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Italien oder: Was gibt's da zu feiern?

Italien hat seinen 150. Geburtstag begangen. Das ist ein willkürliches, um nicht zu sagen seltsames Datum. Noch seltsamer aber ist, dass sich etliche italienische Politiker darüber erregen, dass die Südtiroler dabei nicht mitfeiern.

Ist man in Italien wirklich noch immer nicht imstande, die Fakten der Geschichte zu begreifen? Das stellt dem Land ein ziemlich schlechtes Zeugnis aus. Denn es kann ja niemand bestreiten, dass die Südtiroler nur als Kriegsbeute des ersten Weltkriegs und gegen ihren Willen zwangsweise Italien angeschlossen worden waren, obwohl damals kaum Italiener in Südtirol gelebt haben. Tatsache ist, dass Mussolini mit Hitler als zynischem Helfershelfer die Südtiroler schwer drangsaliert hat, und dass auch das christdemokratische Nachkriegsitalien nachher mit massenweisem Import von Süditalienern versucht hat, Südtirol ethnisch umzupolen. Dies geschah solange, bis sich die Südtiroler mit Bombenanschlägen zu wehren begonnen haben.

Umgekehrt muss man freilich den Italienern auch durchaus und ehrlich zugute halten, dass sie mit der deutsch-österreichischen Minderheit trotz allem weit humaner umgegangen sind als das etwa Tschechen, Polen und Russen getan haben. Und dass sie mit dem Südtirolpaket nach hartem Ringen schließlich einen sehr weitgehenden Minderheitenschutz akzeptiert und bis heute weitgehend eingehalten haben.

Dennoch ist allen Südtirolern bewusst, dass ihnen das auch von Österreich stets geforderte Selbstbestimmungsrecht bis heute verweigert wird. Das macht es daher zu einer Zumutung, diese auf Gewalt beruhende Einheit Italiens feiern zu sollen.

Ganz abgesehen davon ist auch der eigentliche Geburtstag köstlich. Denn der gefeierte Akt besteht darin, dass sich jemand vor 150 Jahren in Turin zum „König von Italien“ ausgerufen hat, einem Italien, dass dann erst Schritt für Schritt, Krieg für Krieg zusammenerobert werden musste. Mit anderen Worten: Eine Republik feiert die Ausrufung einer Monarchie.

Und ebenso auffallend ist, dass im Norden Italiens große Teile der Bevölkerung jedes Interesse an der Einheit dieses Landes verloren haben. Sie haben die Nase voll von korrupten Politikern, von einem als ewigem Almosenempfänger Geld verschlingenden Süditalien, von politisierenden Richtern und Staatsanwälten, von in Jahrzehnten angehäuften Schulden. Und wohl auch von einem sexbesessenen alten Mann als Premier – von dem sie aber zugleich wissen, dass seine Regierung immerhin mit dem Sparen und Eindämmung des alten Sumpfes wenigstens so erfolgreich war, dass Italien als einziger der PIIGS-Staaten in den letzten Jahren keine Verschlechterung seiner Ratings hinnehmen musste. Und dass die linke Alternative zu Berlusconi dem Land binnen kurzem eine schwere Finanzkrise bescheren würde. Und dass Berlusconi die ursprünglich geplanten Ausgaben zum 150. Geburtstag auf weniger als ein Zwanzigstel reduziert hat.

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