kann sich auch nur durch Enteignungen (hohe Steuern), Umverteilung (diverse Abgaben), Gleichmacherei und permanente Neiddebatten halten.

Nur das Wohl des Ganzen macht frei

Aber kommen wir zum Freiheitsbegriff. Der Freiheitsbegriff, der der liberalen Demokratie zugrundeliegt, ist autonomistisch, individualistisch, also a-christlich, a-theistisch. Der Individualismus unter dessen Stern der neue Staat, die Demokratie, von Anfang an stand, hat die Beziehung der einzelnen Teile zum Ganzen umgekehrt. Nach dem Individualismus sind die Teile vor dem Ganzen, die Einzelnen das einzig Wahre und Wirkliche. Das Verhältnis des Einzelnen zur Gesellschaft ist subjektiv, von Zufall geprägt, rein nutzhaft, utilitaristisch, aber ohne wesenhafte geistige Bezugnahme.

Der Individualismus wähnt, indem er dem Einzelnen Autarkie und Autonomie zuspricht, ihm dadurch zur eigentlichen Entfaltung zu verhelfen, zerstört aber paradoxerweise die Individualität des Einzelnen mit dessen Absolutsetzung. Im Gegensatz dazu ist für das organische, ganzheitliche Denken, wie es im Mittelalter typisch war, das Primäre, die ursprüngliche Tatsache, von der sich alles ableitet, nicht der Einzelne, sondern die Ganzheit, die Gesellschaft.

Der Einzelne ist nicht mehr selbst bestimmt, autark, steht nicht mehr ausschließlich auf dem Boden seiner Ichheit; die primäre Wirklichkeit liegt nicht mehr in ihm, sondern in dem Ganzen, in der Gesellschaft. Damit wird das Individuum nicht vernichtet, sondern es wird ihm gerade das gegeben, was ihm zukommt, Einzigartigkeit, Individualität und Eigenleben. Das Wesen der organischen Hierachie hat der hl. Apostel Paulus im 1. Korintherbrief (12,12-30) gekennzeichnet, in dem er die Kirche, die Stände und Ämter in der Kirche, die Gemeinden und alle Getauften mit einem Leib vergleicht, dessen Haupt Christus ist.

Keine Wahlen – keine Kurzsichtigkeit

Was genauso wichtig ist, ist der stark limitierte Zeithorizont, der in einer Demokratie herrscht. Da geht es um Perioden von vier bis acht Jahren nach denen sich die Mehrheit der Politiker und Entscheidungsträger richtet. Dies stellt meistens eine Amtsperiode dar und dann kommt die nächste Wahl. Während der Amtsperiode ist die Versuchung natürlich groß in dieser kurzen Zeitspanne möglichst viel für sich und seine Freunde und die Partei herauszuholen.

Der Monarch hingegen weiß, dass er in zwanzig Jahren noch genauso an der Macht sein wird, oder zumindest eines seiner Kinder, er plant daher vorsichtiger und auf längere Sicht. Es würde ihm und seiner Familie auch auf Dauer nichts bringen, das Volk über die Maßen auszunehmen. Im Gegenteil, es wäre für ihn sogar eine Gefahr, wenn er das Land und sein Volk zu sehr ausquetschen würde, daher wird er auf ein langsames, aber organisches Wachstums setzen.

Der Politiker hingegen hat kein Problem damit, fünfzig Prozent Steuer- und Abgabenquote einzuheben. Der moderne, sozialdemokratische Politiker hat überhaupt keine Hemmungen mehr, auf das Vermögen der Bürger zuzugreifen. Er hat auch kein Problem damit, neue Schulden einzunehmen und die Zukunft der nachfolgenden Generationen zu verspielen. Aber auch der nationale Sozialismus ist kaum besser, dort geht es auch nur ums Fressen und dort kommt man genauso ohne Gott aus.

Das religiöse Verständnis fehlt dort leider ebenso, und darum kann es mit ihnen auch keine spirituelle Weiterentwicklung unseres Volkes geben. Es sei denn, es gelingt einer Gruppe Priester ihnen ein religiöses Leben einzuhauchen, so wie damals unter dem Priesteranwärter Dollfuß, der das rechte, christliche Lager geeint hat.

Dollfuß: Der letzte echte Staatsmann

Dazu schreibt der Historiker Stanley Payne in seinem Buch Geschichte des Faschismus: „So waren in Österreich anders als in Deutschland die nicht-faschistischen Kräfte der Rechten in der Lage, vorbeugend eine eigene autoritäre Regierung zu errichten und den Nazis den Weg zur Macht zu versperren, was vor allem auf die breite, wenn auch nicht mehrheitliche Unterstützung für die Christlich-Sozialen und die entschlossene Führung des zum Märtyrer gewordenen Dollfuß zurückzuführen war."

Und Otto von Habsburg meinte über Dollfuß: „Er war ein tief honoriger Mensch und ein guter Christ. Er wollte auch die Beziehungen zum Haus Habsburg in Ordnung bringen. Aber die letzte Wende war erst kurz vor seinem Tod. Er hat es auch nicht nach außen hin gesagt, so weit ich informiert bin, er hat es zu Ernst Karl Winter gesagt, dem er sehr vertraut hat und ihm sehr viel Offenes gesagt hat. Dieser war sehr erstaunt, als er damals zu mir gekommen ist, über den Gedanken, dass die Monarchie nun sehr bald wieder kommen würde.

