Österreichische Ortstafeln auf Korfu?

Auch "arme" Länder wie Griechenland, Portugal oder Irland sind in vieler Hinsicht reich. Und das könnte jetzt ganz Europa zugute kommen …

Ein böses Gerücht kursiert: Höchste EU-Kreise basteln angeblich an einem ganz neuartigen Lösungsansatz für die sich verschärfende Schuldenkrise. Umverteilung und Transfers zwischen verschiedenen EU-Staaten sollen nicht weiter eine Einbahnstraße bleiben … Es sollen vielmehr handfeste Gegenleistungen erbracht werden – heißt es. Besonders ins Gerede gekommen sind dabei die griechischen Inseln.

Es wäre daher vielleicht höchste Zeit, dass der Bundespräsident – vielleicht gemeinsam mit der streitbaren Finanzministerin – zum Beispiel einmal den Anspruch auf Korfu erhebt – sonst besteht noch die Gefahr, dass es uns jemand wegschnappt – und das wäre doch schade … (Immerhin liegt es nicht zu weit weg – und auch Kaiserin Sissi soll es ja dort schon recht gut gefallen haben.)

Weiters wäre dann auch noch an eine Fact-Finding-Mission nach Irland, Portugal usw. zu denken. Potentielle Ziele: Kunstschätze, Fußballer, Bodenschätze etc. Wer zu spät kommt … Ganz uneigennützig – denn auch die Deutschen und die wenigen anderen Nettozahler werden ja wohl auf ein paar „Sicherheiten" Wert legen.

Deutschland wird vielleicht nicht gleich die Akropolis fordern (die würde ja auch besser zu den Briten passen – sie haben ja immerhin schon das Inventar!) – muss aber sicher vorrangig bedient werden.

Die griechische Regierung könnte andererseits, am besten gleich zusammen mit dem Orakel von Delphi, nach Brüssel wechseln: Das Orakel braucht die EU zweifelsohne – und Belgien wiederum eine Regierung (welcher die Griechen wohl ohnedies nicht allzu lange nachweinen dürften!)

Auf den Olymp werden sicher die Franzosen spitzen. Olympia hingegen, könnte – ausnahmsweise außerhalb der EU – an die Schweiz gehen. (Denn die hat schließlich noch immer genug Geld.)

Und ganz böse Zungen behaupten, dass die Türken an Rhodos interessiert sein könnten – denn sie gehören zwar auch nicht zur EU, aber Geld scheinen sie vergleichsweise noch zu haben …

Die Skandinavier sind zwar etwas weit vom Schuss – dafür aber ziemlich zahlungskräftig. Und wie verhandlungsfähig sie sind, wird sich ja dann zeigen.

Jedenfalls sollte heuer eigentlich kaum ein Österreicher ohne ein paar Ortstafeln im Gepäck auf Urlaub gehen – das könnte sogar aus Budgetmitteln finanziert werden. So wäre unser aller Steuergeld zumindest potenziell einmal gewinnbringend investiert.

Die Idee mit mehrsprachigen Ortstafeln durch Europa zu fahren, ließe sich überdies, gerade jetzt im Sommer – und dem Zeitgeist entsprechend – perfekt als Kunstprojekt tarnen! Aber wenn sie einmal stehen … Und die Grünen können ja auch grüne Tafeln aufstellen, mit der Aufschrift: „Gesponsert von Euren grünen Freunden aus Österreich“ – also ganz un-imperialistisch. (Allerdings dürften die Grünen wohl eher für Kreta plädieren – denn das mythische Labyrinth könnte ihnen sicher wichtige Inspirationen für ihr Wiener Verkehrskonzept liefern!)

PS: Die Idee bunter Ortstafeln ließe sich übrigens auch auf Österreich übertragen: Damit auch hier jeder gleich sieht, wem das Land gehört, könnten die Ortstafeln jeweils die Farbe der Partei des gerade amtierenden Bürgermeisters tragen.

Christoph Bösch, M.A. ist Publizist in Wien und Gründer der Initiative "Mehr Wahlrecht".

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