Was haben das alte Ägypten, das Oströmische Kaiserreich, das Osmanische Reich mit Sultanat und Kalifat, der heutige Iran und die vatikanische katholische Kirche gemeinsam?
Der Text des Sanctus in Schuberts Deutscher Messe (Heilig ist der Herr, heilig ist nur er) bedarf jedenfalls einer Korrektur. Denn in Rom herrscht der „Heilige Vater“. Unumschränkt mit seinen kurialen Helfern. Das Amtspersonal und das Volk der Gläubigen in der Weltkirche sind ihm hierarchisch geordnet untertan und sollen in pflichtigem Wohlverhalten entsprechend unterwürfig sein.
Als Nachfolger Petri auf diesen Fels gebaut, als Stellvertreter Jesu Christi auf Erden, verwaltet der Papst das katholische Glaubensgut in kirchenrechtlich verankerter oberster Vollmacht. Die katholischen Gläubigen bedürfen der geweihten Diener der Kirche als unverzichtbare Mittler zu Gott. (Wie die Nachfolge Jesu Christi in ihrem nicht selten gigantomanischen Pomp ausschaut, sollte man eher nicht hinterfragen.)
Die Berufungen zu den Kirchenämtern und allfälligen Abberufungen unterliegen streng der Hierarchie einschließlich gehandhabter Befürwortungen und Denunziationen. In neueren Entwicklungen werden reaktionäre Revoltierer wieder hoffähig gemacht, progressiv bemühte hingegen gemaßregelt. Wo Abweichungen geheim bleiben oder nicht allzu öffentlich werden, lässt man sie allerdings gewähren.
"Im Sprung gehemmt" (© Weihbischof Helmut Krätzl, 1998) geht es oft gegen das 2. Vaticanum. Parallel dazu gibt es ein Kirchenverständnis, das die Religionsgemeinschaft auf eine durchpolitisierte Caritas ausrichten möchte. Dass es, und wie viele Glaubensspaltungen – wie viele christliche Glaubensgemeinschaften – es gibt, könnte zu denken geben. Ebenso die Frage, ob die katholische Kirche auf eine weitere Spaltung zusteuert.
Gegen den Aufstand des Gewissens würde eine solche zweifelsohne nicht zu verhindern sein!
RR Prof. Reinhard Horner, Berufsschuldirektor und Lehrerbildner i. R.; zahlreiche Publikationen zu pädagogischen, politischen und wirtschaftlichen Themen.