Dollfuß hat ja gewusst, dass er in einer äußerst schwierigen Situation war. Und er hat das Gefühl gehabt, mit der Monarchie ging es. Dollfuß hat erkannt, dass die Monarchisten am entschlossensten gegen den Nationalsozialismus waren und zweitens hat er gesehen, dass die verschiedenen reichischen Gedanken an der Substanz Österreichs vorbeigingen. Es war eine logische Fortsetzung des Österreich-Gedankens. Der christliche Ständestaat war ein Gedanke, der nie die Füße auf den Boden bekommen hat." (Gudula Walterskirchen, Engelbert Dollfuß, S.42)

Ohne Staatsreligion zerfällt die Nation

Wer meint, dass Religion bloß Privatsache sei, der verkennt deren Bedeutung für die Gesellschaft. Fjodor Dostojewski schrieb im „Tagebuch eines Schriftstellers“: „Der Bildung einer Nation ist immer eine sittliche Idee vorausgegangen; die jüdische Nation, die erst nach Moses entstanden ist, sowie viele muslimische Nationen erst nach dem Koran. Und wenn im Laufe der Jahrhunderte das sittliche Ideal einer bestimmten Nationalität zu wanken beginnt, so verfällt auch diese Nationalität, mit allen ihren zivilen Normen und Idealen."

Letztlich überleben die Völker mit der stärksten Religion, oder besser gesagt, der stärksten Religionsbindung, die anderen drohen sich in einem multikulturellen Meer voll von Nihilismus und Materialismus aufzulösen. So meint Ernst Nolte, der große Historiker Deutschlands: "Ein Volk aber, das seine Mission verliert, hat keinen Platz mehr auf der Bühne der Geschichte, es tritt ab und wird, wie im Falle der Deutschen, zum ethnographischen Material des ältesten noch existierenden Religionsvolkes der Erde, das im vielfältigen Ringen mit dem christlichen und konservativen Europa zum Vorkämpfer der Moderne geworden war." Um zumindest noch Österreich zu retten, bedarf es dringend einer starken Monarchie und eines Königs, der sich der Bedeutung von Religion bewusst ist. Auf die Habsburger traf dies immer zu.

Heute erkennen immer mehr Menschen, dass es so nicht weitergehen kann und viele ahnen auch schon, dass wir langsam in ein totalitäres System hinabgleiten. Sie kennen jedoch keine Antwort darauf, denn sie wollen weder von einem König (Monarchie) noch von Gott (Kirche) etwas wissen. Die Antwort erscheint den Menschen paradox und man fürchtet wohl persönliche Freiheiten zu verlieren und im Gegenzug mehr persönliche Verantwortung übernehmen zu müssen. Und natürlich ist der Neid ein großer Faktor auf den sich die Demokratie gründet, aber vor allem ist es der Wunschtraum der Massen nach Herrschaftslosigkeit.

Die moderne Demokratie mitsamt ihrem Wohlfahrtsstaat hat den Menschen diesen infantilen Traum von einem Leben abseits der natürlichen Ordnung ohne Gott und König zumindest für ein paar Jahrzehnte erfüllt. Da träumt man lieber weiter von diversen sozialistisch-kommunistischen Szenarien, oder man bastelt an aussichtslosen, kosmetischen Korrekturen des vorhandenen Systems herum. So ganz Unrecht haben die Massen nicht, auch das zukünftige totalitäre System wird sich ihrer menschlichen Bedürfnisse annehmen, aber es wird eine trügerische Freiheit sein, eine die nur von Nabel abwärts gilt.

Entweder absolute Monarchie oder Totalitarismus

In der Zwischenzeit beobachten wir, wie sich der internationale Sozialismus und der nationale Sozialismus – angeheizt durch eine völlig falsche Immigrationspolitik und die internationale Wirtschafstkrise – immer erbitterter gegenüberstehen, und es ist sogar zu erwarten, dass dies in naher Zukunft in bürgerkriegsähnlichen Zuständen münden wird. In dieser Situation braucht es eine Kraft, die als Brücke zwischen diesen beiden Ideologien fungiert und sie auch in Schach halten kann. In Österreich ist eine Monarchie für diese Aufgabe prädestiniert.

Die zweite Möglichkeit wäre eine Einigung des rechten und des bürgerlichen Lagers unter starker Einbindung von Priestern und anderen religiösen Menschen, welche dann auch einen maßgeblichen Einfluß auf diese Koalition haben müssten. Dann wären wir jedoch höchstens dort, wo Dollfuß schon einmal war. Und wo er letztlich gescheitert ist, weil er die Monarchie nicht restauriert hat um seinem Ständestaat das nötige Fundament zu geben.

Will Österreich dem zukünftigen, europaweiten Totalitarismus entgehen, müssen beide oben genannten Bedingungen realisiert werden. Eine kaum zu lösende Aufgabe, aber ich sehe es als meine Pflicht an, darauf hinzuweisen, dass unser derzeitiges politisches System moralisch am Ende ist und eine Gefahr für den Staat und die Gesellschaft darstellt. Aus meiner Sicht kann der kommende Totalitarismus nur durch eine starke Monarchie und eine ebenso starke Kirche verhindert werden.

Als Theodore Roosevelt Kaiser Franz Joseph 1910 fragte, was er denn in diesem fortschrittlichen 20. Jahrhundert als seine wichtigste Aufgabe betrachte, antwortete ihm der greise Monarch: „Meine Völker vor ihren Regierungen zu beschützen.“

Heute braucht es wieder einen Kaiser, der über den Ideologien der Regierungen und des Zeitgeistes steht und der in Jahrhunderten denkt anstatt in Legislaturperioden.

Der Autor, Jahrgang 1982, ist ehemaliger Laienpriester und arbeitet als Bankangestellter in Wien.

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