Verwirrfahrten

Manche Seefahrt ist nicht lustig
und nicht wie im Liede schön,
sondern ausgesprochen frustig,
ja geradezu obszön.

Denn nicht alle überleben,
und der Schlepper, der das weiß,
der kassiert im voraus eben
seinen überhohen Preis.

Wer geschleppt wird solcherweise,
steigt ins Boot als Emigrant,
wird zum Flüchtling auf der Reise
und kommt an als Asylant!

Doch die wundersame Wandlung
ist Etappe nur, nicht Ziel,
weiter nämlich geht die Handlung
wie beim Pyramidenspiel:

Prompt erhebt sich ein Gewinsel:
Viel zu viele sind schon da!
Selber schuld, denn eure Insel
liegt zu nah an Afrika!

Aber Silvio, dem frommen,
kam die rettende Idee:
Er bringt alle, die gekommen,
auf das Festland stantepe.

Da auch dort die Leute maulen
und da Lager nicht human,
stellt er, um nicht zu vergraulen,
einfach Visa aus spontan!

Daß jetzt anderswo man quengelt,
ist Theaterdonner bloß,
denn Europa ist verschengelt,
führungs-, hirn- und grenzenlos.

Doch es predigen die Guten,
denen das zu danken ist,
uns, die laufend dafür bluten:
Wer sich wehrt, ist ein Rassist!

Größten Anspruch hat auf Bleibe,
wer für andersrum optiert,
und ich wett’, indes ich’s schreibe,
drunten hat man’s längst kapiert …

Pannonicus

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