Dass das Begräbnis Seiner Hoheit mehr war, als bloße Nostalgie, ist vor allem drei Konstanten zu verdanken: Der Grußbotschaft des Papstes, der Haltung der kaiserlich-königlichen Familie, sowie der Predigt des Kardinals. Der ORF hingegen schaffte es nicht einen Schatten auf diesen großen Mann zu werfen, so sehr er sich auch mit Hilfe übler Propaganda, schlechter Kommentatoren (wozu auch Herr Zulehner zu zählen ist) und republikanischer Niederträchtigkeit darum bemühte. Die Begräbnisfeierlichkeiten sind vorüber: eine Nachlese.
Eine gute Predigt bewegt mich stets. Eine solche hielt der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, im Rahmen des Requiems für Seine Hoheit Otto von Österreich im Wiener Stephansdom. Das besonders beeindruckende an dieser Predigt ist die Erwähnung des „Gottesgnadentums“, welches durch die Zeiten durchscheint und über der Zeit steht.
Erzherzog Ottos Widerstand sowohl gegen den nationalen als auch gegen den internationalen Sozialismus bleibt in diesem Zusammenhang in Erinnerung. Die Legitimisten, die einzig wirklich überzeugten Österreicher, sie waren das geistige Bollwerk gegen den Nationalsozialismus. Der Bruderstreit von Rot und Braun: Er war lediglich ein Wettrennen zweier Totalitarismen.
Thomas Chorherr dazu heute in der Tageszeitung Die Presse: „Mein Onkel Gabi war Schneidermeister in Wien. Ich erinnere mich an ihn, wenngleich nur schemenhaft. Es war anno 1938, und ich war noch im Vorschulalter. Am deutlichsten blieb mir im Gedächtnis, dass er seiner Familie durch das Fenster der Justizanstalt Mittersteig gewinkt hat. Es war das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe. Kurze Zeit später ist er in das KZ Dachau verbracht worden, und meine Tante, seine Frau, erhielt irgendwann einmal eine einfache Postkarte, auf der vermerkt war, dass Onkel Gabi gestorben sei. Onkel Gabi war Legitimist. Deswegen ist er von der Gestapo verhaftet worden.“
Die drei Kernpunkte der Predigt des Wiener Erzbischofs sind klug gewählt, die Würdigung die Seine Eminenz dem verstorbenen Erzherzog aussprach, sie war notwendig und gefühlvoll zugleich. „Selig, die arm sind vor Gott“, „Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit“, „Selig die Friedensstifter“. Drei Beispiele, die Kardinal Schönborn exemplarisch herausgriff um das Leben jenes Mannes zu umschreiben, der seine Berufung stets vor Gott zu leben versuchte, der, und auch hier hat der Kardinal die Worte recht gewählt, seine Zugehörigkeit zu einem kaiserlichen Geschlecht, eben als Auftrag von Gott verstand:
„Es gehört zur political correctness, die Idee des Gottesgnadentums für völlig vorgestrig zu halten. Otto von Habsburg hat sie, im ganz ursprünglich gemeinten Sinn, zuerst als Verantwortung verstanden: Nicht als ein Anrecht auf eine Herrscherposition, sondern als Auftrag, die anvertrauten Aufgaben, in die wir hineingestellt sind, in Verantwortung vor Gott wahrzunehmen. Die Verantwortung vor Gott, wie wir mit dem uns Anvertrauten umgehen, können wir nicht ablegen oder delegieren.“
Und wiederum handelt es sich hierbei um den Kern dessen, was wir unter „Legitimismus“ verstehen: eine von Gott gegebene Berufung, eine Verantwortung die weiter reicht und umfassender ist als das „Mandat“ bis zur nächsten Wahl. Die Familie Habsburg unterscheidet sich ob dieses verinnerlichten Auftrages, den der Sohn des Seligen Karl I. in dieser Zeit wie kaum ein anderer verkörperte, von jenen Marionettenmonarchen, die in anderen europäischen Ländern die Klatschspalten füllen.
Einen engen Zusammenhang zwischen diesem Bewusstsein für die eigene Berufung und jener Tugend, die Otto von Österreich zusätzlich auszeichnet, ist direkt zu erkennen, Seine Hoheit strahlte eine tiefe und ehrliche Gelassenheit aus, die es ihm ermöglichte sowohl die eigene Berufung zu leben, als auch die Seinigen zu stärken und dies ohne große Polemik, großes Geschrei und/oder Effekthascherei. Er war das Gegenteil des modernen Politikers, er war ganz und gar von kaiserlich-königlicher Würde.
Johannes Auer ist Publizist. Seine Haupt Forschungs- und Publikationsschwerpunkte sind das Verhältnis von Religion und Staat. Auer forscht ebenso intensiv auf dem Feld des „Traditionalismus“. Ein Teil seiner Publikationen ist online auf: http://johannesauer.wordpress.com abrufbar