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Rebellen haben’s schwer

In letzter Zeit berichtet der ORF über die neue mutige Revolutionsbewegung, genannt Pfarrerinitiative. Ich finde es sehr beeindruckend, wie es dieser gelingt, den Eindruck zu erwecken, die Mehrheit der österreichischen Katholiken stünde hinter der Initiative.

Nach dem Motto „Glaube nur den Statistiken, die du selbst gefälscht hast“,  berufen sich die Redakteure auf eine „repräsentative“ Umfrage unter 500 Priestern, erwähnen aber nicht, dass über 600 weitere Priester diese Umfrage verweigert oder abgebrochen haben, weil sie sie für tendenziös hielten. Weiters wurde ein Kamerateam ausgeschickt, um die Stimmungslage nach dem Gottesdienst in einer rebellischen Pfarre einzufangen. Wäre dieses Team letzten Sonntag vor dem Stephansdom gestanden, hätten sie garantiert ganz andere Auffassungen der gemeinen Schäfchen zu hören bekommen. Es wäre noch aus einem anderen Grund erhellend für Medienvertreter gewesen, dort zu sein.

Rund um die Mittagsmesse machte Christian Solidarity International wieder einmal ganz leise auf die etwas essentielleren Sorgen von weltweit einer knappen Viertelmilliarde Christen aufmerksam, die wegen ihres Glaubens diskriminiert und verfolgt werden; Das sind zehn Prozent aller Christen und achtzig Prozent aller aus religiösen Gründen verfolgten Menschen. Aber solche Initiativen finden in der Öffentlichkeit offenbar weniger Beachtung.

Aber zurück zu den unerträglichen Zuständen bei uns. Kirchen und Priesterseminare werden sich wohl kaum durch eine Änderung der Geschäftsordnung auf wundersame Weise füllen. Das Priesteramt ist kein Beruf, sondern eine Berufung. Nicht eine Beschäftigung, der man sich acht Stunden am Tag widmet, um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Es ist eine Art zu leben. 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr, bis man das Zeitliche segnet. Sie verlangt einiges an Verzicht.

Meinem persönlichen Eindruck nach ist die Auffassung, dass egal für welches Lebensmodell man sich entscheidet, diese Entscheidung in jedem Fall Verzicht auf etwas anderes bedeutet, nicht gerade weit verbreitet. Weit verbreitet ist hingegen eine fehlgedeutete Vorstellung von Freiheit. Freiheit bedeutet nicht, unzählige Optionen zu haben. Freiheit bedeutet, bewusst eine davon auszuwählen UND allen anderen zu entsagen. Ein geistlicher Beruf erfordert Verzicht, eine Ehe übrigens auch; und jemand, der sich von Lebensabschnittspartner zu Lebensabschnittspartner durchfrühstückt, verzichtet ebenso.

Ich frage mich, ob ein der katholischen Weltkirche angehörender Geistlicher aus einem der Länder, in denen Religionsfreiheit wirklich nur ein frommer Wunsch ist, sich besonders um die Abschaffung des Zölibates schert.

Rebellische Pfarrer werden sich aber nicht nur an den bösen hierarchischen Strukturen der Amtskirche die Zähne ausbeißen, sondern auch an ihren apathisch konservativen Schäfchen. Genauso wie die Gruppe studentischer Chaoten, die letzten Dienstag mal wieder aus Protest gegen irgendwas wenig originell das Audimax der Uni Wien besetzen wollte. Der Professor ließ die tatsächlich nach höherer Bildung strebenden Lehrveranstaltungsteilnehmer basisdemokratisch abstimmen und verwies die lärmenden Agitatoren des Saales. Studentenrevolten sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren. Gott sei Dank.

Elisabeth Hennefeld ist ein liberal-konservativer Geist an der Universität Wien (unter Artenschutz).

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